Deine Antwort auf mich ist schon etwas weiter zurück, alles vollgemaikt hier...
Du beziehst dich in deiner Antwort aber nur auf einen ganz kleinen Teil meines Postings bzw. meiner Postings hier in diesem Thread, in denen ich viel über mein Weltbild geschrieben habe.
Wie stehst du zum Rest?
Ich antworte jetzt mal auf alles zusammen, kann sein, dass sich andere schon ähnlich dazu geäußert haben. Da steht so viel Geschriebenes. Zunächst mal das:
Ich weiß [...], dass es dann oftmals viel schwieriger sein kann, hier einen eigenen Weg (d.h. ausgewogen reflektiert und frei von pubertären Protesten) zu finden.
Und das war auch der Grund, warum ich zunächst nicht bereit war, mich mit deinen Äußerungen im Detail auseinander zu setzen. Es ist ein schlechter Stil, vorab jedem, der mit deiner Meinung nicht übereinstimmt, einer pubertäre (hier im diffamierenden Sinne gemeint) Protesthaltung zu bezichtigen. Woher gleich zu Anfang diese Aggressivität? Du nimmst zur Eröffnung für deine posizion gleich eine besondere Erhabenheit über andere in Anspruch. Dein weiteres Verhalten hier hat aber gezeigt, dass deine Aggression sich nicht gegen die Ungläubigen, sondern gegen die von Dir verteufelte wissenschaft richtet, die dir den Glauben, die Liebe, einfach alles was dich als Mensch ausmacht nehmen könnte:
Ich glaube [...] dass ich mit einem materialistisch-atheistischen Weltbild gar nicht lebensfähig wäre. Ich müsste einfach dann wirklich ernstnehmen, dass unsere ganze Welt und auch die Menschen selber nur durch formalisierbare Naturgesetze bestimmt sind, dass daher auch alle Gefühle und die Liebe letztlich nur Illusionen (und somit gar nicht wirklich existent) sind, [...]
Damit behauptest Du schon, dass jegliche Analyse der Phänomene, die dich angeblich als Menschen ausmachen, sich verbietet, weil das eigenständige Phänomene sein sollen, die auf nichts anderes als das was sie sowieso schon sind, zurückgeführt werden können. Du vergleichst das mit dem Auto:
Wenn du ein Auto in seine Teile zerlegst, existiert es als Auto (und darum geht es) auch nicht mehr.
Und damit hast du dich schon selbst widerlegt: Das Auto ist ja nicht vom Himmel gefallen, sondern betseht unweigerlich aus eben diesen für sich nicht funktionierenden Teilen. Mit Funktionieren meine ich, dass die zu einem *System* gefügtenn Teile ganz andere Eigenschaften haben als die Teile wenn sie für sich oder in einer anderen Weise als die im System "Auto" übliche zusammen gesetzt wären. Eine Radkappe an sich ist kein Transportmittel, du wirst vergeblich versuchen, z.B. dich hineinzusetzen und loszufahren, es sei denn im Winter zum Rodeln. Auch wird das komplette Auto nicht funktionieren, wenn z.B. der vergaser seinen Benzindampf direkt in den Auspuff bläst.
Etwas sehr Komplexes kann nur dadurch existieren, dass die Einzelteile aus denen es besteht, zusammen arbeiten. Und dazu kann die Analyse dieser Empfindungen die du für gegeben und nicht weiter rückführbar hältst, eine Menge beitragen: Warum ist mir dieser Mensch lieber als jener, wie entstehen Ressentiments oder Zneigung *bei mir*? Dazu sind immer komplexe Überlegungen nötig, die nicht bei den vier Grundkräften anfangen, aber menschliche Eigenschaften reduzieren auf leichter erklärbare Ursachen.
Deine Verweigerung der Analyse macht keinen Unterschied zwischen dem tollen Gemeinschaftserlebnis beim Gospelchor in der Kirche und den gleichen Erlebnis, wenn vorne einer brüllt: "wollt ihr den totalen Krieg?" Liebe, Hoffnung, Selbstachtung lassen sich auf sehr trügerischen Untergründen bauen und bleiben doch Liebe Hoffnung, selbstachtung, die, wenn der Untergrund dafür sich als nicht tragfähig oder widersprüchlich erweist, auf der Strecke bleiben.
[...] Aber alleine die prinzipielle Behauptung, dass alle menschlichen Antriebskräfte, [...] prinzipiell auf die genannten objektiven physikalischen Grundkräfte rückführbar seien, dekonstruiert diese Alltagsgegebenheiten in ihrer Existenz als eigenständige und subjektive Phänomene.
Warum?? Wenn ich behaupte, ein Auto besteht aus diesen und jenen Teilen - hört es dann plötzlich auf zu fehren und zerlegt sich unter meinem Hintern? Du behauptest das, und du behauptest, deine Empindungen als mensch würden erlöschen, wenn Du die Annahme gelten lässt, sie wären auf andere Kräfte als das was du gerade empfindest zurückführbar sein. wenn du weißt, dass die Tötungshemmung gegen Artgenossen beim Menschen sich entwickelt hat, weil er andernfalls ausgestorben wäre, nimmst du dann eine Axt aus deinem Keller und rennst dann brüllend um dich schlagend in der Fußgängerzone herum?
Aber nehmen wir doch von der angeblich alleinseligmachenden "Wissenschaft" (und auch vom ideologischen Atheisten Popper) etwas Abstand, wenn es um Religion und Spiritualität geht!
Du erklärst einen Philosophen, der wegen der Wirksamkeit seiner Methoden zitiert wird als "Ideologischen Atheisten". Dann kannst du das bestimmt an seinen Äußerungen belegen. Ich bin gespannt. Und du unterschiebst der Wissenschaft in diffamierender Absicht den Anspruch "alleinseligmachend" zu sein. Diese Ausfälligkeiten fallen allein auf dich zurück. Danke fürs Unfreiwillige.
Heute hat die [...] (Natur-)Wissenschaft sich freilich längst ihre Position als "Ersatzreligion" fest gesichert und kann dadurch den ausschließlichen Anspruch auf Wahrheitsfindung erheben.
Damit stilisierst du dich zum einsamen Helden - merkst du wie deine verbissene Argumentation ins Leere läuft? Heimlich baust du Feindbilder aus Pappmachée an Positionen auf die so angreifbar sind wie deine, um dann wütend mit Schneebällen auf sie zu feuern. Und siehe - sie fallen! Gelobt sei Werauchimmer!
Die Wissenschaft die du angreifst, behauptet keinen Anspruch, allein selig machend zu sein! Du schiebst ihr den unter, dabei wäre eine kritische Beschäftigung mit deinen eigenen Behauptungen eher angebracht:
Aber müssen wir uns das wirklich einreden lassen? Die Wahrheit liegt doch vielmehr in konkreten menschlichen Erlebnissen und Erfahrungen begründet als in der (wissenschaftlichen) Abstraktion.
[Und danach das Zitat dieses relativ schlechten Gedichtes; auch Novalis war nicht immer in Bestform]
Wow! Du weißt, wo DIE wahrheit begründet liegt? Ich sinke in den Staub und wälze mich darin! </ironie>
Gerade hinter den konkreten (?) subjektiven menschlichen Erlebnissen tun sich wie oben angedeutet manchmal Abgründe auf, in die hineinzustolpern etwas sachliche Beschäftigung mit diesen Erlebnissen verhindern helfen könnte. Das ist oft genug nicht das was man denkt.
Und in diesem Thread geht es doch auch darum, über sein eigenes Weltbild (religiös / nicht religiös, ...) zu schreiben. Also möchte ich dir hiermit auch die Gretchenfrage stellen
Ich habe mit "nein" gestimmt, halte Religion für Blödsinn. Mehr gibts dazu nicht zu sagen.
Interessant übrigens, dass wir bei anderen Dingen, die wir auch nicht beweisen können, normalerweise weitaus weniger Zweifel anmelden:
Wer sagt mir z.B., dass außer mir auf der Welt andere Menschen als empfindende (d.h. erlebende) Wesen überhaupt existieren?
Weil diese Menschen auf dich reagieren und du auf sie. Nun könnte man die These aufstellen, das sei alles Illusion, aber das wäre aufwändig zu begründen, weil es dem Anschein nach ja nicht wirklich so ist. Für einen Gott, dessen Existenz man gerade behauptet und von dem man einige Eigenschaften zu kennen meint, gilt das alles offensichtlich nicht.
Und wer sagt mir, dass meine Vergangenheit real existiert und ich nicht soeben jetzt mit einer fertigen Erinnerung von z.B. 30 Jahren die Welt betreten habe?
Die Frage ist so sinnlos nicht. Vielleicht gibt es ja auch gar keine Zeit, sondern alle Zustände des Universums existieren gleichberechtigt ohne Zeit nebeneinander. Und unser Bewusstsein ist nur die Teilmenge derjenigen Zustände des Universums, in der die Struktur "ich" vorhanden ist und dieses wird dadurch konstituiert, dass zu jedem Zustand eine Teilmenge dieser Teilmenge von Zuständen gehört, bei der für die Struktur "ich" der Eindruck entsteht, dass Zeit dazwischen vergangen sei. Vielleicht wird diese Frage einmal wissenschaftlich sein, wenn wir etwas mehr wissen, um sie sinnvoll formulieren zu können.
...Ey, was war heute Mittag in meiner Pizza drin??

Wie können wir mit solchen Ungewissheiten überhaupt leben und mit anderen Menschen interagieren?
Wir können weil wir müssen.
Wir schaffen Existenzen durch affektives Inbeziehungtreten [usw.]
Sorry, aber das ist Geschwafel.
Und natürlich können wir - schon überhaupt als Atheist - z.B. Religion fein säuberlich in angeblich unabhängige Komponenten [...] dekonstruieren.
Das können wir nicht nur, wir sollten es auch. Sonst sind die nächsten Kreuzzüge, Pestpogrome und Hexenverbrennungen nicht mehr weit.
Aber genauso wie torres die Religion als "AllInOne-Paket" bezeichnet hat, so ist natürlich das menschliche Leben generell ein "AllInOne-Paket", das wir nicht schön säuberlich in einzelne "Komponenten" teilen können, ohne dass es nicht mehr lebbar ist.
Für mich ist es das. Damit ist deine Aussage widerlegt. Tut mir leid.
Was nützt uns alle Kopf-Gescheitheit, wenn dabei das Leben als Ganzes auseinanderfällt?
Vielleicht bleibt es nur deshalb überhaupt noch lebbar, weil wir in unseren intellektuell-unmenschlichen Weltbildern (noch) nicht konsequent genug sind? [...]
Nur zu. Denk an die Axt im Keller und an die Fußgängerzone, die ich oben erwähnte.
Der große Philosoph und Pädagoge J.J.Rousseau hat festgestellt, dass das Kind dem erwachsenen Menschen überlegen ist, weil [...]
Was hat das mit Religion zu tun? außerdem hat er nicht "festgestellt", sondern behauptet, und es gibt dem widersprechende andere Behauptungen anderer Leute auf die sich wieder andere Leute mit dem selben Recht berufen können.
Sakura