DerUnbekannte hat geschrieben:Hi Ovid,
Ich muss sagen, dass dieser Text, einer der interessantesten Texte ist, die ich je im I-Net gelesen habe. Dein Ansatz, alles Sein auf Kausalität zu begründen ist auch eine Theorie, die ich immer schon vertreten konnte. Ich habe mich weiterhin mit der Quanten-Physik befasst und so gut wie nichts verstanden,vermutlich ist dies lediglich eine Rückversicherung der Natur zur Reproduktion. Mit der Quanten-Physik macht das große 'Nichts' der Wissenschaft einen gehörigen Strich durch die Rechnung, verhindert weitere Anmaßungen und lässt den Menschen in Resignation und Triebhaftigkeit zurück, back to basics...
Tja. Das war ich mal. Nun glaube ich ja gerade, dass irgendwo Schluss ist mit Ursache und Wirkung, irgendwann sind Phänomene nach diesem Prinzip nicht mehr erklärbar. Wenn wir uns immer kleinere Teilchen anschauen und gucken wie die wechselwirken ist in der Quantentheorie unser Ursache-Wirkungs-Latein allmählich am Ende. Da muss es ein andere Erklärungsprinzip oder Modell geben. Und warum sollte das nur da so sein? Bestimmt gibt es etwas äquivalentes bei der menschlichen Psyche oder bei der Gesellschaftstheorie, bei der Liebe und der Sexualität.
Zauberlehrling hat geschrieben:Ovid, kann man deinen Eingangstext (oder zumindest den Großteil davon) mit den Worten "Alles ist relativ" zusammenfassen?
Im weiteren Sinne ist übrigens auch der Satz in meiner Signatur mit dieser Aussage verwandt.
Tja. Hört sich gut an, aber was ist relativ? Alle Bedeutungen gelten nur für die Qualia für den Geist, der die Bedeutung erzeugt und postuliert. Ein anderer Verstand mag aufgrund von Relativität diese Bedeutung, die einem herangetragen wird, ganz anders auffassen. Alle Bedeutungen dieser Welt sind polymorph asymmetrisch, und das nicht nur für jeden Menschen anders, sondern für jeden Teil eines Menschen und für die Zeit eines Menschen, für seine Vergangenheit, Gegenwart und potentiell verschiedenartig auch für die Zukunft.
Und du hast Recht. Die Philosohie hat mich befallen und lässt mich nicht mehr los, genauso wie die Liebe mich überwältigt, hinterrücks und ohne Vorwarnung, plötzlich und langanhaltend. Es ist schon irgendeine -heit aber eine Krankheit? Vielleicht wollen wir es nur nicht zugeben, weil andere Menschen Krankheiten scheuen und sie eher zu vernichten erdenken, als dass sie sie auf die Probe stellen zu wagen.
Ach ja: Sag mir Bescheid, wenn du zaubern kannst. Das stelle ich mir nämlich als eine der schönsten Krankheiten vor, die es geben kann. Und, dass man zaubern kann glaube ich längst auch wieder, irgendwo, irgendwie oder irgendwann oder alles gleichzeitig.
@Gordon:
Ach du bist es.
Schön dich hier zu lesen. Ich komme auf die wirresten Ideen und gedanklichen Verrenkungen, aber auf die Idee, dass du das ja sein müsstest, kommt der Ovid natürlich wieder nicht. *autsch*
Gordon hat geschrieben:
Jep, das ist wirklich ein altes Problem in der Philosophie. Da gibts dann nur eins: Definieren, definieren, definieren
Es ist jedenfalls alles, was bleibt. Und doch viel zu wenig um jemals sein gesamtes gedankliches Gut adäquat ausschütten zu können. Guckt doch mal alle auf den Bildschirm, lauter komische Striche. Und ist das da nicht ein Haus, und dort eine Grube? Das sieht aus wie ein Brunnen.
Da war ich doch neulich bei einer Kindergartengruppe und freue mich jedesmal wieder schlauer herauszukommen als zuvor.
Ja, leider hat die Schrift so einige Unzulänglichkeiten und das Gehirn verarscht dich noch und lacht über dich. Neulich schlug ich ein Werbeprospekt auf und für den Bruchteil einer Sekunde meldete mir meine fantasievolle Gehirnrinde das Wort "
Kinderschänder"... und nach einigen Millisekunden mehr, gab es auch schon wieder die Entwarnung, der Blutdruck wurde wieder schlagartig gesenkt und die Pupillen wieder verkleinert. Es war das Wort:"
Kleiderschrank".
Das wäre einem Möbelverkäufer sicher nicht passiert. Oder etwa doch?
Gordon hat geschrieben:
Naja, du könntest zum Beispiel die Richtung und Flugkurve des Steines, der an dir vorbei saust, beobachten, um daraus zu schließen, von wo er gekommen sein muss. Du brauchst dich dann nicht mal umzudrehen, um die Person am Ausgangsort des Wurfes als den Werfer/die Werferin zu bestimmen.
Ich habe auch sehr lange überlegt. Kann man sich an die Wahrheit herantasten? Geht das? Woher weiß ich denn, dass ich in die richtige Richtung gehe? Ist das verifizierbar?
Eine ähnliche Diskussion hatte ich schon mit Coco und auch torres, der ja auch wieder - oh Freude

- hier vertreten ist. *schonmalwink*
Der Transhumanist!
Also auf dein Beispiel bezogen (etwas wirr xD): Du berechnest nun die Flugkurve, dabei weißt du doch nicht einmal ob das die richtige Methode ist um überhaupt der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Vielleicht ist doch alles ganz anders? Vielleicht ergibt es ja Sinn (wie so manche Verschwörungstheorie), vielleicht sind Dinge empirisch erlebbar, die darauf hinweisen, dass man Recht hat. Aber hat man? Kann man jemals irgendwo vollkommen Recht haben? Und gibt es so etwas wie teilweise Recht haben? Dann liegt man ja notwendigerweise schon teilweise falsch, und die These ist nicht Fisch nicht Fleisch, nicht wirklich toll anwendbar.
Vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig, meinetwegen, denn die Welt funktioniert ja so trotzdem. Aber sie ist verglichen zu unserem Wissen ein unendlich großes Rätsel. "Und das ist gut so", sagte jemand mal. *kicher*
Gordon hat geschrieben:
Das deckt sich schon in etwa mit meiner Lesart. Ich frage mich halt inwiefern dieses Es dann wirklich sinnvoll als ein Teil des eigenen Selbst zu denken ist oder ob es nicht eher ein äußerer Faktor ist... sowas wie Wetter oder höhere Gewalt.
Oh, stimmt ja. Äußere Faktoren kommen ja noch dazu. Blubbeldiblubb, redet man über das eine, vergisst man das andere. Das Ergebnis auf das man kommt berücksichtigt also notwendigerweise immer zu wenig, als, dass man jeweils richtig liegen könnte. *aua* mein Kopf schmerzt etwas. Ich lächle gerade, merke ich, ganz fühlhaft und auch ganz schön mal nach so einem schmerzvollen Abschied wieder, bei dem ich jedesmal wieder philosophisch versinke in mich selbst und doch gedanklich an so vielen anderen Personen hafte, etwas hilflos.
Ich schweife ab...
Gordon hat geschrieben:
Die Insel-Metapher und die Vieh-Metapher haben eines gemein: Eine klar umrissene und schwer zu überwindende Grenze nach außen. Bei der Insel ist das das umschließende Meer, das ein Verlassen der Insel ohne technische Hilfsmittel unmöglich macht. Bei Vieh sind der Stall bzw. der Zaun, der die Weide umschließt. In beiden Bildern beschreibst du also die Sexualität als eine Gefangene. Hast du bewusst Bilder gewählt, die diesen Aspekt einschließen oder hast du daran eher nicht gedacht, als du die Metaphern auswähltest?
Ja. Also ich denke meine glaube fühle rieche sehe es so, dass es irgendwie viele verschiedene kleine Inseln gibt, die eine mehr die andere weniger "abgezäunt". Aber natürlich findet eine Wechselwirkung nach außen und mit den anderen Inseln statt. Im ungünstigsten Falle eine, die alles aus dem Gleichgewicht bringt.
Bei mir ist sicher irgendetwas aus dem Gleichgewicht, aber nicht unbedingt so, dass es für andere oder für mich schlimm ist. Andere mögen da anderer Meinung sein.
Und ich glaube auch, dass die Sexualität in ihrem Kern eine fühl- und rücksichtslose fiese Insel ist, die nur zusammen mit anderen Inseln "gut" sein kann, bei einem gesunden Menschen also.
Das ist kaum Sexualitätsfeindlich, aber ich denke sie muss so gestrickt sein, denn die Natur hat sich das so erdacht, dass diese sich notfalls mal über alle anderen Inseln hinwegsetzen muss für ein Moment des Sichseins und Sichfühlens.
Aber eeieieiei ich maße mir da schon viel an. So viel weiß ich über Sexualität noch nicht... bin noch ziemlich grün hinter den Ohren als sekundärpädophiler mit potentieller Aussicht auf Sex auf gleicher Augenhöhe, mit einer Seelenfreundin, die mich versteht.
Hach, so eine Familie wäre doch schön irgendwann. :')
Gordon hat geschrieben:
Hier vertrittst du eine ganz interessante These: Über Krankheit und Gesundheit entscheidet einzig das Umfeld! Jeder Mensch musste bisher irgendwann sterben, also ließe sich mit gutem Recht behaupten, dass wohl jeder Mensch, der bisher gelebt hat, krank gewesen ist. Nehmen wir jetzt an, dass jeder Mensch direkt mit Krebs auf die Welt käme und dass man nicht wüsste, dass es einmal anders gewesen ist oder sein könnte. In dem Moment wäre Krebs keine Krankheit mehr sonder der gesunde Normalzustand. Man könnte also sagen: Bei einem gesunden Menschen gibt es ein gesundes und harmonisches Zusammenspiel zwischen ihm und seiner Umwelt.
So gesehen, sind Viren und Krebszellen auch Umweltfaktoren.

Aber "Gleichgewicht" und "Idealzustand" können wir ja auch nur so feststellen, indem wir wir durch die Masse gucken und sehen "
was so drin ist" im Glücklichsein, im Langleben usw. Und daraus malen wir uns aus: "Ja so und so ist gut, aber so und so ist ungerecht und schlecht und krank. Da leben andere besser".
Es geht aber auch in die andere Richtung: Was zwar für die Einzelperson gut sein mag, aber für alle anderen nicht, ist nun auch krank.
Eben Zustände, die das Glücklichsein und ein erfülltes Leben bedrohen. Das kann alles mögliche sein.
Gesund ist demnach die Harmonie-Formel des Zusammenlebens der Umwelt und der Menschen unter sich, für ein Optimum an Glück für jedermann.
Gordon hat geschrieben:
Inwiefern ist diese Umwelt es wert, ein harmonisches Zusammenleben mit ihr zu erstreben? Und inwiefern ist das überhaupt möglich bzw. kann es nicht sein, dass schon unsere Gesellschaft selbst in sich einen Bruch aufweist, der sie zu einem unharmonischen Ganzen macht?
Sollte sich diese Befürchtung bestätigen lassen, dann spräche sie mit all ihrem Gewicht gegen ein Streben nach Gesundheit im oben definierten Sinne.
Ja. Unsere Gesellschaft ist krank. Wir haben leider kein Optimum an Harmonie, da einzelne Menschen von der Gesamtgesellschaft krank gemacht werden und Einzelmenschen andere krank machen.
Das heisst die "Kur" für jedermann muss einiges mehr leisten, als nur an sich selbst irgendwie zu operieren. Sie muss gesamtheitlich fruchten.
Ich glaube wir träumen?! Leider geht das wohl nicht. Aber das heisst nicht, dass man aufgeben sollte sich zumindest maßlich für ein gesellschaftliches harmonisches Zusammenspiel zu echauffieren, denn vielleicht ist genau das die lang gesuchte Kur? Man darf gerade dann nicht abkehren, wenn man Krankheit sieht, denn vlt. vermag man sie eher zu heilen, als, dass man sich ansteckt.
Gordon hat geschrieben:
Hmmm, ich bin kein Fan von großen Gemeinschaften. Genau genommen sind mir die kleinen Parteien, von denen du hier redest, selbst noch zu groß. Zwei Menschen gehen vielleicht gerade noch, besser wäre aber zweimal ein Mensch. Menschenmengen machen mir dagegen irgendwie Angst, weil sie dazu in der Lage sind, den Anderen mit ihrer Masse zu erschlagen.
Ja. Warum ist das so? Ein "kranker" Zustand? Sollte es nicht schön sein? Warum ist es nicht schön?
Hi torres. Schön dich prompt meines Zurückkommens auch gleich wieder lesen zu dürfen.
torres hat geschrieben:
Harmonie als Zweck anzustreben führt mmn zu einer erneuten Abhängigkeit: dann ist es nämlich nicht mehr egal, ob man sich gerade in einem guten Verhältnis zu "der Gesellschaft" befindet, sondern man ist auf diese Harmonie angewiesen, und wenn sie weg ist, befindet man sich schwupps wieder in einem Zustand der Unsicherheit und Unsouveränität.
Ich bin absolut häufig auf die Nase gefallen mit Harmonieerleben.
Sagen wir es so: Es regnet bei mir ständig nur so Abschiede und (Zwangs-) Trennungen nach gefühlter perfekter Harmonie, und in den meisten Fällen kann niemand auch etwas dafür... so ist der Lauf der Dinge.
Als würde ich sterben und wiederbelebt werden...immer wieder.
Aber das ist nicht nur bei mir so? Das erleben doch andere auch ständig? Oder nicht?
Gute Nacht allen fleißigen Lesern, Schreibern und Denkern.
