Die Zitrone hat geschrieben:
Echt? Also das wäre mir jetzt überhaupt nicht in den Sinn gekommen, denn wenn man davon ausgeht, damit Erfolg zu haben, muss man ziemlich naiv sein.
Nein, der Appell richtet sich eher an Menschen, die Gefahr laufen, Flugblätter, die ihnen in die Hand gedrückt worden sind, aufzubewahren und über sie nachzusinnen, in ihrer Angst vor der Sinnfreiheit.
Ebend... bei Dawkins geht es um den "Krieg um die Köpfe". Das vergessen viele deutsche/europäische Dawkins-Basher ganz gerne: der geht nicht gegen die zahnlosen deutschen Tütteltuttel-Bischöfchen an, sondern gegen in Wort und Tat militante Evangelikale. Grobe Klötze, grobe Keile, so läuft das halt mal.
Und gerade für zweifelnde, interessierte "Einsteiger" ist er prima geeignet, da leicht verständlich und vergleichsweise fair.
Auf die Frage nach einer ihnen genehmen Alternative in Sachen Religionskritik verstummen die Dawkins-Basher übrigens meistens sehr schnell.
Selbstverständlich hat er das. Selbsttötung ist auch bei Kant verboten und und und
Kant hat es nicht bei einem Verhaltenskodex, der abhängig von der Wirkung des Handelns ist belassen (als ob ein Verhaltenskodex an sich nicht schon bescheuert genug ist). Er wollte mehr (oder weniger): Er wollte den Absolutismus einfach beibehalten.
Also erstmal Respekt (oder eher Mitleid wegen Nerdigkeitsgefahr?^^), daß du in jungen Jahren schon den fast kompletten Kant durchgearbeitet hast. Ich hatte mich vor einigen Jahren durch die "Kritiik der reinen Vernunft" gequält, und das hat mir schon gereicht... ich denke schon, daß ich das alles am Ende auch tatsächlich gerafft habe, aber Spaß hat`s keinen gemacht. (komischerweise kann ich Luhmann so locker weg verschlingen und habe keinerlei Verständnisprobleme, dabei wird bei dem doch dauernd gesagt, wie komplex und schwierig er wäre...).
Jetzt wollen wir dem guten alten Kant aber nicht zuviel an die Mütze werfen. In Relation zu dem, was es vorher so gab, hat er durchaus einiges an Fortschritt bewegt. Daß er den (kirchlich organisierten) Glauben als "Opium fürs Volk" quasi auch für notwendig gehalten hat, war eher ein Fortschritt im Vergleich zu seinen Vorgängern (die teils tatsächlich an einen personalen Gott glaubten)... eine "dezentrale", bottom-top-orientierte und u.U. flexible so-called "Ethik" war für damalige Verhältnisse schlichtweg nicht vorstellbar - es gab keinerlei Konzept davon, und das sieht heute größtenteils auch noch nicht anders aus (auch wenn sich die meisten Menschen de facto so verhalten und das auch immer schon getan haben - wenn man sie uffn Pott setzt, werden trotzdem die meisten sagen, daß die Gesellschaft eine "übergeordnete Lenkung" braucht und daß dafür Religionen ganz gut wären).
Also, ich hasse Kant nicht. Oder wenn, dann wegen seiner unnötig komplizierten, vermatschten Schreibe, aber das scheint ein genuin deutsches Problem zu sein, man schaue sich nur Heidegger an (anschauen, lesen lohnt gar nicht). Ehrlich - einen englischsprachigen Autor im Original zu lesen fällt mir leichter als irgend so nen teutschen Schwurbelvielodoofen.
An der Stelle vergleichst Du zwei völlig verschiedene Dinge. Wie soll das gehen? Also das eine ist ein grundlegendes Prinzip und das andere eine Religion.
Und wovon lebt die Religion?
Vorsicht... mit dieser Argumentation läufst du in eine Richtung, in der bald *alles* Religion ist. Einfach deshalb, weil jede "kooperative Denkrichtung", ob religiös oder säkular-ideologisch, Axiome braucht.
Oder sag mir, was *keine* Religion ist...
Ethik , bzw. das was nach dem heutigen Sprachgebrauch Ethik heißt, ist nichts weiter als absolutistische altbackende Moral im wissenschaftlichen Tarnumhang.
Hierzu ein Beispiel: Ein Wissenschaftler beweist den Determinismus endgültig. Was würde der Ethiker machen? Anstatt einfach die Schnauze zu halten, und sich nicht in Fachgebiete einzumischen, von denen er keine Ahnung hat, würde er ein arrogantes Grinsen für die Kameras an den Tag legen, und sagen: Es gibt keinen Determinismus, die Verantwortung für das Handeln liegt immer beim Menschen.
Tjaja, da wären wir wieder. Analyse und Normativität werden auch in unseren ähm aufgeklärten Zeiten gerne vermischt. Ist wohl ein Zeichen der Prechtisierung der Vielodoofie.
Determinismus und Verantwortung widersprechen sich nicht, weil es sich um Begriffe aus unterschiedlichen Bereichen handelt. Einen Widerspruch zu konstruieren ist so sinnvoll wie zu behaupten, es gäbe keinen Klimawandel WEIL es draußen ganz offensichtlich kalt und verschneit ist (doch doch, der Vergleich paßt exakt).
Ich hab kein Bock mehr.

Hmn, ob ich mal meine Kenntnisse in der Religion "Psychologie" nutzen sollte, um herauszuprokeln, warum dich eine solche, eigentlich abstrakte und nicht an "Persönliches" rührende Debatte offensichtlich so mitnimmt, daß sie dir schlechte Laune bereitet?
