https://www.vice.com/de/article/when-i-dated-a-pedophile/ hat geschrieben:
Ich war mit einem Pädophilen zusammen
[...]
„Ich steh nicht auf Mädchen, die älter als 19 sind, aber mach dir keine Sorgen: Wir haben alle Zeit der Welt”, zog er mich eines Tages auf, weil ich zurückwich, als er mich berühren wollte. In dem Moment wusste ich, dass ich weg wollte.
[...]
Ich habe ihn seither nur ein einziges Mal wiedergesehen, als ich ihm ein paar Jahre später auf der Straße begegnet bin.
Er wich meinem Blick aus, während er mit einem Mädchen Händchen hielt, das im besten Fall so alt war wie ich.
Ich komme aus einer Gegend, wo erwachsene Männer kleine Mädchen von der Schule abholen und sie eigenhändig großziehen, um sie zu ihren Trophäenfrauen zu machen,
wo Brautentführungen noch immer Gang und Gebe sind und wo die Wiederherstellung des Jungfernhäutchens ein Eingriff ist, der genauso oft vorgenommen wird wie Zahnfüllungen. Meine Geschichte wirkt daher wahrscheinlich relativ unspektakulär. Das ist zwar kein Grund zu jubeln, aber es ist Alltag in Georgien—ein ganz alltägliches Risiko für junge Frauen. Wenn man bedenkt, dass Jungfräulichkeit für die Generation meiner Eltern noch immer den größten Wert für eine Frau im heiratsfähigen Alter darstellt, könnte man sagen, dass ich noch glimpflich davon gekommen bin. Wenigsten hat er nicht mit mir geschlafen, richtig?
Auch zehn Jahr später fühle ich mich noch immer verantwortlich für das, was passiert ist. Wenn ich zurückblicke, kann ich immer noch nicht verstehen, warum ich mit ihm zusammen sein wollte. Die Entscheidung habe ich allerdings selbst getroffen.
Er hat mich zu nichts gezwungen. Alles, was er getan hat, war, mir zu sagen, wie hübsch ich bin—in einem Moment, als ich mich selbst nicht so gefühlt habe. Er hat immer wieder betont, wie sehr er „prüde Schlampen” hasste und ermutigte mich dazu, ihm zu beweisen, dass ich keine von ihnen war. Es war meine Entscheidung, mit ihm rumzumachen, ihm zu schreiben, welche Farbe meine Unterwäsche hatte, während ich in der Schule saß und ihm zu erzählen, wenn ich masturbiert habe. Ich hätte Nein sagen können. Ich hätte mit ihm Schluss machen können. Aber ich war eben auch ein rebellischer Teenager, der es nicht besser wusste.
Es gibt einige Orte in der Stadt—düstere, nach Pisse stinkende Parkanlagen—, wo er mich geküsst und berührt hat und mir sagte, dass er mit mir weglaufen wolle. Wenn ich heute an diesen Orten vorbeifahre, läuft mir immer noch ein Schauer über den Rücken, ohne genau zu wissen, warum. In Momenten, in denen ich mich daran erinnere, wie sich seine kalte, klebrige Hand unter meinem T-Shirt anfühlte, kommt die Angst wieder hoch.
Ich versuche mir dann einzureden, dass wir immerhin keinen Sex hatten und er nicht bekommen hat, was er am meisten wollte: meine sogenannte Unschuld. Ich sage mir selbst immer wieder, dass ich gewonnen habe.
[...]
Außerdem ist meine Geschichte nichts besonderes. Er ist weder der erste noch der letzte erwachsene Mann, der ungestraft davon kommt, obwohl er mit Kindern „ausgeht”. Er ist nur einer von vielen heimlichen Pädophilen, die unter uns leben und komplett unauffällig bleiben—es sei denn, einer von ihnen ist ungewöhnlich fahrlässig oder berühmt.
Er und all die anderen werden auch weiterhin tagtäglich still und heimlich junge Mädchen missbrauchen, während uns die Gesellschaft weiter vorhält, dass wir lauter hätten Nein sagen sollen, dass wir ja auch älter aussehen, als wir tatsächlich sind und dass wir es doch auch irgendwie wollten—als würde das alles andere ungeschehen machen.