Sexmed hat geschrieben:
Ob es sinnvoll ist (um Therapien mit den Krankenkassen abrechnen zu können) Pädophilie (unter der Bedingung, dass diese Orientierung zu einem Leiden des Betroffenen führt) in den Diagnosenmanualen zu belassen, ist für mich noch mal eine andere Angelegenheit. Gleiches betrifft die anderen Paraphilien und die Geschlechtsidentitätsstörung.
Ich finde es jedenfalls unsinnig. Man nimmt ja auch nicht "Armut" oder "schlechtes Elternhaus" als Diagnoseschlüssel auf, sondern Folgestörungen mit bestimmter Symptomatik.
Warum hat man denn sonst auch Homosexualität herausgenommen?
Dadurch wird das ganze erst Recht inkonsequent, egal welcher Meinung man nun sein mag.
Sexmed hat geschrieben:
Was genau man unter "Verzerrungen" versteht ist dann auch einfach Definitionssache (ist die Aussage "Alle Kinder wollen Sex" eine Verzerrung oder schon die Aussage "Manchmal ist Sex zwischen einer 13-jährigen und einem 18-jährigen nicht schädlich").
Das kann ja auch für alles mögliche gelten.
Haben Eltern, die es in Ordnung finden ihre Kinder zu schlagen - und sagen es tue der Charakterbildung gut, dann nicht auch eine kognitive Verzerrung?
Was ist mit Menschen, die glauben, dass Homöopathie wirkt?
Macht es also Sinn jemandem eine "kognitive Verzerrung" zu attestieren, bloß weil er beim Einschätzen einer empirisch messbaren Frage falsch liegt?
Oder noch krasser: Weil er gängige Moralvorstellungen nicht teilt?
Sexmed hat geschrieben:
Da dies wieder viel mit der Frage zusammenhängt, wie schädlich Kindesmissbrauch ist
Naja, eigentlich ja nicht.
Ich finde kognitive Verzerrungen wie beispielsweise das "Empathie-Defizit", kann nur in einer konkreten Situation beurteilt werden und zwar im Messen von Wahrnehmungen.
Was wäre dafür ein gutes Studien-Design? Zum Beispiel: Man zeigt einfach verschiedene Videos mit Kindern, die dazu bestimmt werden verschiedene Tätigkeiten zu verrichten und sich in versch. emotionalen Zuständen befinden (wütend, traurig, glücklich...) und man zeigt es einmal einem Publikum von pädophilen Probanden und einer heterosexuellen Kontrollgruppe und diese müssen dann den Gemütszustand des Kindes einschätzen.
Jetzt könnte man natürlich einwerfen:
Ok. Pädophile haben dann eben ein Empathie-Defizit, bei Kindern in sexuellen Übergriffssituationen
Wie könnte man das hier messen? Das übliche Design und dabei nur Kinderpornographie zu zeigen, würde nicht funktionieren, weil ja auch die Kontrollgruppe durch die sexuelle Übergriffssituation beeinflusst werden könnte beim Dekodieren des Gemütszustands des Kindes.
Man müsste in diesem Fall Ausschnitte aus Kinderpornographie zeigen, in denen der sexuelle Übergriff nicht ersichtlich ist (also Zwischenszenen, oder Szenen kurz danach, oder einen Bildteil herausschneiden und es ist unbekannt, was das Kind tut oder mit ihm genau getan wird) und bei denen man den Gemütszustand des Kindes trotzdem noch einschätzen kann.
Nun zeigt man dies wieder Pädophilen und einer Kontrollgruppe und diese dürfen wieder einschätzen. Ich wette darauf, dass sich keine Unterschiede zeigen lassen - vlt. sind Pädophile, die sehr viel Kontakt mit Kindern haben, sogar noch ein bisschen besser.
Ich weiß nicht viel Spielraum man als Forscher hat, wenn man sich auf die wissenschaftliche Freiheit beruft, aber ich denke, wenn es um Kinderpornographie geht, dann ist man hier sehr eingeschränkt.
Aber ich hätte noch eine andere Idee um Herauszufinden ob moralischer Bias sogar das kognitive Dekodieren von Gemütszuständen beeinflussen kann.
Wie wäre es mit folgendem Design: Man nimmt einfach zwei Stichproben aus der gesellschaftlichen Mitte, die miteinander vergleichbar sind (also Alter, Bildung, soziale Schicht, usw.).
Man zeigt beiden Gruppen getrennt und unwissend voneinander den gleichen Videofilm, wo ein Vater im Park mit seiner Tochter spielt, und wo es auch zu gesellschaftlich akzeptiertem Körperkontakt kommt.
Allerdings gibt man der zweiten Gruppe eine andere Information. Dieser sagt man, dass es sich hier um einen Pädophilen handelt und bei dem Kind um das (potenzielle) Opfer.
Jetzt sollen beide Gruppen bewerten z.B. folgende Fragen dazu beantworten: War der Erwachsene zu zudringlich? Wie fühlte sich das Mädchen dabei?
Auch hier würde ich wetten, dass sich die Daten signifikant unterscheiden werden. Die Gruppe, der man gesagt hat, es handelt sich um einen Pädophilen, wird die Szene bestimmt signifikant negativer bewerten, als die andere Gruppe.
Ach, wie gerne würde ich solche Studien durchführen! Ich möchte aber eig. nicht unbedingt in die Forschung. Das, was ich mir für mein Privatleben als Pädophiler wünsche, kann ich in unserer Gesellschaft nur durch mein Berufsleben erfüllen. Nicht einmal normale Freundschaften mit Kindern kann man sorglos schließen.
Sexmed hat geschrieben:
, würde ich in diese Diskussion hier gerne nicht in die Tiefe gehen.
Warum eigentlich nicht? Also mir fallen zwar spontan ein paar Gründe ein, aber ich frage doch mal lieber nach.
Sexmed hat geschrieben:
Ich habe auf diese Arbeit leider keinen Zugriff. Kannst du mir diese Arbeit zuschicken?
Würde ich gerne tun, allerdings ist bei mir ein Wasserzeichen drin - und ich bin mir nicht sicher genug, wie ich das zuverlässig rauskriege ohne möglicherweise meine Anonymität zu gefährden.
Ich sehe auch gerade, dass die Zeitschrift echt schwierig zu bekommen ist... eigentlich sehr schade. Ich kann jedenfalls universitäre Dokumentenlieferdienste empfehlen.