Ovid hat geschrieben:Cocolinth hat geschrieben:
Allgemein ja. Wie JEDE Setzung. Also auch Deine. (Gemeinplatz-Alarm!)
Ich kann mich ja eben nicht Recht für eine Setzung entscheiden, weil es für mich keine eindeutige Angelegenheit ist.
Und damit machst Du Dich ziemlich lächerlich, bedeutet es ja nichts anderes, als
dass Du sogar einer so maximal klar umrissenen, rein empirischen Frage wie...
Ist an Ort X zu Zeit Y mindestens ein Mensch Z vorhanden oder nicht?
... schon PRINZIPIELL vollkommen hilflos gegenüberstehst.
(Fragen der persönlichen Mittel sogar noch ganz unberücksichtigt!)
Und nicht nur
dieser empirischen Frage, sondern
SÄMTLICHEN empirischen Fragen. Denn sie alle machen "arbiträre Setzungen" notwendig, z.B., dass eine 1 eine Spannung von 9V ist.
Man muss sich eben entscheiden. Ansonsten hast Du im Grunde keinen Begriff von irgendwas.
Du begreifst also nichts. In Deinem konkreten Fall wohl weniger, weil Du nicht könntest, sondern eher weil Du nicht willst. (Das kommt eben davon, wenn man es sich zu sehr im Skeptizismus bequem macht.

)
Nachdem Du nun also (wohl unfreiwilligerweise) Deine totale empirische Inkompetenz eingeräumt hast, möchte ich meine Kritik daran nun ein wenig in konstruktivere Bahnen lenken und versuchen, Dich mit Samthandschuh an Deinem Patschehändchen haltend mit zaghaften Schritten
zu Deinem ersten echten Erkenntnisgewinn nach Deinem "
Skeptizisten-Bankrott" zu führen:
=PRÄMISSE P=
Wenn ein Mensch stirbt, muss es ihn bereits geben.
Ich hoffe, wir können uns darauf einigen.
(Ansonsten wird es womöglich recht schwierig, Dir noch irgendwas von der Welt zu vermitteln.)
Nehmen wir also das praktische Beispiel von Herrn A.
Dass es Herrn A. gegeben haben muss, ist aufgrund von P klar, denn wir lesen in Zeitung Z2 seine Todesanzeige und gehen davon aus, dass es sich nicht um eine Zeitungsente E handelt.
Da diese Zeitung keine Todesanzeigen von Nichtmenschen veröffentlicht, gehen wir davon aus, dass es Herrn A. nicht nur gab sondern dass er auch ein Mensch war.
Bist Du noch dabei, Ovid?
Oder schon wieder von Deiner nagenden Skepsis übermannt?
Ist ja auch egal. Es lesen ja auch andere mit. Und wenn Du jetzt nicht lauthals über Dich lachen musst, dann tun sie's schon für Dich. Nun:
Dass es also den Menschen A. gab, können wir NACH seinem Tod mit Sicherheit sagen. Doch wie war es z.B. während des 1. Quantensprungs *VOR* seinem Tod? (Wie auch immer man den festgestellt hat... ja, ja, ich sehe hier schon wieder ringsum die Hobby-Skeptizistenstirne Runzeln schlagen. Bitte, die "Top-Down"-Methode anzuwenden, nicht "Bottom-Up", okay?

)
Die Familie des Menschen A. -- wie es der blanke Zufall so will allesamt Menschen und keine Chinchillas -- bezeugt bei allem, was ihr heilig ist, dass er nicht nur während des 1. Quantensprungs vor seinem Tode existierte -- was sich ja auch mit den physikalischen Regeln für makroskopische Objekte deckt, zu denen auch die Menschen zählen -- sondern gar ganze Jahre und JAHRZEHNTE davor!
Glaubst Du ihnen, Ovid?
Ja, Du siehst: Empirie ERFORDERT Glauben.
Wer nicht glauben kann, also immer nur skeptisch ist, kann keine Empirie betreiben. Schon ganz grundsätzlich nicht.
Wenn wir der Familie also Glauben schenken, müssen wir in der Zeit noch viel weiter zurück gehen, um herauszufinden, ab wann es den Menschen A. gab.
Da stellen wir dann fest, dass es zwischenzeitlich sogar MEHR vom Menschen A. gab als noch auf seinem Sterbebett: Als er nämlich so um die 25 Jahre alt war, da hatte er mehr Zellen an sich als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt davor oder danach.
Ja Moment... Zellen! Das ist doch ein Hinweis, oder?
All diese Zellen kommen ja irgendwo her. Sie gehen aus der Teilung ihrer jeweiligen Elternzelle hervor!
Die Biologen sind sich recht einig, dass eine menschliche Zelle nur aus einer menschlichen Elternzelle hervorgeht.
Drehen wir das Zeitrad weiter zurück und beobachten den Menschen A. so stellen wir fest, dass also immer wieder zwei seiner Zellen zu einer Elternzelle fusionieren. Bis nur noch vergleichsweise wenige Zellen übrig sind. Da ist der Mensch A. soeben entbunden worden.
An diesem Punkt stoßen wir jedoch auch ohne skeptizistische Sperenzchen auf eine Zäsur:
Konnten wir all die Jahrzehnte zuvor den wachsenden/schrumpfenden Zellhaufen A. recht klar umrissen von seiner Umgebung unterscheiden und somit recht deutlich feststellen: "Da beginnt er und da hört er auf, und spätestens hier MUSS er es ja sein!"
... so können wir das 1 Quantensprung VOR seiner Entbindung nicht mehr ohne Weiteres. Denn da scheint es -- wegen der NABELSCHNUR -- dass der Mensch A. aufhört zu existieren! Innerhalb nur eines Quantensprungs wird er zum Menschen geb. G. -- zu seiner Mutter!
Tja, Potztausend! Waren wir alle einmal UNSERE MUTTER?
Wunder der Wissenschaft. Wunder der Natur!
Wenn man sich damit zufrieden gibt. Doch wer genauer hinschaut -- und bei der Empirie geht es ja nicht zuletzt ums genaue Hinschauen! -- stellt fest, dass es da immer noch einen deutlichen Unterschied gibt zwischen dem Zellhaufen geb. G. und dem Zellhaufen A.
Nämlich die DNA!
Eine Analyse zeigt, dass die Zellen von A.
vor wie nach (

) eine charakteristische DNA aufweisen, die zu gleichen Teilen aus der DNA von geb. G. und eines anderen Menschen zusammengewürfelt zu sein scheint. Wohingegen die DNA von Zellhaufen geb. G. sich deutlich davon unterscheidet. Das sollten wir vielleicht mal im Blick halten!
Irgendwo an/um die Nabelschnur -- diese Information liegt mir nicht vor -- nimmt das Vorkommen der Zellen vom Typ geb. G rapide ab, und der Zellhaufen A. beginnt. Offensichtlich gibt es A. also vor wie nach!
Mutig drehen wir das Zeitrad noch weiter zurück. Denn wir wissen: Wenn es den Menschen A. gab, denn er konnte ja sterben, dann muss er auch irgendwann
inkarniert worden also in die Existenz getreten sein!
Wir stellen fest, dass der Zellhaufen A. irgendwann so weit geschrumpft ist, dass die neurale Aktivität darin zirka der einer holländischen Gewächshaustomate entspricht.
"Na, DAS kann ja wohl kein Mensch mehr sein, oder?!"
Nun ja... warum eigentlich nicht? Wie ist das denn mit solchen Komapatienten, bei denen diesbezüglich auch nicht mehr viel los ist? Die nur noch "vegetieren".
Sind das keine Menschen?
Die Frage, ob es den Menschen A. zu diesem Zeitpunkt bzw. unmittelbar darauf erst auf der Welt gab, hängt wesentlich von dieser Setzung ab.
Und da ist dann z.B. recht plausibel, dass der typische Faschist darauf anders antwortet als die typische linksgestrickte rote Socke.
Da ich mich ja nun zur zweiten Gruppe bekenne, antworten wir also mit "NEIN!" und müssen feststellen: Den Menschen A. gab es da bereits! Er ist weiterhin klar und deutlich an dem Zellhaufen mit der charakteristischen DNA identifizierbar. Zumal das meiste davon auch noch Stammzellen sind. (Oho!)
Unsere Zeitreise ist also noch nicht am Ziel.
Jetzt wird es schon wieder interessant, denn der Zellhaufen A. ist zu 1 Zelle geschrumpft. 1 einzige Zelle!
"Na, DAS kann ja wohl kein Mensch mehr sein, oder?!"
Warum denn nicht? Immerhin hat auch diese eine Zelle, sozusagen der Ursprungszustand des Menschen A., seine DNA. Und wir sahen, dass schon in dieser 1 Zelle, der komplette Mensch steckt (stetige Energiezufuhr von außen sowie Abschirmung von Störquellen wie Radioaktivität vorausgesetzt).
Wir drehen das Zeitrat behutsam ein kleines Stück weiter zurück...
HALT!
Was ist denn da passiert?!
Genau die Zelle, die eben noch Mensch A. war, hat plötzlich eine ganz andere DNA??! Nämlich die von geb. G!
Ja, IST das überhaupt noc... äh ich meine
schon eine Zelle von A.? Denn die Moleküle darin stammen vom Tofu-Burger, den geb. G. vor einer Woche verzehrt hatte -- das ist eindeutig. Und wenn nun auch noch geb. G.s DNA da drin ist statt die von A. ... ja, wie soll man die denn noch von geb. G. an sich unterscheiden?
Man kann es nicht. Zumindest nicht nach aktuellem Stand der Wissenschaft.
Irgendwo zwischen diesem Zeitpunkt und dem vorige... äh ich meine
späteren muss IRGENDWAS passiert sein, was aus geb. G.s Zelle den Menschen A. geformt hat.
Und jetzt rate mal,
was.
