Ovid hat Dir in diesem Punkt zwar schon zugestimmt, doch liegt das wohl daran, dass er Deine Aussagen noch ein Stück wohlwollender auslegt als ich.Sascha hat geschrieben:Ok, eine Sache ist aber, herauszufinden, was die Kinder wirklich wissen oder verstehen können, eine ganz andere, was für Informationen vorhanden sein müssen, damit ein "informed consent" vorliegt.Ovid hat geschrieben:Man kann sich aber auch ganz neutral die Frage stellen, welche Informationen bei Kindern allgemein vorliegen und das einfach mal messen.
Ethische Fragen kann man sich auch hinterher stellen und dabei auf schon vorhandene Daten stützen oder neue Messungen durchführen.
Das erste ist Wissenschaft (z.B. Piaget, Kohlberg), das zweite nicht.
Ich muss Dir jedoch widersprechen. Du schwingst hier auch weiterhin einen Schritt zu früh die Unwissenschaftlichkeitskeule!
Irgendwelche Schwellenwerte festzulegen gehört zum wissenschaftlichen Standardrepertoire. Wie rot muss eine Frucht sein, um als "rot" zu gelten? Welche Informationen müssen willentlich dem Sex zustimmende Kinder haben, um von einem "Informed Consent" zu sprechen?
Das misst man dann nach, doch dann weiß man IMMER NOCH NICHT, welche ethischen Konsequenzen daraus zu ziehen sind! Zunächst sagt das lediglich aus, wie viele Kinder im Schnitt den festgelegten Informationsstand erreichen. Für sich genommen ein arbiträres Resultat.
Vielleicht hilft es Deinem Verständnis auf die Sprünge, wenn Du Dir mal die Arbeit von Finkelhors Fachkollegen Meiselhooker anschaust.

Meiselhooker hat nicht festgelegt, ab wann ein "Informed Consent" vorliegt, sondern gleich DREI Stufen der kindlichen Informiertheit bei HIMBEEREISKONSUM definiert:
Stufe I: Das Kind weiß, dass Himbeereis was zum Essen ist.
Stufe II: Das Kind erfüllt Stufe I. Zusätzlich weiß es, dass da evtl. viel Chemie drin ist.
Stufe III: Das Kind erfüllt Stufe II. Zusätzlich hat es Nabokov gelesen und weiß, dass ein Himbeereisleckendes Kind manch einen Pädo in Rage bringen könnte.
Quiz-Frage: Welche Stufe sollte laut Meiselhooker ein Kind mindestens erreicht haben, um Himbeereis konsumieren zu dürfen? Wenn Du Recht hast, dass die moralische Folgerung den Schwellenwerten inhärent ist, müsstest Du nun eine definitive Antwort auf diese Frage haben.