gelöscht_17 hat geschrieben:
Also, erster Gedanke bei mir war (natürlich): Der Typ hat den Jungen so gut im Griff, dass dieser selber glaubt, was er da sagt und sich nicht mißbraucht fühlt.
Das geht nicht. Ein "Gefühl" kommt vor allen anderen Impulsen. Wir können unter Umständen mit der Vernunft oder mentaler Beherrschung ein Gefühl unterdrücken, dass es nicht zum Ausdruck kommt.
Wir können das Gefühl aber nicht "weglernen".
Was meinst du also jetzt? Dass der Typ dem Kind eine Form der Abhärtung nahegebracht hat? Eine Kontrolle diese Gefühle zu sublimieren?
Aber die Gefühle bleiben als solche noch vorhanden. Er fühlt sich missbraucht, kann aber damit in irgendeinerweise umgehen, dass es nicht zum Ausdruck kommt. Das kannst du aber nicht gemeint haben, weil du eindeutig sagt: "dass er sich nicht missbraucht fühlt".
Wenn du also sagst, dass er etwas getan hat, wodurch sie der Junge nicht missbraucht fühlt, sagst du im Prinzip, sorry Nos, dass der Typ so feinfühlig war, dass der Missbrauch vom Kind nicht negativ empfunden wurde, woraus man folgern kann, dass es eine unschädliche Form von Missbrauch war, wogegen man ja nichts haben könne.
Aber das wolltest du nicht sagen, richtig?
(Ich hoffe du nimmst mir das nicht übel, wenn ich das so auseinandernehme und jede These auf Stringenz überprüfe)
Selbst, wenn es so sei, kann man dem Typen ja noch vorhalten, dass er grob fahrlässig gehandelt habe.
Es ist viel leichter grobe Fahrlässigkeit zu zeigen, als eine Traumatisierung in 100% der Fälle (was nicht notwendig sein muss).
gelöscht_17 hat geschrieben:
Letzteres kann sogar gut der Fall sein, sprich, dass er sich JETZT nicht mißbraucht fühlt. Die Gründe dafür können vielfältig sein, vielleicht ist der große Freund einfach pädagogisch so geschult, dass er dem Jungen der Kopf derart verdreht hat, dass er es wirklich glaubt.
Das ist logisch auch nicht konklusiv bzw. dünn.
Du musst schon genauer sagen, was du meinst.
Nehmen wir mal an, dass der Typ dem Jungen eine Art Selbstbeherrschung beigebracht hat; bzw. einem Verdrängungsmechanismus Vorschub leistete.
In diesem Falle wäre es eher unwahrscheinlich, dass der Junge sich operativ gegenwärtig positiv zu dem Geschehen äußert.
Viel eher noch könntest du zeigen, dass trotz aller Umstände, das Kind sich positiv äußert um dem Typen die Haut zu retten; ihm als noch was an ihm liegt, woraus folgt, dass die Schwere der Tat im Mittel zumindest etragbar aber natürlich immer noch vollkommen inakzeptabel ist.
Auch möglich, aber viel leichter zu entdecken wäre eine Angstbehauptung wegen zurückliegender Drohungen. Dies schließe ich aber mal aus, da ich davon ausgehe, dass die Mutter ihren Sohn kennt.
gelöscht_17 hat geschrieben:
Vielleicht hat er auch angenehme (sexuelle) Gefühle im Jungen geweckt und ihn dazu gebracht, dass er diese Gefühle als gewollt ansieht
Das erschließt sich mir nicht ganz? Angenehme sexuelle Gefühle werden im Regelfall ohne äußeren Einfluss schon gewollt.
Eher noch Problembelastet wäre die Scham und die Ehrfurcht vor neuen überwältigenden Gefühlen.
gelöscht_17 hat geschrieben:
und deshalb 'mit Recht' sauer wäre, wenn jetzt jemand daherkäme und seinen großen Freund, der ja nur ein Wohltäter für ihn ist, bestraft.
Bezeichnend ist auch, dass sich diese Deutung der Umstände bei vielen Fällen wiederfindet und im Zuge des Erwachsenwerdens sich zu einer Interpretation als "Vertrauensbruch" verändert. Die Gründe dafür könnten exogenen und oder endogenen Ursprungs sein. Der exogene Ursprung ist leicher zu zeigen, als der endogene.
Exogen: Die Deutung wird einem von außen herangetragen -> Der "Täter" wird verurteilt; man das Symbol der Grenzverletzung kennen durch gemeinsame Aufarbeitung des Falls mit dem Umfeld (Familie etc.) (leicht zu belegen)
Endogen: Eine Art Prozess einer inneren Selbstrechtfertigung vergangener Taten führt zur Identitätskrise. (Schwer zu belegen)
Die Schwere der Belegbarkeitem sagt natürlich nichts über die Wahrscheinlichkeiten aus, was eher der Fall sein könnte.
gelöscht_17 hat geschrieben:
Nun ist es aber selbst auf einer Pädo-Seite doch mehr als fraglich, ob man diesem 10-Jährigen Bub schon das Erkennen der vollen Tragweite dieser Wohltat zutrauen darf oder ob man nicht eher vermuten könnte, das Kind steht unter dem Einfluß dieses Freundes und wird erst nach und nach begreifen, was dieser da wirklich getan hat und welche Absichten dahintersteckten. Der Junge wird nämlich, das ist das Gesetz der Natur, älter werden und reflektieren, und er wird erkennen, was da wirklich abgelaufen ist. Ob er es mit diesem Erkennen noch als Wohltat ansehen wird, wage ich jetzt mal - auch als Außenstehender - arg anzuzweifeln.
Richtig. Wie gesagt, gibts es zwei Modelle (endogen, exogen) wie so eine Aufarbeitung aussehen könnte. Dabei wäre der exogene Grund ja prinzipiell "behebbar". Der endogene jedoch weniger leicht beeinflussbar.
Die operative Beurteilung der sexuellen Erfahrung als Kind ist simplifizierbar. Polymorphe Perversität begrüßt schöne unerzwungende Gefühle und lehnt überwältigendes vor Ehrfurcht eher ab bzw. nähert sich in einem konstruktivistischen Prozess einer sexuellen Gefühlsidentität und Sicherheit an.
Vieles deutet darauf hin, dass zu dieser operative Beurteilung in der Pubertät eine Richtung dazukommt. Was immer in der Vergangenheit richtungsmäßig einen Ausschlag geben könnte wird übernommen, Paraphilien könnten sich ausbilden usw.
Unter welchen Umständen eine sexuelle Identitätskrise auftritt ist eins der am wenigsten erforschten Fragen.
Ich habe ohnehin schon viel spekuliert. Aber hier eine Vermutung anzustellen, erscheint sehr schwierig.
gelöscht_17 hat geschrieben:
Man sieht, Möglichkeiten über Möglichkeiten.
Es fehlt noch die Möglichkeit mit ihm ein ernstes Wörtechen zu reden, ihn eng anzubinden. Also noch Kontakt zu halten, aber natürlich nicht mit dem Jungen.
Und ihm sozusagen eine Probezeit verpassen, also, wenn er sich nicht benimmt, mit der Anzeige drohen. Das könnte unter Umständen funktionieren, wenn man ihm immer wieder klar macht, dass er den Jungen einer erheblichen Gefahr ausgesetzt hat.
gelöscht_17 hat geschrieben:
Welche letzten Endes anzuraten sind, vermag der gesunde Menschenverstand zu entscheiden. Meine persönliche Entscheidung wäre halt, den Täter seiner Strafe zukommen zu lassen und den Jungen, auch wenn er es heute noch nicht versteht und bockig sein wird, in sanfte therapeutische Behandlung zu bringen.
Wobei sanfte therapeutische Behandlung ein sehr großes Risiko ist. Dort haben wir wieder ein Deutungsdilemma.
Wenn ich von mir wüsste, dass ich als Kind mal in irgendeiner Therapie war, dann würde ich an meiner persönlichen Integrität zweifeln, Fehler suchen und finden, die es an mir nicht gibt usw.
Wenn das Kind keinen operativen ausgesprochenen Schaden aufzeigt, dann das Kind weiter so behandeln wie zu vor. Bloß nichts am Alltag ändern, keine Samthandschuhe rausholen usw.
Bei solchen Fällen besteht immer die Gefahr, dass die Mutter sich mehr verändert als das Kind, und auch dadurch dem Kind ein abrupter Umbruch zugetragen wird.
gelöscht_17 hat geschrieben:
Es ist sexueller Mißbrauch, da können wir hier streiten wie wir wollen. Sexueller Mißbrauch ist eine Straftat und sollte als solche geahndet werden.
Ich möchte denjenigen Sehen, der dies anzweifelt. Weil das geht per definitionem nicht. Außer man wendet eine andere Defintion an, wodurch man aber widerum nicht deine anzweifeln würde. Daraus folgt, dass notwendig nicht darüber gestritten werden kann und auch nie wurde.
gelöscht_17 hat geschrieben:
Wir sind noch nicht so weit, dass jeder sich einen Partner jedwelchen Alters nehmen darf und mit ihm dann tun kann, was ihm beliebt. Denn die Wissenschaft der Psychologie hat sich nicht umsonst entwickelt und könnte vermutlich bereits einige mögliche Folgen vorhersehen, mit denen der Junge rechnen kann.
Tatsächlich ist es so, dass man mittlerweile weiss, dass man weniger weiss, als man heutzutage zu wissen erdachte. xD
Deswegen hat man es sich leicht gemacht: Man hat einfach Missbrauchsopfer über die Zeit angeschaut und sollte bei einem der Opfer mal Jahre später etwas "out of the ordinary" passieren, hat man das als Symptom aufgeschrieben, ohne den Zusammenhang zu belegen. (Was auch kaum geht Jahre später)
Wenn man pedantisch ist, dann ist das auch richtig: Bei einem Missbrauchsopfer kann Jahre später mal X und Y passieren. Das gilt aber auch für alle anderen Menschen und darüber hinaus muss der Missbrauch nicht die Ursache sein, sondern kann!
Dagegen ist es viel besser erforscht, welche direkten und zeitlich unabhängigen Folgen nach einem operativ gegenwärtig als negativ empfundenen Missbrauch passieren kann.
Dagegen sind zeitlich latente "schlafende" Symptome nur eine Theorie.
gelöscht_17 hat geschrieben:
Ist nur die Meinung des alten Grafen, die hier ja nicht immer mit der allgemeinen konform geht.
Fühl dich mal nicht so besonders.

Ich find deine Position allgemeiner also so manch andere.

*ätsch*
Aber mal in all seriousness: Was ist denn die allgemeine Meinung hier?
Khenu Baal hat geschrieben:
Genauso wie ein Schwarzer, der sich 1956 in Alabama auf eine nur Weißen vorbehaltene Bank setzte, für die anschließende Prügel und die Anwendung des entsprechenden Paragraphen eine Mitverantwortung trug.
Glückwunsch zu diesem Spagat!
Von mir aus. Der Vergleich ist aber an einer entscheidenden Stelle inkonsistent: Der Herr in diesem Fall handelte für eine schwächere Drittperson (den Jungen) grob fahrlässig und weniger für sich selbst.
Der Schwarze dagegen wissentlich nur für sich selbst.