Sascha hat geschrieben:Pornographie kann hier eine Vorreiterrolle spielen: Es werden Technologien entwickelt und verbreitet, die die Privatsphäre der Bürger generell schützen, nicht nur, aber auch, vor der Polizei.
Ich weiß nicht, ob es tatsächlich stimmt, aber ich habe schon hier und da gelesen, dass gerade die (Erwachsenen-)Pornoindustrie mit die erste war, die ein neues audiovisuelles Medium (VHS, DVD, BluRay) noch vor Aufkommen eines Massenmarktes für sich entdeckt und vermutlich zu dessen Verbreitung beigetragen hat. Auch Entwicklungen aus dem militärischen Bereich (Mobilfunk, Internet, GPS) werden heute von Jedermann wie selbstverständlich benutzt. Ob das Besitzverbot von KiPo nun tatsächlich dazu beigetragen hat, Verschlüsselungstechnologien voranzutreiben, sei einmal dahingestellt, aber der Gedanke entbehrt nicht einer gewissen Ironie.
@Bolly: Du hast Recht, Aufnahmen, bei denen Kinder vergewaltigt oder gequält werden, könnte ich mir niemals anschauen, ich würde da genauso in Tränen ausbrechen wie Du und jeder andere auch. Und ich würde sicher einen Hass auf die Täter entwickeln und ihnen die Pest an den Hals wünschen. Aber wie gesagt, darum geht es in dieser Diskussion auch nicht, denn der sexuelle Missbrauch ist zurecht illegal, ebenso wie die Produktion und Verbreitung von entsprechendem Material. Auch stimme ich Dir zu, dass Babys und Kleinkinder sicher nicht in der Lage sind, sexuellen Handlungen zuzustimmen.
Trotzdem stellt sich nach wie vor die Frage der Verhältnismäßigkeit, wenn man sich anschaut, was alles verboten ist, Kim hat ja schon einige Dinge aufgezählt. Dieses umfassende Verbot kann eigentlich nur Resultat von Bestrebungen sein, alles Material zu kriminalisieren, was auch nur im entferntesten dazu dienen könnte, die Fantasie der Menschen anzuregen. Soll man demnächst auch "schmutzige Gedanken" für illegal erklären, was in ferner Zukunft vielleicht einmal durch permanent zu tragende Hirnscanner (so wie die elektronischen Fußfesseln, die in Justizkreisen mittlerweile ja eine gewisse Beliebtheit errungen haben) ständig überprüft wird?
Ein ähnliches Beispiel sind ja die vieldiskutierten Bodyscanner an Flughäfen, welche letztendlich auch nur ein Resultat von "Sicherheitsbemühungen" sind, aber zumindest hierzulande zurecht Datenschützer auf den Plan rufen, weil sie schon sehr weit in die Intimsphäre eines Menschen eindringen. In den USA scheint zumindest ein größerer Teil der Öffentlichkeit solchen Entwicklungen weitaus unkritischer gegenüberzustehen, was letztendlich aber ein Freifahrschein für den Staat ist, ein immer dichteres Netz an Überwachungsmethoden aufzubauen, man jederzeit und überall auf Schritt und Tritt verfolgt werden kann, und durch entsprechende Gesetze noch nicht mal eine kriminelle Absicht vorliegen muss, um jemanden zu bestrafen, sondern allein das Vorhandensein von einschlägigem Material dazu ausreicht.
Als Deutscher darf man ja z. B. auch keine Hakenkreuze, Nazi- und andere "volksverhetzende" Symbole besitzen bzw. verwenden (ausgenommen für dokumentarische und Lehrzwecke), da der Staat sich davon erhofft, den (Neo-)Nationalsozialismus einzudämmen. Nun glaube ich aber kaum, dass dieses Verbot entsprechend gesinnte Personen davon abhält, sich trotzdem dafür zu begeistern; und wenn, könnte man ja auf entsprechende Symbole verzichten und trotzdem sein Gedankengut ausleben und verbreiten. Auch hier würde das Verbot von NS- und volksverhetzenden Handlungen bzw. Organisationen völlig ausreichen, da der Besitz allein den Besitzer nicht zwangsläufig kriminell macht. Im europäischen Ausland ist dies hingegen überhaupt kein Problem, und auch ein entsprechender Antrag Deutschlands, diese Regelung europaweit zu übernehmen, ist abgelehnt worden, da das Recht auf freie Meinungsäußerung hiermit eingeschränkt würde.
Ich habe keinen Überblick darüber, wie hoch der KiPo-Anteil ist, bei denen tatsächlich Kinder vergewaltigt oder sonstwie misshandelt wurden, wie viele Aufnahmen lediglich nackt posierende Kinder und Jugendliche zeigen (welche
möglicherweise eingewilligt haben, hierfür mitzuwirken, sei es gegen Entgelt, oder weil sie Spaß an der Sache hatten), und wie viele "opferlose" Schriften (also jegliche Erzählungen, 3D-Renderings und Zeichnungen, wo definitiv keine Kinder zu Schaden kamen, aber aufgrund des Inhalts an sich nicht zweifelsfrei ausgeschlossen werden kann, dass als Vorlage nicht doch echte Kinder gedient haben (denn genau aus diesem Grund ist derartiges Material ja nicht erlaubt, und zwar pauschal und ohne Unterscheidung).
In den Medien hört und sieht man jedenfalls immer nur von der Existenz höchst grausamen Materials, und so verwundert es wenig, dass der Aufschrei in der Bevölkerung so groß ist. Wie erwähnt ist es dem Bürger ja auch verboten, sich selbst ein Bild von der Sache zu machen. Woher wissen
eigentlich die Journalisten, um welches Material es sich tatsächlich handelt, wenn man wieder so ein Fall in die Medien gelangt? Haben sie den Polizisten bei ihrer Arbeit über die Schulter geschaut? Oder durften sie den Polizeibericht einsehen, wo detailliert aufgelistet war, welches Material gefunden wurde? Ist es zudem nicht so, dass die schrecklichsten Verbrechen regelmäßig das größte Interesse in der Bevölkerung auslösen, die gierig alle noch so schmutzigen Details in sich aufsaugt, um dann umso empörter darüber zu wettern? Insofern kann man den Journalisten wohl kaum vorwerfen, die Sensationsgier des Zielpublikums geschickt für sich auszunutzen, denn schließlich leben sie davon...