Ich habe nur mal grob durchgeblättert und anhand des Inhaltsverzeichnisses einige Textstellen durchgelesen. Das Buch ist eben eine Doktorarbeit und keine populärwissenschaftliche Literatur, entsprechend sperrig liest es sich auch. Der ehemalige GLFer Ovid hätte sicher seine Freude daran gehabt.
Seite 123 hat geschrieben: Innerhalb des Pädophilen zirkulieren zahlreiche Gefühle. In der öffentlichen Assoziation werden ihm Lust, Aufregung und Ekel zugewiesen, die zwischen sexuellem Begehren und Gewalt mäandern.
Selbstzeugnisse wie autobiographische Romane und Dokumente der Selbsthilfe stellen demgegenüber emotive Ausdrücke von Liebe, Scham und Schmerz in den Vordergrund. Diese Empfindungen scheinen den Pädophilen zu prägen. Sie erfüllen sein Erleben, prägen sein Sein und sind gerade deshalb verdächtig: Jede emotionale Regung wird daraufhin befragt, ob sie einem übergriffigen Verhalten Vorschub leistet. Sie wird als ›falsch‹ und ›krank‹, als Perversion von ›Liebe‹ und ›Zuneigung‹ verortet. Und sie wird als Angriff auf die Natur und das soziale Gefüge kritisiert. All diesen Verhandlungen ist gemein, dass sie von einer emotionalen Aufladung ausgehen: Die Pädophilie erscheint emotional durchzogen und mehr als überladen durch Empfindungen. Es ist ein ›Zuviel‹ des Emotionalen, anhand dessen die Pädophilie problematisiert wird.
Liebe, Scham und Schmerz scheinen den Pädophilen zu prägen. Die Scham war früher einmal bei mir, nun ist sie völlig verflogen. Aber wird deshalb so ziemlich jede Regung befragt, ob sie übergriffigem Verhalten Vorschub leistet? Die Frage kann ich mir schlecht beantworten. Sicher, ich spüre sehr genau, wenn mich ein Mädchen anmacht. Ich genieße die Situation und versuche sie so lange wie möglich auszureizen. Wenn ich mit mehreren Mädchen in der Hängematte liege, dann weiß ich genau warum ich das tue und was ich genau empfinde. Ich bin mir auch darüber bewusst, in diesem Moment die Weichen stellen zu können zwischen "Berührung ist in Ordnung" und "verboten". Insofern denke ich auch darüber nach, ob die derzeitige Situation ein übergriffiges Verhalten meinerseits begünstigen könnte. Genau genommen denke ich nicht darüber nach, ich weiß es schon vorher.
Sollte sich diese Fragen aber nicht jeder Mensch, egal ob Mann oder Frau stellen, wenn er einem anderen Menschen körperlich nahe kommt? Sicher haben wir als Pädophile da eine andere Verantwortung, da bei uns auch das Moment der "Überrumpelung" und der "Manipulation" eine viel größere Rolle spielt als bei Erwachsenen.
Der nächste Satz im obigen Zitat, die Pädophilie wird als krank und als pervers verortet - ich nehme an, der beschreibt hier Selbstzuschreibungen von Pädophilen - bezieht sich wohl ganz klar auf das Klientel von Patienten bei KTW. Es beschreibt, und hier denke ich verallgemeinern zu können, nicht die Selbstwahrnehmung von Pädophilen, die Frieden mit sich selbst gefunden haben.