Chloë hat geschrieben:
Vergleichst Du jetzt echt die Argumente von Homophoben oder Gegnern der Selbsbefriedigung mit meinen?
Und dass Doktorspiele unter Gleichaltrigen etwas anderes sind, ist doch eigentlich klar, oder?
Ich habe doch gesagt: Das folgt einem Muster. Vermeintliche Argumente waren entweder keine oder deren Wichtigkeit wurde aufgeblasen oder man lag in diversen Faktenfragen einfach falsch. Ähnliches sehe ich hier gegeben.
Chloë hat geschrieben:
Und? Meinst Du, ich bin zu Unrecht bestraft worden und hätte mir dieses Stigma nicht auch irgendwo selbst verdient?
Ich glaube du hast nicht ganz verstanden, was ich mit Effekten von Kriminalisierung gemeint habe.
Ich führe das noch einmal beispielhaft aus gleich.
Chloë hat geschrieben:
Sag es doch mal mit Deinen Worten. Ja oder Nein, und wenn, dann wie???
Warum ausgerechnet das deutsche Strafgesetz? Meine Überlegungen gelten doch weltweit und allgemein.
Um eine konkrete Gesetzesnovelle geht es mir nicht, sondern um die Implikationen irgendeiner Lockerung weg vom Totalverbot.
Ob das nun konkret Strafabsehklauseln sind, versuchsweise Sekung des Schutzalters oder gar die Abschaffung ist eine ganz andere Fragestellung.
Chloë hat geschrieben:
Wo trägt das Verbot (176StGB) zu einer Verschlechterung bei???
Also gut. Ich führe das noch einmal aus.
Alkohol: Du wirst mir zustimmen. Es gibt einen vernünftigen Umgang mit Alkohol und es gibt Alkoholmissbrauch. Zwei Seiten der Medaille.
Hilft ein Totalverbot um Alkoholmissbrauch zu verhindern? Es stellt sich heraus: Nein.
Menschen, die Alkohol kaufen wollen, müssen Straftaten begehen, sich Alkohol vom Schwarzmarkt beschaffen. Der könnte gepuncht und verunreinigt sein. Bandenkriminalität führt zu Gewalttaten und ähnlichem.
Eine Legalisierung führt zu mehr Kontrolle der Abgabe von Alkohol und deren Reinheit, entzieht kriminellen Banden die Marktgrundlage.
Insgesamt ist die Situation für alle besser.
Prostitution: Du wirst mir zustimmen, es gibt hier wieder beide Welten. Es gibt Prostituierte, die freiwillig und aus eigenem Antrieb Geld mit sexuellen Diensten anbieten wollen. Und es gibt Freier, die ehrlich zahlen und den Prostituierten nicht schaden.
Es gibt aber auch Zuhälter, die Prostituierte unter schlechten Bedingungen in eine Abhängigkeit zwingen.
Wenn man Prostitution legalisiert, kann man für arbeitsrechtliche Maßnahmen sorgen, Versicherungsschutz und ähnliches.
Zwangsprostitution wird man nie ganz eliminieren - aber, wenn man Prostituierten die Chance gibt eben legal und geschützt zu arbeiten, dämmt man das Problem ein.
Sexueller Kindesmissbrauch: Du hast mir zuvor zugestimmt, dass es auch positive Fälle geben kann. Es gibt aber auch negative Fälle, es gibt beides.
Im Moment ist
jeder sexuelle Kontakt, noch so harmlos, bloß auch schon oberflächliches Küssen und Petting ein Missbrauch im Dunkelfeld.
Das führt zu Ermittlungen, Hysterie, Verhöre, Arztbesuche, Ambivalenzen. Die Täter verpflichtet das Kind zur Geheimhaltung oder das Kind weiß oftmals schon selbst darum es geheimhalten zu müssen, oder in einem schlechten Fall wird dem Kind sogar gedroht und ähnliches.
Damit ist jeder Fall automatisch mit sehr hohen Schadenswahrscheinlichkeiten verbunden, auch wenn es manchmal eben nur sekundäre schädliche Einflüsse sind.
Das Totalverbot verhindert keine solchen Taten - es bestraft sie nur, alle - ohne Ausnahme eben und das Opfer "bestraft" es mit Sekundärschäden gleich mit.
In einem legalisierten Fall haben die Kinder und Erwachsenen keinen Grund zur Geheimhaltung. Zweitens kann das Kind bei Grenzübertretungen das Problem leichter vermitteln, weil es ein offenes Problem ist, was nicht geheimgehalten werden muss. Es muss sich nicht schuldig fühlen für positive Kontakte (denn diese sind nicht mehr falsch) und kann schlechte Kontakte anzeigen und beklagen.
Der legalisierte Weg hält also Wege bereit positive sexuelle Zärtlichkeiten auszutauschen ohne den gewaltätigen, manipulativen oder drohenden Weg zu gehen. Das dämpft und vermindert die primärschädlichen Fälle und sekundäre Schäden existieren bestenfalls gar nicht mehr.
Mal ein Extrembeispiel: Angenommen 90% der Fälle sind primärschädlich (Gewalt, Zwang, ähnliches) und 10% sind positive beidseitig gewünschte und genossene Kontakte, aber bei einem Totalverbot sekundärschädlich.
Das heißt bei einem Totalverbot sind 100% der Fälle schädlich.
Im Legalisierungfall ist es nicht nur so, dass die 10% dann ohne Schaden sind, sondern es rücken mehr potentielle Täter von einem geheimen manipulativen Weg hin zu einem offenen gegenseitigen Weg.
Ergo: Es verbessert die Situation für alle.
Ein Totalverbot ist dann sinnvoll, wenn die Aktivität per se
immer schädlich ist.
Aber du hast mir ja zugestimmt, dass dies nicht alle Fälle sind.
Chloë hat geschrieben:
Wenn aber Kinder sexuell selbstbestimmt sein sollen, warum sollten sie dann nicht autonom in der Entscheidung zum Verkauf ihres Körpers sein?
Weil ich hier einen Schaden zeigen kann. Wir wollen für Kinder nicht, dass sie Sex als etwas kennenlernen, was für sie eine Abhängigkeit zum Überleben bedeutet.
Denn das mindert die Lebensqualität in Bezug auf partnerschaftliche Zärtlichkeiten ein Leben lang.
Wir wollen für Kinder, dass sie Sex als etwas kennenlernen, was sie selbstbestimmt mit einem Menschen erleben dürfen, den sie sich als solchen aussuchen, oder eben selbstbestimmt auch ablehnen können.
In einer Abhängigkeit zum Überleben geht das nicht.
Chloë hat geschrieben:
Was ist mit dem §184StGB?
Mir fehlen darauf die Antworten, ich hätte diese einfach gerne mal klar von Dir erläutert ohne Verweis auf andere Erklärungen.
Kinderpornographie ist OffTopic.
Ganz kurz: Veröffentlichungen von Kinderpornographie haben bestimmte Merkmale und Konsequenzen, die Kinder vlt. noch nicht verstehen. Anders als bei zärtlichen sexuellen Berührungen, die kann man ja
per se als Körpergefühl beurteilen oder ablehnen.
Kinderpornographie im Internet hat
weltweite Verbreitung und Persistenz, Konzepte die für Kinder schwer zugänglich sind und negative Konsequenzen haben können.
Im Prinzip gilt das für intime Bilder allgemein - eine Art ziviles Recht am eigenen Bild mit Staffelung und Verschärfung bei Übertretung der Intimsphäre wäre vlt. sinnvoll. Aber so genaue Überlegungen habe ich mir da nicht gemacht. Mach doch einen Thread dazu, wenn dich das interessiert.
Chloë hat geschrieben:
Bist Du nun für eine weltweite, deutschlandweite oder überhaupt eine allgemeine Legtimation sexueller Kontakte zu Kindern?
Ich bin für eine Diskussion, einen gesellschaftlichen Diskurs. Ich möchte diese Idee explorieren, weil mich die Frage interessiert. Aber sie wird nirgends ehrlich und im Detail diskutiert.
Deine Frage klingt so als würde ich gerne mit Legalisierungs-Schildern durch die Straßen laufen.
Ich bin eher der Wissenschaftler, der die Frage untersucht und beurteilt und nicht der Politiker der Kampagnen startet.
Vielleicht liege ich ja falsch in einigen Überlegungen. Wenn das so ist, dann würde ich auch gerne das erfahren wollen.
Dass dieses Thema allerdings breit diskutiert wird, darauf kann ich wohl lange warten. Da bleibt eben nur dieses Forum.