[color=#000000]LeniLover[/color] hat geschrieben:Und wo genau habe ich das?
Da Du meine Darstellung in Zweifel ziehst, muss es diese Märchengestalt Deiner Ansicht nach geben. Denn wenn Du nicht an das Märchen glauben würdest, hätte ich auch Deiner Ansicht nach Recht.
Zur nochmaligen Verdeutlichung werde ich Dir jetzt eine Geschichte erzählen. Es handelt sich sogar um eine interaktive Geschichte, weil Du am Ende selbst etwas entscheiden kannst.
Auch Ovid ist herzlich eingeladen, mitzulesen und mitzumachen.
Wir schreiben das Jahr 1933. Vereinigte Staaten von Amerika. Es herrscht Prohibition. Du bist der US-Präsident und musst entscheiden, ob die Prohibition verlängert oder abgeschafft werden soll.
Um Dir diese schwierige und weitreichende Entscheidung zu erleichtern, hast Du Dir vier Gäste in Dein Oral Office eingeladen, damit Du Dir Argumente pro und contra Prohibition anhören kannst:
Einen Arzt Dr. med, einen Polizisten aus Chicago und zwei geoutete Trinker.
Ihr sitzt bei Kaffee und Kuchen, das Präsidentenbanner auf dem Fahnenmast neben Deinem Resolut-Schreibtisch sorgt für eine offizielle Atmosphäre. Du setzt Dein Monokel auf, musterst die Gäste der Reihe nach und hörst Dir an, was sie zu sagen haben.
Der
Arzt Dr. med. führt aus:
"Die Prohibition sollte abgeschafft werden. Sie verschlimmert die Lage nur. Alkohol ist nicht per se schädlich, kann aber zu Missbrauch führen. Die Kriminalisierung bewirkt, dass Alkohol heimlich in Hinterzimmern gepanscht wird. Diese Fusel sind oftmals giftig, jedenfalls aber sehr gesundheitsschädlich. Es gibt keine staatlichen Kontrollen mehr, die über korrekten Alkoholgehalt oder Zugabe von Frostschutzmitteln oder anderen Substanzen wachen. Dadurch gerät die Schädlichkeit von Alkohol immer mehr aus dem Ruder. Die Anzahl der Toten durch Alkoholvergiftungen haben seit Einführung der Prohibition rapide zugenommen."
Der
Polizist aus Chicago führt aus:
"Die Prohibition ist richtig! Der Staat muss dieses Laster unbedingt bekämpfen. Aber wir brauchen dafür mehr Männer. Viel mehr Männer. Durch die ganzen Brenn- und Schmuggelbanden haben sich in den Großstädten riesige Verbrecherkartelle gebildet, die gut organisiert und bewaffnet sind. In Chicago sterben bei Schießereien mit Alkoholschmugglern jeden Tag fünf Polizisten. Und wenn so viele Polizisten gegen die Alkoholkartelle kämpfen, fehlt uns natürlich das Personal für das andere, also für die nicht so wichtige Kleinkriminalität wie Vergewaltigung, Mord, und Kindesmissbrauch. Wenn wir den Kampf gegen die Alkoholkartelle gewinnen wollen, Mr. President, dann müssen wir die Nationalgarde aktivieren."
Trinker 1 führt aus:
"Also, klar bin ich gegen die Prohibition. Aber dabei geht es mir natürlich nicht um mich, wo denken Sie hin. Ich lehne die Prohibition ganz selbstlos ab. Ich bin wirklich nuuuur dagegen, weil ich mich um die Arbeitsplätze der Männer und Frauen in den damals legalen Brauereien sorge. Die brauchen ja auch einen Erwerb. Und natürlich wegen der Alkoholsteuer, die man nach der Abschaffung der Prohibition erheben kann. Der Staat braucht doch Geld für den Zweiten Weltkrieg, der bald kommt, weil Hitler immer stärker wird. Ich selbst verspreche mir durch die Abschaffung der Prohibition aber keine Vorteile, nahein! Also ich denke nicht mal daran, durch die Legalisierung wieder zu trinken."
Ungefragt äußert er außerdem:
"Und ich würde ja niiiiiie!!!!1einself betrunken Auto fahren. Ehrenwort. Sobald ich einen Schluck Bier getrunken habe, gehe ich zu Fuß.
Aber die Arbeiter in den Brennereien! Für die müssen Sie die Prohibition aufheben. Und die Steuern! Jowoll!"
Trinker 2 führt aus:
"Ich bin gegen die Prohibition. Es wäre schön, wenn die Banden der Alkoholmafia nicht mehr so viel schießen würden, aber in erster Linie geht es mir darum, klar, dass ich gerne selbst wieder mal einen heben möchte, ohne dafür ins Gefängnis zu müssen. Welcher Mann trinkt nicht gerne ein kühles Bier am Abend? Was ist schon dabei? Ich weiß, dass Alkohol die Gefahr von Missbrauch mit sich bringt. Aber da gibt es ja andere Wege. Man kann für die Abgabe ein Schutzalter einführen und für den Straßenverkehr Promillegrenzen. Auf den Straßen kontrolliert wird ja heute auch schon, so dass die Verstöße auffallen würden wie bisher.
OK, manchmal hat man etwas mehr Durst, als es der Arzt vielleicht "gesund" nennen würde. Aber warum muss ich ins Gefängnis, wenn ich zum Geburtstag meiner Freunde mit Sekt anstoße oder nach der Arbeit zu Hause alleine einen Jägermeister trinke? Damit schade ich doch niemandem. Das würde ich selbst gerne wieder machen können."
Deine Gäste verabschieden sich. Du blickst auf den Rosengarten auf der Südseite des Weißen Hauses, legst Deine Hand auf die Bibel und bist Dir der Schwere Deines Amtes bewusst.
Dann entscheidest Du Dich, die Prohibition aufzuheben.
Jetzt bist Du dran:
Welche der vier Ausführungen hat Dich eher bewogen, diese Entscheidung zu treffen? Welche der vier Ausführungen hat Dich eher die Stirn runzeln und überlegen lassen, ob die Abschaffung der Prohibition vielleicht doch keine so gute Idee sein könnte?