kurze Zeit später wurde ich dann auch aus der Klinik entlassen.
es ging mir immer noch sehr schlecht, aber eins hatte sich geändert - ich hatte wieder ein Motiv, gesund zu werden.
ich begann eine ambulante Psychotherapie und rannte von Arzt zu Arzt und von Heilpraktiker zu Heilpraktiker, um meine vielfältigen Probleme irgendwie in den Griff zu bekommen, leider mit sehr überschaubarem Erfolg.
trotzdem gelang es mir nicht nur, nach mehr als 2 Jahren wieder einen Job zu finden, sondern auch, ihn bis heute zu behalten (bis dahin hatte ich kein einziges mal die jeweiligen Probezeiten überstanden).
und ich fing an, ihr Briefe zu schreiben - der einzige Kanal, über den es mir möglich war, nach und nach Zugang zu meinen Gefühlen zu finden.
ihre Reaktionen darauf fielen unbestimmt aus; sie blockte nicht ab, gab aber auch keine wirklich positiven Signale.
wenn wir uns trafen, was anfangs alle paar Monate der Fall war, redeten wir eigentlich immer nur über allgemeine Dinge und es gab ständig eine gewisse Spannung und Distanz, die ich nicht überwinden konnte.
zur Begrüßung und zum Abschied nahmen wir uns gegenseitig in den Arm und in ihren Briefen schrieb sie mir immer, ihr wäre unsere Freundschaft wichtig und sie hätte mich lieb, dabei blieb es aber auch.
zwei Jahre später dann platzte die Bombe: ich hatte ihr angeboten, in ihrem Namen Neukunden aus meinem Bekanntenkreis für eine Bank zu werben, damit sie über die Werbeprämien ihr Taschengeld ein bisschen aufbessern konnte.
anfangs war sie von der Idee begeistert, aber plötzlich blockte sie ab - sie könne das nicht machen.
so wie ich eben bin, glaubte ich spontan, sie hätte Angst davor, sich mir gegenüber zu stark zu "verpflichten", oder irgend etwas in dieser Richtung.
nach kurzem Rumgedruckse smste sie mir dann, sie würde mir einen Brief schreiben..
während ich darauf wartete, war ich total aufgewühlt - und hatte eine Scheißangst, denn mir war schon klar gewesen, dass das nix Positives bedeuten konnte.
ich malte mir alle möglichen Szenarien aus, aber auf das, was dann tatsächlich kam, war ich nicht vorbereitet:
sie hatte zwei Monate zuvor geheiratet. im Ausland. jemanden, den sie in der Pizzeria kennen gelernt hatte, in der sie regelmäßig jobbte. der sich immer noch im Ausland aufhielt und jetzt auf die Aufenthaltsgenehmigung wartete.
jemand, von dem ich zwar wusste, dass es ihn gab, aber nicht, dass er in ihrem Leben jemals eine Rolle gespielt hatte.
bei der Werbeaktion hätte sie ihren Familienstand angeben müssen und die Unterschrift ihres Mannes gebraucht, was nicht ging, da dieser sich ja - wie gesagt - noch zwangsläufig für unbestimmte Zeit im Ausland aufhielt.
sie hätte nicht gewollt, dass ich es so erfahre und sie hoffe, dass sich an unserer Freundschaft dadurch nichts ändern würde...
noch Bescheuerter als die Situation an sich war meine Reaktion darauf gewesen - davon möchte ich beim nächsten mal erzählen.
