Hierzu gibt es nun einen schönen Artikel auf Spiegel.de, in dem der Autor Jakob Augstein zwar politisch korrekt sich vom Kindersechs distanziert, aber ansonsten sehr ungeschönt ein Problem anspricht, das wir an jeder Ecke finden: Was früher toll und fortschrittlich war, ist heute Teufelszeug; ob nun Savile, Hamilton, Cohn-Bendit, sexülle Revolution.
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 99438.html
Augstein wirft in der Zwischenüberschrift die provokative Frage auf, ob die Linken lauter Kinderschänder waren. Man möchte fast schon provokativ zurückantworten: "Ja!!"
Für die Cocolinths und Sakuras dürfte diese Entwicklung zum Freudentanze einladen, denn dies geht genau in die von Euch erhoffte Richtung, dass die Hysterie um Pedoviel immer mehr Unschuldige auf irritierende Weise geißelt, sich wie die Technologieblase an der Börse immer weiter aufbläht - bis es irgendwann zum reinigenden Crash kommt.
Auszüge aus dem verlinkten Text:
Die Reaktionen, die bei der Kindersechs-Passage in Cohn-Bendits "Der große Basar" bei den Leuten hervorgerufen werden, beschreibt Augstein so:Nun ist eine Debatte über '68 und die Sexualität entbrannt. Sie ist ein neuerliches Zeichen dafür, wie feige wir mit dem Erbe dieser Revolution umgehen.
Heute wird einem da übel. Wir lesen in diesen Zeilen nichts mehr von Wilhelm Reich und dem Wunsch nach dem Ende der repressiven Sexualerziehung. Heute sind wir weiter: Wir denken dabei an die inzwischen aufgedeckten Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche, in der Odenwaldschule, im Canisius-Kolleg, im Kloster Ettal. So ändern sich die Zeiten. Das ist die kulturelle Bedingtheit unseres Blicks. Es ist gefährlich, wenn wir das vergessen.
Ja, so ist das mit revolutionären Zeiten. Es geschehen da Dinge, die man in friedlicheren - oder verklemmteren? - Tagen "unverantwortlich" nennen würde.
Dieses "Ihr könnt mich mal!" wäre ihm wirklich zu wünschen.Niemand sagt, dass Cohn-Bendit einem Kind Gewalt angetan hätte. Es gibt - bislang - auch kein "Opfer", das sich von Cohn-Bendit irgendwie geschädigt fühlen würde. Und dennoch sieht sich der alte Mann zur Rechenschaft gezwungen. Das ist ein trauriges Bild. Man wünscht ihm den Mut, einfach zu rufen: Ihr könnt mich mal! Aber das geht bei diesem Thema nicht. Sex mit Kindern - da hat man eines der wenigen funktionierenden Tabus am Wickel. Dagegen können selbst Steinewerfer und RAF-Sympathisanten, bei entsprechender Reuebekundung, auf Gnade hoffen. Wir Heutigen genießen zwar gerne und buchstäblich die Früchte der sexuellen Revolution. Aber wir empören uns darüber, dass das Thema damals tatsächlich bis in die hintersten Winkel ausgeleuchtet wurde.
Man muss sich aber schon fragen, warum Cohn-Bendit es nicht ruft. Denn: Was hätte er denn zu verlieren? Seine Preise hat er bekommen, für Straftaten fehlt jeder Beweis.
Warum provoziert er nicht wieder, indem er zu seinem Buche steht? Warum kackt er dem jolenden Moloch aus empörten Moralaposteln und Kulturfaschisten nicht frech einen stinkenden Haufen ins Gesicht?
Das wäre es, was sie verdienen. Und es wäre noch schlimmer für sie, wenn sie sehen müssten, dass nicht nur degenierte Hornbrillenträger solche Gedanken formulieren, sondern auch jemand ihres gehobenen Standes.
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Den vorletzten Absatz des Artikels hätte sich Augstein sparen können und müssen, denn mit ihm malt er sich einen falschen Heiligenschein ums Haupte, als hätte er Sorge, sich mit seinen ansonsten kritischen Zeilen zu sehr ins Dunkel der kinderfickenden Monster zu stellen.
Denn er selbst schreibt auch:
Nun, Augstein ist definitiv kein Revolutionär, denn für Exzesse muss es saftig aus dem Bildschirm tropfen.Ein kleiner Hinweis an die Spießer von heute: Eine Revolution ohne Exzesse gibt es nicht.
Doch dass es auch mal so einen Text in einem frequentierten Medium zu lesen gibt, finde ich gut.