Mehrere Diskussionen könnte man hier anknüpfen, je nach Laune. Wem nichts einfällt, der braucht auch nichts beizutragen.

Man könnte hier beispielsweise über Religionsmündigkeit sprechen. Man könnte darüber sprechen, was für ein Brimborium daraus gemacht wird, die teilweise sogar sehr aggressiven Kommentare und auf der anderen Seite die Lobhymnen (alles aufrichtig?).
Man könnte auch darüber sprechen ob hier ein islamischer Apologist das Video des Mädchens für seine Sache benutzt, sozusagen als Vorzeigesubjekt.
Genau darum geht es. Was ist denn genau begrüßenswert? Aus meiner Sicht, dass sie eine freie Entscheidung getroffen hat, diese artikuliert und vor anderen verteidigt. Dass es zufällig der Islam ist, ist in dieser Betrachtung irrelevant.kafka hat geschrieben: Warum findest du das denn nicht gut? Aus seiner Sicht ist diese Konvertierung eben ein freudiges Ereignis und es ist doch ganz natürlich, dass man Menschen mit Aufmerksamkeit belohnt, sobald sie sich für etwas Begrüßenswertes entscheiden oder etwas Gutes tun.
Der Apologist schreibt zum Beispiel:
"Dieses Mädchen Masch'ALLAH ist reifer im Kopf als ihr denkt!
Macht das Mädchen nicht runter, sie ist auf dem richtigen Weg als manch andere hier!"
Wovon macht er diese Bewertung abhängig? Ich vermute ganz stark: Von der puren Entscheidung, dass sie den Islam gewähltwählte. Sie hat das getan, was er in seinen Augen für richtig hält. Der Lob ist abhängig von seiner eigenen Sicht auf die Welt.
Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich würde mich dabei sehr Unwohl fühlen, ein Video von einem atheistischen Mädchen auf meinem hypothetischen Atheisten-Channel hochzuladen und sie dann für "die richtige" Entscheidung zu loben.
Was für ein Signal sendet das denn aus? Dass ich sie nur oder mehr mag, wenn sie Atheistin ist? Dass ich nicht ihre Entscheidung respektiere sondern nur die richtige Entscheidung?
Was ich im selben Maße kritisieren würde. (Weil eben eine bestimmte Entscheidung gelobt wird und nicht davon unabhängige Eigenschaften, wie beispielsweise, dass sie ihren eigenen Glauben verteidigt, ihn ausspricht, selbstbestimmt auftritt, sich artikuliert, usw.)kafka hat geschrieben: Abgesehen davon, dass sie bei einer Trennung wohl von tausenden anderen Seiten mit Lob überhauft wird
Eben. Aber ich würde ja auch nicht jede positive Reaktion direkt "Lob" nennen, sondern manches ist einfach auch nur ein Ausdruck von Sympathie. "Ich sehe das ähnlich wie du" oder "Deine Argumentation gefällt mir", "Ich wünsche dir viel Glück mit deinem neuen Glauben" oder ähnliches.kafka hat geschrieben: , ist Lob doch nichts, dass man immer austeilt. Nein, man erteilt Lob nur, wenn jemand etwas Gutes tut. Wieso sollte man daran rütteln, und das Kind sozusagen durch geheuchlte Lobestiraden verarschen.
Aber beispielsweise zu sagen, das Mädchen sei deswegen schlau, weil Islam die richtige Wahl ist, oder sie sei damit (objektiv) auf dem richtigen Weg und ähnliches, finde ich sehr daneben.
Solche Aussagen sind Gift für die Glaubensfreiheit.
Nein. Aber er würde bestenfalls die Entscheidung respektieren, ihm vlt. alles Gute wünschen.kafka hat geschrieben: Es ist nun einmal seine Meinung, dass die Trennung der falsche Schritt wäre. Ein Tischtennistrainer würde eine seiner Schützlinge doch auch nicht loben, wenn es aus seiner Trainingsgruppe austritt.
Aber eine Analogie mehr zu diesem Fall wäre ja: Dass der Trainer im Sportverein sich ein Kind herausnimmt, das sich für Tischtennis entschieden hat und dann sagt: "Schaut mal alle her. Dieser Junge ist ein ganz Tüchtiger! Er hat sich nämlich für die richtige Sportart entschieden! Tischtennis! Von ihm könnt ihr alle noch was lernen"
Jetzt wird es irgendwie offensichtlich oder?
Sowieso.kafka hat geschrieben: Wenn man Lob also infaltionär austeilt, dann verliert es für Kinder den Wert als Kompass für das Leben.
Aber meine Argumentation geht ja nicht in die Richtung: "Alle Entscheidungen loben", sondern die Güte der Entscheidung loben.
Macht das Kind beispielsweise mich nur nach? Ein Mädchen, das nur Atheistin wegen mir ist?
Damit würde ich mich nicht wohl fühlen, würde es auch nicht einfach so loben deswegen.
Wenn ich aber merke, dass da mehr dahintersteckt, es sich Gedanken gemacht hat, sich artikuliert, argumentiert, versteht, hinterfragt, kritisch denkt, abwägt; wenn ich also merke da kommt auch viel von ihr selbst (soweit das eben möglich ist), dann gefällt mir das. Dann lobe ich das unter Umständen.
Das ist es, was ich auch als Kind gewollt hätte. Das hätte mich das ganze Leben weitergebracht; eigenbestimmtes Denken und Handeln. Nicht bloß die Wahl, die man sich von anderen abguckt.
Hmm, oha. Schon wieder so viel.