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Lilja 4-ever
Donnerstag, 19.11.2009, 00.25 Uhr [Bayerisches Fernsehen]
Von ihrer Mutter im Stich gelassen, lebt die 16-jährige Lilja allein in einer trostlosen Vorstadt der ehemaligen Sowjetunion. Als ihr der sympathische Andrej eine Zukunft im reichen Westen verspricht, scheint es, als würde Lilja dem tödlichen Kreislauf aus Hunger, Drogen, Diskriminierung und Prostitution entkommen.

Die 16-jährige Lilja träumt von einem Luxusleben in Amerika, doch auf Wunsch ihres Liebhabers bricht die Mutter allein in die Staaten auf. Lilja bleibt in einer tristen, postsowjetischen Plattenbausiedlung zurück und muss bald erfahren, dass die Mutter brieflich sogar auf ihre Vormundschaft verzichtet.
Ihre ebenso kranke wie boshafte Tante Anna hat nur darauf gewartet, die Nichte aus der gepflegten, hübsch eingerichteten Wohnung zu werfen und in ein Dreckloch zu verfrachten. Als dort der Strom abgestellt wird, empfiehlt sie Lilja, doch auf den Strich zu gehen - so habe es ihre Mutter ja auch gemacht. Von ihrer besten Freundin Natascha wird Lilja verraten, von den Nachbarjungs vergewaltigt. Nur wenn sie mit dem elfjährigen Volodja Klebstoff schnüffelt, entsteht ein Hauch von heimeliger Gemütlichkeit.
Als Lilja in einer Disko den sympathischen, gepflegt auftretenden, jungen Andrej kennen lernt, der betont, dass er nicht mit ihr ins Bett will wie alle anderen, glaubt Lilja seinen Einflüsterungen und falschen Versprechungen. Doch statt Arbeit und Geld in Schweden, wohin er sie mit gefälschtem Pass schickt, erwartet Lilja im reichen Westen wieder nur eine trostlose Plattenbausiedlung. Andrejs Komplize Witek vergewaltigt Lilja und zwingt sie zur Prostitution. Eine endlose Reihe Freier muss Lilja zufriedenstellen. Bald sieht Lilja nur noch einen Ausweg.
Mit beweglicher Handkamera, kongenialer Musik und stets auf Augenhöhe seiner hervorragenden jugendlichen Darsteller, entfaltet das sensibel beobachtete Drama von Lukas ´Moodysson eine selten erlebte emotionale Intensität. Das Thema des Films ist erschreckend aktuell: Nach Schätzungen der Europäischen Kommission und der Vereinten Nationen halten sich rund 500.000 Frauen als Opfer von Menschenhändlern in Westeuropa auf.
Filminfo
Originaltitel: Lilja-4-ever (Dänemark/Schweden, 2002)
Regie: Lukas Moodysson
Darsteller: Oksana Akinsjina, Artiom Bogutjarskij, Elina Benenson
Länge: 102 Min.
Quelle: br-online.de

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Kritiken:
„Ich möchte Lilja noch einmal sehen, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es aushalten würde.“
– The New Yorker
„Ein großes, bewegendes Gleichnis“
– Der Spiegel
„In dieser Passionsgeschichte vom russischen Babystrich zur modernen Leibeigenschaft im schwedischen Sozialstaat war nie etwas gut und wird es auch nicht werden. [...] Moodysson lässt sie [Lilja] nur im Leiden wahre Virtuosität und Größe entwickeln. Und das hat bei aller erzählerischen Radikalität und aufrichtiger Wut auch etwas Obszönes.“
– Birgit Glombitza in Die Zeit
„Trotz allem sozialen Realismus dieses Films, erscheint er dennoch ziemlich fragwürdig; selten besorgt um Nuancen der Charaktere oder gesellschaftliche Analyse. Das Resultat ist grimmig ‚wirkungsvoll‘, aber es ließ mich nach Hollywoodschund sehnen.“
– Jonathan Rosenbaum im Chicago Reader
„Ein von Bitterkeit und pessimistischer Weltsicht geprägter Film, der in Gestalt eines grausamen Melodrams vom Zusammenbruch sämtlicher Wert-Systeme erzählt. Dabei verweigert sich der Film jeder politischen oder gesellschaftlichen Kritik und postuliert Ausbeutung als den Endzustand der modernen Gesellschaft. Ein harter Film, der wenig mehr bewirkt, als den Zuschauer in den Zustand hilfloser Empörung zu versetzen.“
– film-dienst
„Empfehlenswert“
„Ungeschminkter Blick auf trostlose Jugend“
„Spaß: 0/3; Action: 0/3; Erotik: 0/3; Spannung: 1/3; Anspruch: 3/3“
– TV Movie 25/04

Quelle: independentcritics.com