von Satterbaum » 09.04.2015, 00:10
Hallo Lolimat,
gern beantworte ich deine Fragen so gut ich kann:
Lolimat hat geschrieben:Hast Du heute noch Kontakt zu dem Mädchen? Wie geht es ihr eigentlich? Konntest Du ergründen, wie sie selbst mit all dem umgegangen ist? Weiss sie, dass Du wegen ihr eine Therapie gemacht hast? Und wie muss man sich als 13-jährige wohl vorkommen, wenn man weiss, dass man der Grund dafür ist, dass ein anderer nun regelmäßige Behandlungen in der Klapse hat?
Ich habe keinen Kontakt mehr zu ihr, deshalb kann ich nichts dazu sagen, wie es ihr geht. Das letzte Mal hatte ich sie noch vor ihrer Aussage vor der Polizei gesprochen. Dennoch beschäftigt mich der Gedanke an sie natürlich immer wieder mal und ich habe sie auch mal gegoogelt um zu erfahren, was sie so macht. Einmal habe ich eine Mail von ihr bekommen, das war etwa drei Jahre nach dem Übergriff, aber ich habe nicht geantwortet, obwohl es keine Hassmail war, sondern sie sich nach meinem Befinden erkundigt hat. Heute würde ich ihr wohl antworten, da sie mittlerweile volljährig ist, aber sie hat sich nicht mehr gemeldet. Von meiner Therapie weiß sie nichts, aber ich hoffe, dass sie in so professionellen Händen war, dass sie sich keine Vorwürfe macht, denn das wäre wirklich ein Unsinn. Im Übrigen halte ich sie für so klug, dass sie eine Therapie nicht als "Klapse" bezeichnen würde.
Lolimat hat geschrieben:- Was sagt eigentlich Deine Frau zu dem Ganzen? Ist sie vielleicht ein maßgebleicher Grund gewesen, warum Du die Therapie (so gründlich) gemacht hast? Wie findet sie es, dass Du Kinder liebenswerter findest als sie?
Meine Frau und ich waren eine zeitlang getrennt, jedenfalls offiziell. Das Ganze war für sie natürlich sehr schlimm, auch wenn sie froh war, dass es endlich auf dem Tisch war. Sie hatte immer wieder gemerkt, dass ich beim Thema Mädchen komisch war und geargwöhnt, dass ich da irgendwie nicht im Reinen mit Allem bin. Mittlerweile kommt sie sehr gut damit klar, auch wenn es natürlich nicht einfach ist, dass ich Mädchen sexy finde. Trotzdem sind wir heute glücklicher als vorher, weil wir sehr viel ehrlicher zueinander sind. Ein Grund für meine Therapie war sie übrigens genausowenig wie das laufende Strafverfahren. Tatsächlich ging es mir damals einfach darum, dass ich nicht wollte, dass mir dieser Horror noch einmal passiert. Trotzdem wäre es für meine Frau sicher noch schwieriger gewesen, mir wieder zu vertrauen, wenn ich nicht zur Therapie gegangen wäre. Wir waren auch mal in einer Paarsitzung bei den Therapeuten und es hat meine Frau zum Beispiel sehr beruhigt, dass diese ihr sagen konnten, dass ich nicht auf kleine Kinder stehe und sie also nicht noch einmal einen Schock erleben muss.
Lolimat hat geschrieben: Du hast geschrieben, dass Du durch die Therapie selbstsicherer geworden bist.
Aus meiner Sicht bist Du durch die Therapie aber vor allem so geworden, wie andere Dich haben wollen. Und dies ist für mich allgemein kein Merkmal von ausgeprägtem Selbstbewußsein.
Da hast du natürlich recht, das ist für sich allein kein Merkmal. Ich kann heute aber mit Kritik viel besser umgehen als früher, genauso wie mit Lob. Ich ruhe sehr viel mehr in mir und bin insgesamt viel entspannter. Das verdanke ich aber bei Weitem nicht alles KTW. Es ist zum Beispiel viel Energie frei geworden, die ich früher darauf verwendet habe, Kontakt zu Teenagern aufzubauen und auf der anderen Seite meine Neigung vor mir und anderen zu verbergen. Und auch die Selbständigkeit tut mir gut und gibt mir Selbstvertrauen.
Lolimat hat geschrieben:- Das Mädchen holte sich direkt nach Deinem Übergriff psychologische Hilfe. Das klingt sehr dramatisch, aber gleichzeitig auch so banal, als wäre sie zum Supermarkt gegangen.
Sie war vorher nicht in Behandlung, aber die Psychologin war leicht zu erreichen. Trotzdem fand ich es nicht selbstverständlich, da man in diesem Alter doch eher einfach Freundinnen als Beratung nimmt oder zur Not auch die Eltern. Aber vielleicht ist es auch nicht so dramatisch. Trotzdem hat es mich wahrscheinlich deshalb überrascht, weil es nicht mein erster Gedanke gewesen wäre.
Lolimat hat geschrieben:- Aber am meisten beschäftigt mich, dass Du für Dein damaliges Mädchen nicht viel empfunden haben willst. Das glaube ich Dir nicht so recht, sondern vermute viel mehr, dass dies Dir irgendwie ausgeredet wurde. Du bezeichnest Dich ja selbst als Hebephilen und nicht als Hebesexuellen, zudem wirkst Du auf mich kein Stück oberflächlich. Warum sollst Du also für das Mädchen nichts empfunden haben?
Dieser Themenkomplex ist sicher ein schwieriger, da gebe ich dir recht. Und wenn ich sage, ich hatte kein Interesse an ihr, ist das wahrscheinlich auch sehr überspitzt und drastisch formuliert. Immerhin habe ich sie wirklich auch sehr gerne gefördert. Wenn ich mir aber folgende Fragen stelle
- War ich in sie verliebt?
- Hätte ich mir eine Beziehung mit ihr vorstellen können?
- Habe ich mich nach ihr als Person gesehnt?
- Hätte ich mir sie als Freundin vorstellen können?
- Fehlt sie mir in meinem Leben?
dann kommt als Antwort immer ein klares "Nein".
Trotzdem habe ich noch eine Freundin, die ich kennenlernte, als sie 16 war. Und auch, wenn ich sie gerne verführt hätte, (was sie nie zugelassen hat) ging es mir immer auch um sie als Person. Ich war einer der wenigen, mit denen sie während einer stationären Bulimie-Therapie Kontakt hatte und heute haben wir immer noch Kontakt und sind sehr gut befreundet.
Diesen Kontakt würde ich heute tatsächlich nicht mehr zulassen und das ist vielleicht schade. Auf der anderen Seite lerne ich viele andere Menschen kennen und genieße den Kontakt mit diesen sehr, auch mit wirklich anziehenden Frauen.
Aber während ich früher immer daraus aus war, zum Sex zu kommen, genieße ich heute den Kontakt ohne sexuellen Hintergrund.
Lolimat hat geschrieben:Ich finde es übrigens traurig, dass Du Dich als Täter und Deine frühere Angebetete als Opfer stigmatisierst. Das wirkt auch irgendwie unausgereift. Für mich bist Du mehr als nur ein Täter, Du bist für mich gleichzeitig auch Opfer.
Ja, dass ich Täter geworden bin, ist traurig. Aber ich empfinde es so, und ich habe es tatsächlich schon lange vor der KTW-Therapie so empfunden. Denn auch wenn die Gesellschaft sicher auch zum Leiden meines Opfers beigetragen hat (durch Angehörung durch die Polizei, großes Aufsehen, mein Berufswechsel, usw.), so bin doch alleine ich der Auslöser dafür gewesen und das sehenden Auges und deshalb habe ich schon in den Wochen nach der Tat um sie geweint. Sie konnte sich nicht wehren, weder gegen die Situation, noch gegen das lange Nachspiel und ich bin für ersteres direkt verantwortlich und letzterem habe ich sie fahrlässig ausgesetzt, somit sind wir also Täter und Opfer. Dabei ist für mich nicht so sehr relevant, ob sie sich als Opfer empfindet. Vielleicht tut sie das gar nicht und will auch gar kein Opfer sein. Das ist dann ihre Wirklichkeit und die ist genauso richtig, wie meine. Übrigens fand ich zu diesem Komplex das Buch "The Girl" von Samantha Geimer sehr interessant, dem Opfer (?) von Roman Polanski, die auch 13 war.
Mich selbst kann ich aber nicht als Opfer sehen, auch wenn ich glaube zu verstehen, wie du das meinst. Ich empfinde es aber so, dass ich die Regeln der Gesellschaft kannte und bewusst und absichtlich gegen sie verstoßen habe.
Gruß,
Satterbaum
Hallo Lolimat,
gern beantworte ich deine Fragen so gut ich kann:
[quote="Lolimat"]Hast Du heute noch Kontakt zu dem Mädchen? Wie geht es ihr eigentlich? Konntest Du ergründen, wie sie selbst mit all dem umgegangen ist? Weiss sie, dass Du wegen ihr eine Therapie gemacht hast? Und wie muss man sich als 13-jährige wohl vorkommen, wenn man weiss, dass man der Grund dafür ist, dass ein anderer nun regelmäßige Behandlungen in der Klapse hat?[/quote]
Ich habe keinen Kontakt mehr zu ihr, deshalb kann ich nichts dazu sagen, wie es ihr geht. Das letzte Mal hatte ich sie noch vor ihrer Aussage vor der Polizei gesprochen. Dennoch beschäftigt mich der Gedanke an sie natürlich immer wieder mal und ich habe sie auch mal gegoogelt um zu erfahren, was sie so macht. Einmal habe ich eine Mail von ihr bekommen, das war etwa drei Jahre nach dem Übergriff, aber ich habe nicht geantwortet, obwohl es keine Hassmail war, sondern sie sich nach meinem Befinden erkundigt hat. Heute würde ich ihr wohl antworten, da sie mittlerweile volljährig ist, aber sie hat sich nicht mehr gemeldet. Von meiner Therapie weiß sie nichts, aber ich hoffe, dass sie in so professionellen Händen war, dass sie sich keine Vorwürfe macht, denn das wäre wirklich ein Unsinn. Im Übrigen halte ich sie für so klug, dass sie eine Therapie nicht als "Klapse" bezeichnen würde.
[quote="Lolimat"]- Was sagt eigentlich Deine Frau zu dem Ganzen? Ist sie vielleicht ein maßgebleicher Grund gewesen, warum Du die Therapie (so gründlich) gemacht hast? Wie findet sie es, dass Du Kinder liebenswerter findest als sie?
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Meine Frau und ich waren eine zeitlang getrennt, jedenfalls offiziell. Das Ganze war für sie natürlich sehr schlimm, auch wenn sie froh war, dass es endlich auf dem Tisch war. Sie hatte immer wieder gemerkt, dass ich beim Thema Mädchen komisch war und geargwöhnt, dass ich da irgendwie nicht im Reinen mit Allem bin. Mittlerweile kommt sie sehr gut damit klar, auch wenn es natürlich nicht einfach ist, dass ich Mädchen sexy finde. Trotzdem sind wir heute glücklicher als vorher, weil wir sehr viel ehrlicher zueinander sind. Ein Grund für meine Therapie war sie übrigens genausowenig wie das laufende Strafverfahren. Tatsächlich ging es mir damals einfach darum, dass ich nicht wollte, dass mir dieser Horror noch einmal passiert. Trotzdem wäre es für meine Frau sicher noch schwieriger gewesen, mir wieder zu vertrauen, wenn ich nicht zur Therapie gegangen wäre. Wir waren auch mal in einer Paarsitzung bei den Therapeuten und es hat meine Frau zum Beispiel sehr beruhigt, dass diese ihr sagen konnten, dass ich nicht auf kleine Kinder stehe und sie also nicht noch einmal einen Schock erleben muss.
[quote="Lolimat"] Du hast geschrieben, dass Du durch die Therapie selbstsicherer geworden bist.
Aus meiner Sicht bist Du durch die Therapie aber vor allem so geworden, wie andere Dich haben wollen. Und dies ist für mich allgemein kein Merkmal von ausgeprägtem Selbstbewußsein.
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Da hast du natürlich recht, das ist für sich allein kein Merkmal. Ich kann heute aber mit Kritik viel besser umgehen als früher, genauso wie mit Lob. Ich ruhe sehr viel mehr in mir und bin insgesamt viel entspannter. Das verdanke ich aber bei Weitem nicht alles KTW. Es ist zum Beispiel viel Energie frei geworden, die ich früher darauf verwendet habe, Kontakt zu Teenagern aufzubauen und auf der anderen Seite meine Neigung vor mir und anderen zu verbergen. Und auch die Selbständigkeit tut mir gut und gibt mir Selbstvertrauen.
[quote="Lolimat"]- Das Mädchen holte sich direkt nach Deinem Übergriff psychologische Hilfe. Das klingt sehr dramatisch, aber gleichzeitig auch so banal, als wäre sie zum Supermarkt gegangen.[/quote]
Sie war vorher nicht in Behandlung, aber die Psychologin war leicht zu erreichen. Trotzdem fand ich es nicht selbstverständlich, da man in diesem Alter doch eher einfach Freundinnen als Beratung nimmt oder zur Not auch die Eltern. Aber vielleicht ist es auch nicht so dramatisch. Trotzdem hat es mich wahrscheinlich deshalb überrascht, weil es nicht mein erster Gedanke gewesen wäre.
[quote="Lolimat"]- Aber am meisten beschäftigt mich, dass Du für Dein damaliges Mädchen nicht viel empfunden haben willst. Das glaube ich Dir nicht so recht, sondern vermute viel mehr, dass dies Dir irgendwie ausgeredet wurde. Du bezeichnest Dich ja selbst als Hebephilen und nicht als Hebesexuellen, zudem wirkst Du auf mich kein Stück oberflächlich. Warum sollst Du also für das Mädchen nichts empfunden haben?[/quote]
Dieser Themenkomplex ist sicher ein schwieriger, da gebe ich dir recht. Und wenn ich sage, ich hatte kein Interesse an ihr, ist das wahrscheinlich auch sehr überspitzt und drastisch formuliert. Immerhin habe ich sie wirklich auch sehr gerne gefördert. Wenn ich mir aber folgende Fragen stelle
- War ich in sie verliebt?
- Hätte ich mir eine Beziehung mit ihr vorstellen können?
- Habe ich mich nach ihr als Person gesehnt?
- Hätte ich mir sie als Freundin vorstellen können?
- Fehlt sie mir in meinem Leben?
dann kommt als Antwort immer ein klares "Nein".
Trotzdem habe ich noch eine Freundin, die ich kennenlernte, als sie 16 war. Und auch, wenn ich sie gerne verführt hätte, (was sie nie zugelassen hat) ging es mir immer auch um sie als Person. Ich war einer der wenigen, mit denen sie während einer stationären Bulimie-Therapie Kontakt hatte und heute haben wir immer noch Kontakt und sind sehr gut befreundet.
Diesen Kontakt würde ich heute tatsächlich nicht mehr zulassen und das ist vielleicht schade. Auf der anderen Seite lerne ich viele andere Menschen kennen und genieße den Kontakt mit diesen sehr, auch mit wirklich anziehenden Frauen.
Aber während ich früher immer daraus aus war, zum Sex zu kommen, genieße ich heute den Kontakt ohne sexuellen Hintergrund.
[quote="Lolimat"]Ich finde es übrigens traurig, dass Du Dich als Täter und Deine frühere Angebetete als Opfer stigmatisierst. Das wirkt auch irgendwie unausgereift. Für mich bist Du mehr als nur ein Täter, Du bist für mich gleichzeitig auch Opfer.[/quote]
Ja, dass ich Täter geworden bin, ist traurig. Aber ich empfinde es so, und ich habe es tatsächlich schon lange vor der KTW-Therapie so empfunden. Denn auch wenn die Gesellschaft sicher auch zum Leiden meines Opfers beigetragen hat (durch Angehörung durch die Polizei, großes Aufsehen, mein Berufswechsel, usw.), so bin doch alleine ich der Auslöser dafür gewesen und das sehenden Auges und deshalb habe ich schon in den Wochen nach der Tat um sie geweint. Sie konnte sich nicht wehren, weder gegen die Situation, noch gegen das lange Nachspiel und ich bin für ersteres direkt verantwortlich und letzterem habe ich sie fahrlässig ausgesetzt, somit sind wir also Täter und Opfer. Dabei ist für mich nicht so sehr relevant, ob sie sich als Opfer empfindet. Vielleicht tut sie das gar nicht und will auch gar kein Opfer sein. Das ist dann ihre Wirklichkeit und die ist genauso richtig, wie meine. Übrigens fand ich zu diesem Komplex das Buch "The Girl" von Samantha Geimer sehr interessant, dem Opfer (?) von Roman Polanski, die auch 13 war.
Mich selbst kann ich aber nicht als Opfer sehen, auch wenn ich glaube zu verstehen, wie du das meinst. Ich empfinde es aber so, dass ich die Regeln der Gesellschaft kannte und bewusst und absichtlich gegen sie verstoßen habe.
Gruß,
Satterbaum