Wer kennt den "kleinen Häwelmann"? Ich vermute mal die meisten!
Knecht Ruprecht ("Von drauß’ vom Walde komm ich her") Kennt wohl jeder.
Nun erscheint demnächst eine Biographie von dem Mann, der schon seit über 130 Jahren nicht mehr unter uns ist bzw. unter der Erde ist.
Also unser deutscher Carroll?Zeit seines Lebens litt Theodor Storm unter der frühen Kindheitserfahrung, dass seine Mutter ihn töten wollte. [...] Beseelt von diesem Trauma umschwärmt er als junger Mann kleine, vorpubertäre Mädchen und verwandelt seine pädophilen Anwandlungen in subtil erotische Verse und Geschichten. Besonders bekannt ist seine erste Liebe als Neunzehnjähriger zu der erst zehnjährigen Bertha von Buchan. Er ist ungewöhnlich empfänglich für den Reiz des noch kindlich jungen Mädchens und verfällt sofort dem Zauber der Halbwaise. Seinen späteren Heiratsantrag lehnt sie ab und bleibt ihr Leben lang ledig. Insbesondere für sie schreibt er etliche pädophil-erotisch beflügelte Briefe, Verse und Geschichten.
Seine "schlimmen" und "verdorbenen" Textstellen über das "dunkle Begehren" bleiben seinen Schriftsteller-Kollegen nicht verborgen. Thomas Mann hält die so beschriebenen Reize für nicht ganz "zukömmlich" und der an sich mit ihm befreundete Theodor Fontane misstraut seiner erotischen Poesie. Nichtsdestotrotz, Theodor Storm hat seine Phantasien nicht ausgelebt, sondern in genialer Schreibkunst dichterisch sublimiert. Er hat sich mit seinen Werken geradezu selbst therapiert und sagte - ganz offensichtlich in diesem Zusammenhang-selbst : "Das Dichten ist der Schopf, an dem man sich aus dem Sumpf herausziehen kann."
Das der Mann seine Fantasien nie ausgelebt hat, ist meiner Meinung nach der Tatsache geschuldet, dass er Jurist war...
Jedenfalls was er schreibt ist schööööööön.
Ich liebe dich
Ich liebe dich, ich treibe Kinderpossen,
Du lächelst nur, was dir so reizend läßt;
Ist denn das Märchenreich, das uns umschlossen,
Der Kindheit letzter, wunderbarer Rest?
Traumliebchen
Nachts auf des Traumes Wogen
Kommt in mein Kämmerlein
Traumliebchen eingezogen,
Luftig wie Mondenschein.
Sie ruht auf meinem Kissen,
Sie stört mich auf mit Küssen
Und lullt mich wieder ein.
Glühend um meine Glieder
Flutet ihr dunkles Haar,
Auf meine Augenlider
Neigt sie der Lippen Paar.
»So küß mich, du blöder Schäfer!
Dein bin ich, du süßer Schläfer,
Dein heut und immerdar!«
»Fort, fort aus meinem Stübchen,
Gaukelndes Nachtgesicht!
Ich hab ein eigen Liebchen,
Ein andres küß ich nicht!«
Umsonst, ich blieb gefangen,
Bis auf des Morgens Wangen
Brannte das rosige Licht.
Da ist sie fortgezogen,
Schwindend wie Mondesschein,
Singend auf Traumeswogen
Schelmische Melodein:
»Traum, Traum ist alles Lieben!
Wann bist du treu geblieben?
Wie lang wohl wirst du's sein?«
Waisenkind
Ich bin eine Rose, pflück mich geschwind!
Bloß liegen die Würzlein dem Regen und Wind.
Nein, geh nur vorüber und laß du mich los!
Ich bin keine Blume, ich bin keine Ros'.
Wohl wehet mein Röcklein, wohl faßt mich der Wind;
Ich bin nur ein vater- und mutterlos Kind.
Du bist so jung
Du bist so jung - sie nennen dich ein Kind -
Ob du mich liebst, du weißt es selber kaum.
Vergessen wirst du mich und diese Stunden,
Und wenn du aufschaust und ich bin verschwunden
Es wird dir sein wie über Nacht ein Traum. -
Sei dir die Welt, sei dir das Leben mild,
Mög nie dein Aug gewesnes Glück bekunden!
Doch wenn dereinst mein halberloschnes Bild
Lieb oder Haß mit frischen Farben zeichnen,
Dann darfst du mich vor Menschen nicht verleugnen.
Ich bin ENTZÜCKT!Die Ruhestörerin
Mein süßes Kind,
Wie ich dich liebe, frägst du oft,
Doch wie du meine Ruhe störst,
Das höre jetzt: Mein süßes Kind,
Wenn ich mein Aug zur heil'gen Jungfrau wende,
In frommer Andacht zu ihr wenden will,
So trägt die Heil'ge, die sich mir enthüllt,
Dein blaues Aug, dein hold Gesicht,
Dein glänzend Haar und deines Mundes Liebe,
Mein süßes Kind.
Will ich Gebete sprechen, eh der Schlaf mich faßt,
So ist's dein letzter Gruß,
Den meine Lippen lallen;
Und Andacht und Gebet ist hin;
Denn mächt'ger als die Andacht ist die Liebe,
Und mächt'ger als die Heilige bist du.
Dich denk ich nur, und dich nur bet ich an.
So steht's mit mir, und das hast du getan,
Du böses Kind!