Es geht um die erste große Liebe, die man als Girllover-Beziehung einstufen kann. Ich hatte schon einige Liebschaften vorher, aber diese war die erste, wo der Altersunterschied so groß wurde, dass ich mich gar als Verbrecher wegen Liebesbriefen bezeichnen lassen musste. In dieser Beziehung wurde mir nach und nach klar, dass meine Liebe zu ihr nicht von allen akzeptiert wird und dass einige liebgewonnene Menschen sich von mir distanzierten und mich nur noch argwöhnisch beobachteten und oft auch herablassend beleidigend worden. Selbst mit meiner - bis dahin - Lieblingstante ist ein heftiger Streit um diese Beziehung ausgebrochen, der lange Zeit andauerte. Das tat mir sehr weh, dabei ist zwischen mir und meinem damaligen Engel nichts wirklich verachtenswertes geschehen. In den fast 9 Monaten haben wir uns vielleicht 2 dutzend Mal auf den Mund geküsst. Dafür war ich aber fast jeden Tag bei ihr, bin (aufgrund eines Umzuges) in den letzten Monaten fast jeden Tag 5 km zu ihr gelaufen - und abends wieder nach Hause - egal was für Wetter war, es war mir einfach wichtig, sie zu sehen und bei ihr zu sein.
Zurück zum Anfang. Als ich sie an einem Herbstnachmittag auf der anderen Straßenseite entdeckt habe, schrieb ich noch am selben Abend folgendes in mein Tagebuch (unverändert übernommen):
Wie es weiter geht, dazu später.Ich habe heute Zeitungen ausgetragen (als Vertretung) und als ich auf der Hauptstraße war, und ich schon fertig war, sah ich sie, die Frau meines Lebens, ein echtes Traumgirl. Einfach süß war sie, braune, fast schulterlange Haare, ein süßes Lächeln, geile Figur, eine schöne kleine Stupsnase, braune Augen, sie sah aus, wie ein 11 1/2 -jähriges Topmodel, sie hatte alles, was man braucht. Bei ihr kann keiner wiederstehen. In meinem Kopf war ein riesengroßes Wirrwar, ich bin gleich in die falsche Richtung (also ihr hinterher) gelaufen.
Mich erstaunt beim Lesen der Sätze nicht, wie ich von ihr geschwärmt habe, sondern dass ich mir einredete, sie würde aussehen wie 11 1/2 - tatsächlich war sie noch nicht mal 10. Alles was man braucht hatte sie nicht, sie hatte allenfalls das, was mich zu ihr hinzog: Sie war wunderschön (aus Sicht eines GL), schlank und kindlich, das vermochte ich aber zu dem Zeitpunkt erfolgreich zu verdängen. Wenn ich mir das (erst Gestern wieder aufgetauchte) Foto von ihr ansehe und die Texte lese, dann kommen sofort wieder richtig viele Gefühle hoch. Gefühle von denen ich vielleicht ein Jahr nach Ende unserer Beziehung dachte, ich bilde mir diese nur ein und Gefühle, die ich jahrelang zu verdrängen versuchte. Nein - Heute weiß ich: Diese Gefühle waren echt und ehrlich.
Nachdem ich sie also zum ersten Mal gesehen habe und ihr gleich hinterhergelaufen bin, habe ich sie angesprochen und ihr gesagt, dass ich sie "hübsch" finde. Ich habe auch nicht verpasst, gleich ein Treffen noch am selben Tag (etwa 1 Stunde später) auszumachen. Das Treffen fand direkt vor ihrer Haustüre statt. Ich habe uns Pizza bestellt und sie hatte da bereits ihrer Mutti davon erzählt. Ihrer Mutti? Ja, auch sie kam (etwas später) mit vor die Haustüre und half mit beim Pizza essen. Ich wurde von ihrer Mutti zum Samstag Mittag eingeladen, wo ich dann ihren Vati kennenlernte und einige Stunden mit ihren Eltern über Gott und die Welt philosophierte. "Ich weiß, dass Du in sie verliebt bist." sagte ihre Mutti mir. Ganz ehrlich: Mir ging das alles viel zu schnell und aus heutiger Sicht ist es unglaublich, wie gut die Sterne für mich standen und wie naiv und locker ich war. "Kein Sex!" meinte ihr Vati, "Ihr dürft von mir aus auch kuscheln, aber Sex gibt's nicht!". Da "Sex" ohnehin nicht meine Absicht war, war ich überglücklich mit der Einstellung ihrer Eltern. Fast 9 Monate also war ich mit ihr zusammen. Und ihre Eltern hatten mich einige Male vor Verwandten, Nachbarn oder Erziehern verteidigt.
Meine Mutti erfuhr erst einige Wochen nach Beginn der Beziehung davon. Ihr war das sichtlich unangenehm und beim Kennenlernen der Eltern ist mir auch zum ersten Mal der Altersunterschied richtig aufgefallen. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich meiner Maus geraten habe, sich ein sehr langes Kleid anzuziehen und dazu möglichst hohe Stöckelschuhe zu tragen - dennoch war mir das Kennenlernen irgendwie peinlich. Meine Mutti akzeptierte aber die Beziehung recht schnell, vor allem da sie ja selbst mit erlebte, wie ich mit meinem Engel umgegangen bin, wie wir kuschelten und wie wir Beide uns beschäftigten - unbefangen und unbeschwert eben. Das einzige, was ich damals vermisste, war händchenhaltent mir meiner Maus spazieren zu gehen. Wir haben das nach recht kurzer Zeit vermieden, uns so draußen blicken zu lassen. Der Auslöser waren die Blicke und Worte der Nachbarn und die bohrenden Fragen von Freunden. Aus Stolz wurde Angst. Das Bewusstsein der Unnormalität dieser Beziehung wuchs erst im Laufe der Zeit in mir. Für mein Alter war ich noch recht naiv - oder vielleicht auch einfach nur blind. Als Folge der Verachtung verkroch ich mich viele Jahre lang in meiner Wohnung und ging (fast!) jeder Anbahnung einer neuen Liebe weitläufig aus dem Weg.
Ich habe einige Reime wiedergefunden, die ich vor etwa 10 Jahren während unserer Beziehung geschrieben habe. Dass ich soviele Gefühle entwickelte, war mir gar nicht mehr bewusst, genausowenig wie die Gedanken, die ich mir zu der Zeit machte. Ich gebe die etwa 3 - 4 Tagebuchseiten (der Reime und Gedichte, oder wie auch immer man es nennen möge - für mich sind es konservierte Gefühle) hier unangetastet wieder. Zeitliche Angaben habe ich nicht gemacht, schade eigentlich. Aber ich kann für mich selbst in etwa nachvollziehen, wann ich was in welcher Lage geschrieben habe. Und schon schwelge ich wieder in fernen Erinnerungen. Auffgefallen ist mir, dass ich nur am Anfang und am Ende der Beziehung reimte - nicht aber während alles irgendwie alltäglich wurde. Bezeichnend dafür ist auch, dass mir Monate wie Wochen vorkamen.
Die meisten Zeilen mögen recht schnulzig klingen (sollte ich mich schämen? mir ist klar, dass ich nie an Zauberlehrlingen, Waldbären und Edelsteinen herankommen werde), aber stellenweise ist da wirklich etwas schönes bei rausgekommen. An einigen Stellen habe ich mich auch von irgendwelchen Liedern inspirieren lassen (mir fielen aber nur 2 solche Stellen auf).
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Das hoffnungsvolle Funkeln in den Augen,
Dein süßes Lächeln im Gesicht.
Du fängst an, mir den Verstand zu rauben,
ich hoffe, dass Du mein Herz nicht brichst.
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Du bist noch so jung,
das geht mir im Magen rum.
Ich weiß nicht, was ich tu.
Vielleicht lass' ich Dich in Ruh'.
Doch dann verlier ich Dich
und das will ich nicht.
Ich finde keine Ruhe mehr,
denn ich liebe Dich so sehr.
Ich liebe Dich so sehr!
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Die Gefühle spiel'n verrückt,
ich bin total verliebt.
Kannst Du mich verstehen?
Will immer mit Dir gehen.
Du hast mir das Herz gestohlen,
doch ich will es nicht wiederholen,
werde Deines ganz fest halten,
will mein Leben mit Dir gestalten.
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Ich möchte Dich berühren,
Deine Liebe spüren,
will immer bei Dir sein,
fühl' mich sonst allein.
Kummer, Angst und Sorgen
schon früh am Morgen.
Unsicher brauchst Du nicht sein,
denn Du bist mein
und ich bin Dein.
Möchte immer bei Dir sein.
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Du bist so wunderschön,
will' Dich immer wiederseh'n,
für ewig mit Dir geh'n
und immer zu Dir steh'n.
Ich werde niemals von Dir geh'n!
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Ein Leben ohne Dich wär wie ein Bild ohne Rahmen,
ich hoffe wir bleiben für immer zusammen.
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Wir war'n schon fest zusammen,
doch dann nach ein paar Wochen
hat das Unglück angefangen,
Du hätt'st mir fast das Herz gebrochen.
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S. hier, S. da,
ich komme mit ihr nicht mehr klar.
Ich kann sie nicht versteh'n.
Obwohl wir noch zusammen geh'n,
glaube ich sie liebt mich nicht mehr.
Sage mir, ist es er?
Nein, sage es bitte nicht,
da Du mir sonst das Herz nur brichst.
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Ich will Dich ganz fest halten,
denn wir beide galten
mal als Liebespaar.
Sind wir's noch, oder war
es nur ne' Illusion,
in dieser, unserer Version,
die es eigentlich nich gibt,
doch ich bin in Dich verliebt.
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Was ist bloß los mit Dir,
bitte sag' es mir.
Wirst Du von mir geh'n?
Ich kann Dich nicht versteh'n.
Ich kann so nicht leben,
will Dich nicht hergeben.