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Dorian
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Warum pädophile Männer schwer zu erkennen sind

Beitrag von Dorian »

http://www.welt.de/gesundheit/psycholog ... -sind.html
Warum pädophile Männer schwer zu erkennen sind

Es vergeht kaum noch ein Tag ohne Enthüllungen über Missbrauchsfälle: Experten schätzen, dass ein Prozent der Männer pädophil veranlagt sind, wobei viele in eine verzerrte Wahrnehmungswelt flüchten. Das macht es so schwer, sie zu identifizieren. Psychologen suchen den Schlüssel für die Früherkennung.
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Foto: pa Mit einem speziellen Präventionsprogramm wollen Psychologen Kinder besser vor sexuellem Missbrauch schützen.

Von Friedemann Sittig

Die Charité zählt zu den bedeutendsten Universitätskliniken Europas. Auf ihrem mehrere Hektar großen Gelände in Berlin verteilen sich neben dem weithin sichtbaren Bettenhaus noch zahlreiche kleinere Gebäude. In einem dieser Häuser befindet sich ein Raum, der regelmäßig von einer Therapiegruppe genutzt wird. Niemand weiß, in welchem Haus sich dieser Raum befindet, kein Schild weist darauf hin. Und niemand kennt das Stockwerk oder die Uhrzeiten, zu denen diese Treffen stattfinden.


Der Grund für die Geheimniskrämerei ist die Brisanz des Therapiegegenstandes: Denn die Männer, die dort einmal in der Woche zusammenkommen, um sich im Beisein von zwei Therapeuten drei Stunden lang auszutauschen, sind pädophil. Das heißt, sie werden durch das „präpubertäre kindliche Körperschema“ sexuell erregt.

Experten gehen davon aus, dass etwa ein Prozent der Männer diese Veranlagung haben. In Deutschland wären demnach rund 300.000 Männer pädophil. 115 von ihnen haben seit Juni 2005 das „Präventionsprogramm Dunkelfeld“ der Charité durchlaufen. Freiwillig. Weil sie unter ihrer Neigung leiden und Hilfe suchen, damit sie erst gar nicht zu Tätern werden.

Das Charité-Projekt ist das erste dieser Art. Den Psychiatern öffnet sich dadurch ein Blick in eine Welt, die sonst hermetisch verschlossen scheint. Denn wenn es etwas gibt, das die Täter und die Opfer von sexuellen Missbrauchstaten eint, dann ist es die Unfähigkeit, über dieses Thema offen zu reden.

Über Missbrauch gesprochen wird dagegen in der Öffentlichkeit. Kaum ein Tag verging in den letzten Wochen ohne neue Enthüllungen über meist Jahrzehnte zurückliegende Missbrauchsfälle – vorwiegend in Internaten und kirchlichen Einrichtungen. Immer drängender erscheint deshalb die Frage, ob es Möglichkeiten der Früherkennung solcher Taten und ihrer Täter gibt.
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Eine Erkenntnis des von der Volkswagenstiftung geförderten Charité-Projektes ist, dass pädophile Männer die ausgrenzende Wirkung ihrer Neigung selbst leidvoll wahrnehmen und sich zumeist in kognitive Verzerrungen flüchten. Gemeint sind damit falsche Wahrnehmungen, Interpretationen und Grundannahmen hinsichtlich ihrer eigenen Sexualität und der Sexualität von Kindern. Diese Einstellung äußert sich in Aussagen wie „Der sexuelle Missbrauch von Kindern war nicht geplant – es passierte einfach.“ oder „Die Gesellschaft macht aus sexuellen Handlungen mit Kindern eine viel zu große Sache“.

Therapieziel ist deshalb nicht nur der vollständige Verzicht auf sexuelle Kontakte zu Kindern und Kinderpornografie, sondern zugleich eine Steigerung der Opferempathie. Durch das Verabreichen geeigneter Medikamente kann die Behandlung unterstützt werden. Die Männer müssen lernen, dass sie für ihre – unveränderliche – Neigung zwar nichts können, dass sie aber dennoch für ihr Handeln verantwortlich sind.

Therapieangebote wie in Berlin können helfen, potenzielle Täter im wahrsten Sinne des Wortes zu entschärfen. Aber natürlich nehmen nicht alle Männer mit pädophilen Neigungen ein solches Vorsorgeangebot wahr. Rund 15.000 Missbrauchsfälle werden jedes Jahr in Deutschland angezeigt, etwa 60.000 weitere Taten bleiben nach Schätzungen der Behörden unentdeckt. Die Lage wird noch unübersichtlicher dadurch, dass die Mehrzahl der Übergriffe auf Kinder gar nicht von Pädophilen begangen wird, sondern von sogenannten „Ersatzhandlungstätern“. Das sind „normale“ heterosexuelle Männer zumeist aus dem familiären Umfeld der Opfer.

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Karte des Missbrauchs

„Ersatzhandlungstäter leben häufig in einer so genannten erodierten Partnerschaft, in der die Sexualität nach Jahren eingeschlafen ist“, sagt der Berliner Sexualpsychologe Christoph Joseph Ahlers. Fühlt sich der spätere Täter durch äußere Umstände wie zum Beispiel Arbeitslosigkeit in seiner Männlichkeit entwertet, lenkt er Sehnsüchte womöglich auf die Tochter oder eine Nichte oder ein Nachbarsmädchen, weil er sich von Kindern nicht sozial bewertet fühlt.

Diese Beziehungen gestaltet er anfänglich vielleicht freundlich und zugewandt. Ahlers: „Irgendwann kommt es dann aber womöglich zur Sexualisierung der Kontakte durch den Erwachsenen.“ Daraus erkläre sich auch, dass die meisten Opfer dieser nicht-pädophilen Tätergruppe junge Mädchen im Beginn der Geschlechtsreife sind und dass das Motiv dieser Männer nicht in erster Linie Machtausübung ist.

„Früherkennung muss auch bei den Opfern ansetzen“, sagt Julia von Weiler, Geschäftsführerin der Kinderschutzvereinigung Innocence in Danger e.V. Wenn Eltern Verdacht schöpfen, neigten sie jedoch dazu, zu schnell und zu fordernd mit dem Kind zu reden. Weiler: „Sie brauchen für ein solches Gespräch jedoch unbedingt professionelle Unterstützung.“ Deshalb hat Innocence in Danger die bundesweite Telefonhotline N.I.N.A. eingerichtet: 01805–123465.

„Kindliche Opfer durchleiden meist einen Ambiguitätskonflikt, den sie nicht bewältigen können und der sie deshalb sprachlos macht“, erklärt Ahlers. Sie erleben den Täter zum einen als zutiefst positive Figur, oft als vertrauensvolles Vorbild und Beschützer. Den Trainer im Sportverein, den beliebten Lehrer, den angesehenen Priester oder gar den Vater. Die andere Seite, die Gefühle von Angst, Hilflosigkeit und völligem Ausgeliefertsein, können sie damit nicht in Einklang bringen. Körperliche Auffälligkeiten können zudem täuschen.


„Missbrauchsopfer zeigen alle denkbaren Ausdrucksformen psychosomatischer Erkrankungen“, berichtet Ahlers. Plötzliches kann ein Indiz sein, muss es aber nicht. Ahlers: „Für den Umgang mit den Opfern muss das Prinzip gelten: fragen statt sagen. Sie müssen sprechen und dürfen nicht verhört werden. Der beste Schutz ist deshalb immer eine intakte und liebevolle Beziehung, die es dem Kind leicht macht, sich zu öffnen.“ Das bedeute jedoch im Umkehrschluss nicht, dass die Eltern von Opfern ihre Kinder nicht lieben würden.

Für den 23. April hat Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) erstmals zu einem runden Tisch zum Thema Kindesmissbrauch eingeladen: Weiler: „Die Politik ist nun gefordert. Insbesondere sollten die Ausbildungsordnungen der Berufsgruppen, die mit Kindern arbeiten, so verändert werden, dass Kenntnisse über Kindesmissbrauch dort zwingend zum Lehrplan gehören.“ Das sei heute weder bei Kinderärzten noch bei Psychologen, Lehrern, Erziehern oder Sozialarbeitern der Fall.
War eine Zeit, da war ein Gott verliebt; In eine Taube weiß und rein; Hat sie gejagt, jedoch die Taube flog; In einen Wald ganz tief hinein © http://www.ostmusik.de/bernsteinlegende.htm Text: Kurt Demmler
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Ovid
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Re: Warum pädophile Männer schwer zu erkennen sind

Beitrag von Ovid »

Kognitive Verzerrungen sind also schwer zu erkennen?
Uns fehlt es an Emphatie-Fähigkeit?

Ich erkenne mich nicht wieder.


Ahhh upps, klar. *aufDenKopfPatsch* Hab ja ne kognitive Verzerrung. *SichSelbstEinweisenLass*

*WinkeWinke* :lol:
Dorian
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Re: Warum pädophile Männer schwer zu erkennen sind

Beitrag von Dorian »

Was die verzerrte, kognitive Störung der Realität angeht, das höre ich oft. Leider bislang noch nicht so begründet, dass ich die Argumentation verstünde.
Kannst du mir erklären, was da genau mit gemeint ist?
Selbst Griesemers Allheilmittel ist die Kognitive Therapie nach Beck!
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Ovid
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Re: Warum pädophile Männer schwer zu erkennen sind

Beitrag von Ovid »

Die Verzerrung äußert sich durch die Projektion eigener Sehnsüchte und Wünsche auf das Kind. Durch Vermischung von Wahrnehmung und Projektion entstehen falsche Deutungen der "echten" Wünsche und Standpunkte von Kindern. Im schlechtesten Falle sieht der Pädo beim Kind einen Sexwunsch, der so nicht besteht.
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Jonny
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Re: Warum pädophile Männer schwer zu erkennen sind

Beitrag von Jonny »

ja das ist sogar bewiesen, viele pädos sehen die welt etwas anders.
ricochet:jsxji5wy47wudli6

TOX CCE4A341BFEF75377571186F62F54708D261C5324E48A4C6D0B0D72DC60B5038B691F8EDCF91
An alle Pedohasser

https://www.youtube.com/watch?v=09vFKfpyuII
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Ovid
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Re: Warum pädophile Männer schwer zu erkennen sind

Beitrag von Ovid »

Nichts ist hier bewiesen.
Das Qualia-Dilemma ist erkenntnistheoretisch nicht so greifbar, dass man es nachweisen könnte.

Allenfalls wäre parallel noch die Vermutung plausibel, dass sich Pädophile eben auf andere Art und Weise in Kinder Hineindenken- und fühlen, wogegen andere Erwachsene auf diesem Fleck blind sind. Die machen dann den Fehler ihre Wahrnehmung als absolute hinzustellen und unsere danach zu messen.
In dieser Theorie würde unsere Schwäche darin liegen systemisch- pragmatische erzieherische Urteile zu fällen, wir blieben eher auf einer eingefühlten "kuscheligen" Emotionalität hängen, was auch nicht optimal ist.
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Zhunami
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Re: Warum pädophile Männer schwer zu erkennen sind

Beitrag von Zhunami »

Ich finde ja das Foto absolut zum Schreien.
So eine typische "Terminator Kill Target"-Sichtweise.
Fehlt ja echt nur noch das Fadenkreuz.
Die Intelligenz ist das am gerechtesten verteilte Gut. Jeder meint genug davon zu haben.
Gelöscht_21
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Re: Warum pädophile Männer schwer zu erkennen sind

Beitrag von Gelöscht_21 »

Wie soll man auch Pädos erkennen, das ist ein Mensch wie jeder andere!

Stewy
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Destiny
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Re: Warum pädophile Männer schwer zu erkennen sind

Beitrag von Destiny »

Hey, das ist ja ein sehr unterhaltsamer Artikel. :lol:

Auf das eingangs aufgeworfene Problem - nämlich wie man Menschen erkennen könnte, die Kinder missbrauchen - wird später eigentlich nicht mehr richtig eingegangen.

Auch interessant ist die Kategorisierung von Ersatzhandlungstätern. Ich hätte ja vermutet, dass es sich da um Leute handelt, die Kinder eigentlich nicht erotisch finden, sondern sie eben missbrauchen, weil gerade kein erwachsener Sexualpartner da ist. (?) Oder meinetwegen auch, weil der Job futsch ist.
Jetzt will uns der Artikel aber weissmachen, dass diese Kontakte in erster Linie sexuell seien, und da nicht die Machtausübung im Vordergrund stehe:
„Irgendwann kommt es dann aber womöglich zur Sexualisierung der Kontakte durch den Erwachsenen.“ Daraus erkläre sich auch, dass die meisten Opfer dieser nicht-pädophilen Tätergruppe junge Mädchen im Beginn der Geschlechtsreife sind und dass das Motiv dieser Männer nicht in erster Linie Machtausübung ist.
Dabei wurde doch immer gepredigt, dass der Täter versucht seine Persönlichkeitskomplexe durch das schwächere Kind zu befriedigen und an ihm seine Macht zu demonstrieren. Das soll man mir mal erklären, warum das nun auf einmal in erster Linie sexuelle Kontakte ohne Machtausübung sind ... Da scheint man sich wohl selber nicht ganz sicher zu sein, in welche Schublade man die Täter stecken soll. Dabei wäre es aus gesellschaftlicher Sicht mal höchst angebracht, sich darüber Gedanken zu machen, wenn sie Kinder wirklich nach ihrer Definition "schützen" wollen.

Die Karte ist natürlich köstlich. :mrgreen:
Als hätte es irgendeine Belangnis, wo genau sich die Taten abspielen - mal ganz davon abgesehen, dass es in jedem Dorf in ganz Deutschland geschieht. Da kann man die ganze Karte rot einfärben.
Kommt mir vor, wie bei der Suche nach einem Feuerteufel, wo man anhand der Tatorte versucht, den Punkt zu bestimmen, wo er als nächstes zuschlagen könnte. :lol: Also: Wenn ihr einen Zusammenhang zwischen diesen Orten seht oder vielleicht nur das Sternzeichen eures Schwippschwagers in den Punkten erkennt, dann meldet euch bei der WELT ONLINE. ;) Es geht um unsere Kinder!

Aber so lustig sich das hier alles liest, zeigt es leider wieder wie oberflächlich sich mit dem Thema auseinandergesetzt wird und das überhaupt kein tiefergehendes Verständnis für die Problematik vorhanden ist. Und ich fürchte daran wird sich auch so schnell nichts ändern. Zumindest nicht solange Kinderliebe kognitive Verzerrung ist. :roll:
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Re: Warum pädophile Männer schwer zu erkennen sind

Beitrag von Annika »

warum pädophile Kulturkreise schwer zu erkennen sind, oder warum man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht
Dumm fickt gut. Noch Fragen ??
Playtoy-Fan

Re: Warum pädophile Männer schwer zu erkennen sind

Beitrag von Playtoy-Fan »

Stewart Otis hat geschrieben:Wie soll man auch Pädos erkennen, das ist ein Mensch wie jeder andere!

Stewy
Genauso sehe ich das auch, Pedophälie ist eine stinknormale sexuelle Neigung genauso wie Homosexualität, egal wie die Gesellschaft das abstempeln will. Letzteres äußert sich oftmals durch ein bestimmtes extrovertiertes Auftreten, ist aber nicht generell immer so und deswegen auch kein wirkliches Merkmal. Aber die einfach gestrickten Menschen haben ja imemr schon nach irgendwelchen Mustern gesucht, an denen sie ihre Abscheu festmachen konnten, auch wenn sie diese nicht verstanden haben. Und wenn es keine Muster gab, dann wurde halt gekennzeichnet - siehe Judenstern.
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Horizonzero
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Re: Warum pädophile Männer schwer zu erkennen sind

Beitrag von Horizonzero »

Wie soll man auch Pädos erkennen, das ist ein Mensch wie jeder andere!
Mit der erkenntnis, Stewy, bist Du uns ein ganzes Stück näher gekommen. Und,
die Aussage - ein mensch wie jeder andere - trifft auch auf Dich zu. :mrgreen:

:mrgreen: und auf jeden, der das liest :mrgreen:
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