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Dorian
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Honigtöpfe als Statistikfälscher

Beitrag von Dorian »

heise hat geschrieben: Honigtöpfe als Statistikfälscher

Twister (Bettina Winsemann) 08.05.2010
Schon seit Beginn der Debatte um die Sperrung von Seiten mit (vermeintlich) kinderpornografischem Inhalt beklagen die deutschen Strafverfolger die schlechte Zusammenarbeit mit den amerikanischen Kollegen - doch die Praxis spricht eine andere Sprache


Wer Schwarze Bretter (egal ob on- oder offline) betreut, der kennt die "Spaßvögel", die stets mit den Nachrichten und Zetteln aufwarten, die sowieso wieder entfernt werden müssen. Administratoren der offenen Messageboards im Internet haben regelmäßig damit zu tun, neben Spam auch Bilder zu entfernen, die nicht erwünscht sind. Darunter befinden sich auch öfter einmal kinderpornografische Bilder, die dann schnell wieder verschwinden. Solcherlei Bilder boten im Jahr 2007 den Grund für einen der "Großeinsätze gegen Kinderpornografie", die in den Medien breitgetreten und mit nichtssagenden Zahlen garniert werden. Diese Zahlen täuschen oft über die tatsächlichen Funde hinweg, da sie z. B. zwar angeben, wie viele DVDs, CDs oder Ähnliches beschlagnahmt wurden, jedoch die Anzahl der Daten, die tatsächlich mit Kinderpornografie zu tun hatten, nicht einmal erwähnen (was auch nicht möglich ist, da die Auswertung oft Jahre dauert).

Im vorliegenden Fall war es das ".nixda Messageboard", das dem FBI auffiel (genauer: ein Verdächtiger hatte Informationen darüber geliefert, dass Benutzer des .nixda Messageboards Bilder und Videos von Hardcore-Kinderpornografie einstellten, unter anderem sollen sexuelle Handlungen von Erwachsenen mit manchmal nur sechs Monate alten Kindern gezeigt worden seien), welches dann tätig wurde. Dieses Tätigwerden bestand darin, dass das FBI zunächst einmal Dateien, die "Hardcore-Kinderpornografie" enthielten, vom .nixda Messageboard herunterlud. Dies geschah in den Monaten Juli bis Oktober 2006. Ebenfalls im Oktober 2006 stellte das FBI dann einen Honigtopf auf - auch "Bait File" genannt. Dies bedeutet, dass ein verdeckter Ermittler selbst eine Nachricht auf dem Messageboard verfasste und den Anschein erweckte, in dem von ihm mitgeteilten Hyperlink befände sich kinderpornografisches Material. Tatsächlich führte der Link zu einem Behördenserver, die Zugriffe auf diesen wurden protokolliert und das FBI begann nachfolgend, sich mit den Strafverfolgern in den betreffenden Ländern abzustimmen, um gegen die Kinderporno-Kunden aktiv zu werden.

Mit Bitte um Hausdurchsuchung

Im Schreiben, das vom "Office of Legal Attache" der amerikanischen Botschaft in Wien an die entsprechenden Behörden in Wien gesandt wurde (LG für Strafsachen Wien) heißt es:

Legat Wien wird später Kopien der restlichen Beweisstücke [...] vorlegen, die von San Francisco geschickt werden. Wir hoffen, dass diese Informationen und die Ergebnisse Ihrer Ermittlungen hinsichtlich der IP-Adressen in Österreich es dem Bundeskriminalamt ermöglichen werden, Durchsuchungsbefehle für Hausdurchsuchungen bei den identifizierten ausländischen Personen für den 28.02.2007 (geplantes Datum für die Aushebung der Gruppe der Verdächtigen) zu erhalten.

Eine der IP-Adressen in Österreich führte zu einem Tor-Server, was die österreichischen Behörden hätten vorab herausfinden können, da es eine Liste der offiziellen Tor-Server gab. Die Einschaltung/Nutzung von Tor-Servern war insofern interessant und wichtig, als dass im Schreiben an das Legat Wien noch einmal hervorgehoben wurde, dass die Undercoveraktion des FBI auch deshalb notwendig wurde, weil beim ".nixda Messageboard" auch etliche Kommentare sich auf die Sicherheit/Pseudonymität/Anonymität der Nutzer bezogen. Unter anderem wurde angeraten, einen ausländischen anynomen Proxyserver beim Zugriff auf das Messageboard zu nutzen.

Viele der auf der .nixda Website und auf der außerhalb der USA gelegenen Website gegebenen "Sicherheitstipps" machten viele der traditionellen Ermittlungstechniken hinsichtlich Schwarze Bretter für kinderpornografisches Material unwirksam.

Bitte den Zeitplan einhalten

Um zu vermeiden, dass die ermittelten "Kinderpornokunden" gewarnt werden, wurde in dem Schreiben sehr deutlich darauf hingewiesen, dass keinerlei Aktionen vor dem im Schreiben angegebenem Datum, dem 28.02.2007 stattfinden dürften.

Es darf absolut keine Polizeiaktion, d.h. keine Hausdurchsuchungen, Nachschauen, Gespräche oder Einvernahmen anderer Verdächtiger, vor dem 28.02.2007 stattfinden, da dies andere Verdächtige warnen könnte.

Diese perfekte Abstimmung zwischen FBI und europäischen Strafverfolgern lässt insbesondere die Aussagen des BKA Deutschland zum Thema Zusammenarbeit beim Thema Kinderpornografie in einem anderen Licht erscheinen. Das BKA hat vermehrt deutlich gemacht, dass z.B. Websperren deshalb notwendig seien, da die Strafverfolgung in den USA nur sehr langsam auf Hinweise bzw. Amtshilfeersuchen reagiert. Eine Kritik, die auch von dem derzeitigen Bundesinnenminister vertreten wird. Erst im April 2010 wurde daher angekündigt, dass BKA und FBI besser im Kampf gegen Kinderpornografie kooperieren sollten. Nun stellt sich angesichts der koordinierten Aktionen wie jener im Jahr 2007 die Frage, worin tatsächlich die Probleme liegen.

Das erste Schreiben des FBI im Fall des .nixda Messageboards ist datiert auf den 29.11.2006, das nachfolgende Schreiben auf den 16. Januar 2007, die Hausdurchsuchungen fanden am 28.02.2007 statt. (Kleine Anmerkung am Rande: Einer der Verdächtigen wurde von den Strafverfolgern darüber informiert, dass sie ihn aufsuchen würden. Die Hausdurchsuchung fand dann ca. 1 Stunde später statt - eine Zeit, in der der Verdächtige seine Daten leicht löschen hätte können.) Es war hier somit möglich, innerhalb von einem Vierteljahr eine konzertierte Aktion gegen "Kinderpornokunden" zu planen und durchzuführen. Dass dies bei den deutschen Strafverfolgern nicht möglich wäre, ist kaum anzunehmen. Umso seltsamer mutet es an, dass eine solche Zusammenarbeit nicht auch in umgekehrter Reihenfolge, also ausgehend von den europäischen Strafverfolgern, nur schwerlich umzusetzen ist.

Sollte das FBI also bei der Bitte um Löschung inkriminierter Seiten tatsächlich nur langsam agieren, so ist anzunehmen, dass es sich bei den Seiten entweder um jene handelt, die zwar der europäischen Definition von Kinderpornografie, nicht aber der US-amerikanischen, entsprechen - oder dass das FBI die Seiten aufrecht hält, um sie als Honigtopf fungieren zu lassen. Dies dürfte den europäischen Strafverfolgern jedoch mitgeteilt werden.

Davon ausgehend, dass das FBI wie im vorliegenden Fall, seinerseits auch Links zu vermeintlicher Kinderpornografie ins Internet stellt, stellt sich auch die Frage, ob es sich bei einigen der inkriminierten Seiten nicht bereits jetzt schon um Honigtöpfe handelt, was letztendlich einmal öfter zeigt, welche Schwierigkeiten mit verdeckten Ermittlungen, die auch ungesetzliche Handlungen einschließen, mit sich bringen. Wenn das FBI nämlich einige der Seiten betreibt/online lässt, die in die geplanten Sperrlisten mit einfließen, dann wird auf diese Weise nicht nur die Statistik gefälscht, es werden auch Fakten geschaffen, die dann als Begründung für die Websperren herhalten müssen. So schafft die Strafverfolgung die Gründe für ein stärkeres Eingreifen - das Vertrauen in die Strafverfolgung aber sinkt weiter. Das FBI kennt durch seine Möglichkeiten der Straftatenvortäuschung dieses Problem bereits seit langem - und das BKA hat sich auf den gleichen Weg begeben. Beim Thema Websperren/Kinderpornographie geriert sich das BKA nun selbst als hilfloses Opfer, dem keinerlei Handhabe möglich ist. Dass dies nicht nur kontraproduktiv, sondern schlichtweg falsch ist, hilft nicht wirklich dabei, das Vertrauen in eine Behörde zu stärken, die sich zunehmend wie ein zweiter Geheimdienst gebärdet.
hBNp://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32590/1.html



Einleuchtend!
Irgendwann gibt es mehr Honig, als KiPo im Netz und das FBI übernimmt den ganzen Traffik.
War eine Zeit, da war ein Gott verliebt; In eine Taube weiß und rein; Hat sie gejagt, jedoch die Taube flog; In einen Wald ganz tief hinein © http://www.ostmusik.de/bernsteinlegende.htm Text: Kurt Demmler
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Annika
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Re: Honigtöpfe als Statistikfälscher

Beitrag von Annika »

Statistisch gesehen enthält Honig immer häufiger Verunreinigungen. Daher rate ich einen eigenen Schwarm zu halten. Guerilla-Imkering ist stark im kommen
Dumm fickt gut. Noch Fragen ??
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Smaragd aus Oz
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Re: Honigtöpfe als Statistikfälscher

Beitrag von Smaragd aus Oz »

Ich habe ein Wespennest vor meinem Küchenfenster. Damit kämpfe ich Euch alle zu Mus!!

Die Königin habe ich auch schon mal gesehen - eine Krone hatte sie nicht auf, aber ich hatte einen an der Krone - deshalb überlebte sie unseren Kontakt.
Gegen meine schwarz-gelbe Luftwaffe habt Ihr keine Chance. Wehe dem, den ich mir als Angriffsziel ausgucke!
... Und hab’s Pflücken nicht gemacht.
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Ovid
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Re: Honigtöpfe als Statistikfälscher

Beitrag von Ovid »

Wie bescheuert ist es bitte selbst Kinderpornos zu verbreiten um Menschen zu ködern, die vlt. in einem Moment der Schwäche so etwas downloaden?

Die Rechte der Kinder wird durch diese Methode verletzt und den Herstellern kommt man so auch nicht auf die Spur.

Das ist so ähnlich als würde eine Ermittlungsbehörde Drogen vom kriminellen Markt kaufen und sie dann depressiven Jugendlichen und Erwachsenen vor die Nase halten um sie dann anschließend wegen Drogenmissbrauchs zu verhaften, wenn sie der Sucht verfallen.

Man muss sich mal reinziehen wie paradox das ist.
Verwerflichkeit in dieser Reihenfolge:
Herstellung, Verbreitung, Besitz, Anschauen.

Das FBI macht sich des Verbreitens schuldig und schnappt größtenteils nur Besitzer und Anschauer.
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Re: Honigtöpfe als Statistikfälscher

Beitrag von Perma »

Ovid, du setzt immer voraus, daß es darum ginge die Rechte der Kinder zu schützen. Daran hege ich ernstlich Zweifel.
Bei einem Pädo wäre das nicht passiert.
Für flächendeckende BPZs (BPZ = Beschneidungs-Präventions-Zentrum) - Zum Schutz der Kinder - Jetzt.

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Re: Honigtöpfe als Statistikfälscher

Beitrag von Ovid »

Darum sollte es aber gehen und daran messe ich qualitativ auch jede Aktion, die gegen Kinderpornos vorgeht.

Worum geht es dem FBI deiner Meinung nach bei dieser Aktion?
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Re: Honigtöpfe als Statistikfälscher

Beitrag von Herr Pastor »

Ovid hat geschrieben:Man muss sich mal reinziehen wie paradox das ist.
Verwerflichkeit in dieser Reihenfolge:
Herstellung, Verbreitung, Besitz, Anschauen.

Das FBI macht sich des Verbreitens schuldig und schnappt größtenteils nur Besitzer und Anschauer.
Bei der konkreten Aktion hat das FBI nichts verbreitet, wenn ich richtig gelesen habe. Sie haben nur einen Link gepostet, der aber gar nicht zu kp Material führte. Es war ein Honigtopf ohne Honig. Sonst enthält der Bericht nur Vermutungen (ist anzunehmen, davon auszugehen, stellt sich die Frage etc.) Vermuten kann man viel, ich vermute das gleiche auch hinsichtlich der europäischen Behörden.

Allerdings scheinen "Honigtöpfe" in den USA üblich zu sein. Die stellen da z.B. auch unverschlossene Fahrräder in Ghettos ab und warten, bis irgendeiner aus der "hood" damit losfahren will. Oder eine junge Bullette stellt sich als Nutte an den Straßenrand und wer hält und sie "eindeutig" anspricht, wird hochgenommen. Vergleichbares Vorgehen mit Drogen etc. Meine seriöse Quelle dafür: Die TV-Serie COPS.
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Re: Honigtöpfe als Statistikfälscher

Beitrag von Ovid »

Herr Pastor hat geschrieben: Bei der konkreten Aktion hat das FBI nichts verbreitet, wenn ich richtig gelesen habe. Sie haben nur einen Link gepostet, der aber gar nicht zu kp Material führte.
Achso. Hmm, dann zweifle ich den Erfolg aber an.

Die "Honigtopf"-Methode bleibt aus vielen Gründen aber trotzdem noch unter aller Sau.

In Deutschland ist so etwas verboten, richtig? Oder darf man so etwas und dann greifen halt die eventuellen Klauseln: "Der Versucht ist strafbar"?

Ansonsten frage ich mich inwieweit die Zusammenarbeit zwischen den Behörden so rechtens ist. Das FBI macht die Drecksarbeit mit den unlauteren Methoden und in Europa sammelt man die Versuchstäter ein?
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Perma
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Re: Honigtöpfe als Statistikfälscher

Beitrag von Perma »

Ovid hat geschrieben:Worum geht es dem FBI deiner Meinung nach bei dieser Aktion?


Um Statistik. Anzahl von Fällen, Verdächtigen, Datenträgern aller Art, usw. usf.

Die Rechte der betroffenen Kinder weiterhin massiv zu verletzen ist einfach nur abartig.
Bei einem Pädo wäre das nicht passiert.
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