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Blick ins Gehirn eines Kriminellen (Yes we scan)

Verfasst: 18.12.2009, 06:39
von Dorian
Bildgebende Verfahren sind für einige Hirnforscher zum Orakel geworden. Sie wollen an Hand der Gehirnaktivitäten feststellen können, ob jemand zu kriminellem Verhalten neigt. VON MARIA HAENSCH

Yes, we scan. Das Motto, mit dem die Uniklinik Bonn im Netz eine Publikationsliste überschreibt, erinnert nicht zufällig an die Obama-Euphorie. Denn wie der US-Präsident versprechen auch einige Neurowissenschaftler "change" - durch Bilder vom menschlichen Gehirn. Aber die Methodik hinter vielen Ergebnissen ist umstritten.

Nur ein Blick auf ein Bild - und schon weiß der Arzt, was dem Patienten fehlt. Ist er vielleicht schizophren, pädophil, oder funktioniert sein Moralempfinden eher schlecht als recht?
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Die Mediziner wissen immer mehr über unser Gehirn, Geräte wie dem Magnetresonanztomografen (MRT) liefern ihnen die Bilder dazu. Doch noch ist umstritten, was diese Bilder tatsächlich aussagen. So legt zum Beispiel eine Studie von dem US-Amerikaner Ed Vul, der am Massachusetts Institue of Technology arbeitet, ein statistisches Problem nahe. Vul hat mehrere Studien mit sogenannten bildgebenden Verfahren wie der Magnetresonanztomografie untersucht. Das Ergebnis: Statistisch gesehen ist es kaum möglich, dass die Wissenschaftler damit so viele Zusammenhänge zwischen Strukturen im Gehirn und dem menschlichen Verhalten finden.

Denn das ist es, was Forscher mit dem MRT und anderen Scan-Methoden versuchen: Sie wollen herausfinden, welche Gebiete im Gehirn bei diesem oder jenem Denkvorgang besonders benutzt werden. Manche Wissenschaftler wollen an Bildern vom Gehirn sogar ablesen, wo genau im Denkorgan Gefühle oder Moralempfinden liegen. Oder ob Abnormalitäten wie die Pädophilie einen Auslöser im Gehirn haben.

Professor Henrik Walter, Psychiater, Psychologe und Philosoph vom Universitätsklinikum Bonn, untersucht selbst mit dem MRT das Gehirn. "Die Kritik an der Häufigkeit von positiven Befunden stimmt teilweise, aber eben auch nicht komplett", sagt der Arzt. Die Übereinstimmungen zwischen Auffälligkeiten des Gehirns und der Persönlichkeit sind bei Krankheiten längst bekannt. "Interessant ist die Geschichte eines Patienten, der plötzlich eine Pädophilie entwickelte. Dann wurde ein Tumor in seinem Kopf entdeckt und operiert - die Neigung verschwand", berichtet Henrik Walter.

Natürlich habe nicht jeder Pädophile einen Tumor. "Aber fast jedes abnormale Verhalten kann von einer Störung im Gehirn verursacht werden, etwa Schizophrenie oder die Depression", so Walter. Allerdings hält auch Henrik Walter manche Befunde seines Forschungszweigs für überinterpretiert: "Bei den Versuchen von Haynes vom Max Planck Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig etwa muss der Proband einen Zufallsgenerator simulieren", sagt Walter.

Die Experimente von John Dylan Haynes hatten international für Aufmerksamkeit gesorgt. Der Forscher hatte Probanden angewiesen, einen Knopf entweder mit der rechten oder mit der linken Hand zu drücken. Haynes sah sich dabei die Vorgänge im Gehirn an und kam zu dem Ergebnis, dass im Gehirn bereits unbewusste Prozesse ablaufen, bevor der Proband eine Entscheidung fällt. Danach konnte Haynes angeblich mit sechzigprozentiger Wahrscheinlichkeit anhand der Hirnaktivität voraussagen, mit welcher Hand ein Proband den Knopf drücken würde.

Solche Versuche werden immer wieder auf die Frage nach dem freien Willen zurückgeführt. "Es wird behauptet, da diese Experimente zeigen, dass es keinen Willen gibt. Sie können die Frage nach dem freien Willen aber nicht beantworten", sagt Henrik Walter.

Der Bonner Neurowissenschaftler sucht selbst nach Antworten auf die Frage, wie gut bestimmte Verhaltenstendenzen - die auch durch das Gehirn vorgegeben werden - kontrolliert werden können. Also zum Beispiel, ob ein Raucher seinem Gehirn beibringen kann, dass eine Zigarette keine Belohnung für ihn darstellt.

Der US-Forscher Kent Kiel versucht momentan, mithilfe der bildgebenden Verfahren einem größeren Problem auf die Schliche zu kommen. Auf seiner Tour durch die Gefängnisse der USA legt er hunderte von psychopathischen Schwerverbrechern unter ein MRT.

Damit will er herauszufinden, welcher Teil des Gehirns bei allen geschädigt ist. Kein anderer Arzt hat bisher unter einer solchen Fragestellung derart viele Menschen untersucht.

Bisher allerdings seien viele der Versuche, mit Bildern des Gehirns mehr über den Menschen zu lernen, überschätzt worden, sagt der Psychologieprofessor Fritz Strack von der Universität Würzburg. "Ich halte viele der Methoden für eher bedenklich. Die Hirnforscher legen zum Beispiel erst hinterher fest, welche Areale des Gehirns sie untersuchen. Das ist so, als ob jemand blind schießt, danach die Zielscheibe aufstellt und sich freut, ins Schwarze getroffen zu haben", sagt Strack. Sein Blick auf die Verfahren käme natürlich von außen, schränkt er jedoch noch ein.

Die Kritik, dass die Ergebnisse der bildgebenden Verfahren auch immer interpretationsfähig seien, kommt allerdings immer wieder auf. "Sogar in der Atomphysik kann man Dinge interpretieren", sagt dazu Psychiater Henrik Walter. Psychologe Fritz Strack sieht die Interpretationsmöglichkeiten dennoch kritisch: "Man schiebt momentan viel zu häufig die Menschen in den Scanner, und egal was dabei herauskommt, es wird irgendwie interpretiert. Wir können bestimmt noch einiges über das Gehirn lernen, aber weniger über die mentalen Prozesse. Da bin ich skeptisch."

Skepsis zeigen auch viele Philosophen in Bezug auf MRT-Bilder. Denn einige Hirnforscher ziehen den freien Willen in Zweifel oder negieren ihn gar ganz.

Der Philosoph Ansgar Beckermann, der an der Universität Bielefeld lehrt, sieht in der Lokalisierung von Charaktereigenschaften in Gehirn keinen Widerspruch zur freien Entscheidungsmöglichkeit: "Alles, was wir denken und fühlen, hat eine Basis in unserem Gehirn." Letztendlich liege die Verantwortung aber beim Menschen.

"Ich halte es für denkbar, dass man in Zukunft herausfinden kann, ob es im Gehirn eine Veranlagung für Pädophilie gibt", sagt Beckermann: "Daraus folgt aber nichts, was die Verantwortlichkeit von Menschen angeht. Die Frage ist, wie eine Person mit der Veranlagung umgeht."
http://www.taz.de/1/zukunft/wissen/arti ... iminellen/
via: google alert


Hirnforschung ist unglaublich spannend, denn da steckt die Pädophilie schließlich. Irgendwo. Ob man das durch Bilder sehen kann, wird sich zeigen, aber ich halte es für vielversprechend in dieser Richtung zu forschen, auch wenn das Ergebnis sein sollte, dass man damit nichts erreichen kann.
Ganz schlecht ist es nur, wenn man ausschließlich straffällig gewordene Pädos Scannt. Gibt wohl keine pädophilen Ratten, also nimmt man die und verfälscht somit eventuell ein wichtiges Projekt.

In Kiel kann man sich doch für 20€ Aufwandsentschädigung ins MRT legen und für weitere 20€ nen Ring um den Penis und gratis KiPo bekommen, oder war das wo anders? Mir fällt auch nur mehr Victor Frankeinstein ein, wenn ich mich an den Namen des "Arztes" versuche zu erinnern... Hilft mir jemand auf die Sprünge?

Würdet ihr euch anonym in ein MRT legen lassen (auch wenns kein KiPo, nur NoNude gibt)? So zum allgemeinwohl der Wissenschaft.

Re: Blick ins Gehirn eines Kriminellen (Yes we scan)

Verfasst: 18.12.2009, 11:30
von Forbidden Love
Hallo,
anonymer hat geschrieben: Würdet ihr euch anonym in ein MRT legen lassen (auch wenns kein KiPo, nur NoNude gibt)? So zum allgemeinwohl der Wissenschaft.
Ich auf jeden Fall nicht. Denn wo würde womöglich eine solche Entwicklung hinführen? Ich übertreibe jetzt vielleicht mal ein wenig.
Es könnte irgendwann soweit sein, dass Kinder schon bei der Vorsorgeuntersuchung gescannt würden und dann als Ergebnis in ihrer Krankenakte dann stünde:
Gesellschaftlich konform oder Gesellschaftlich bedenklich.
Oder anstelle großer Speicheltests, in möglichen Strafverfahren, würden die Bürger dann aufgerufen, sich „freiwillig“ scannen zu lassen. Womit dann womöglich auch viele unbescholtene Bürger mit dem Vermerk „Auffälligkeiten“ festgestellt in den Akten vermerkt würden. Oder in Gutachten zu Strafverfahren könnte dann eine festgestellte „Auffälligkeit“ sich als belastendes Kriterium herausstellen.
Womöglich würde man auf die Idee kommen, den Scan in die Einstellungsuntersuchung von Menschen aufzunehmen, die mit Kindern arbeiten.


Die oben leicht überspitzten Visionen würden nicht ausschließlich für eine mögliche „nicht gesellschaftskonforme Neigung“ gelten, sondern könnten sich auf mannigfaltig, unerwünschte Charaktereigenschaften ausweiten.


Interessant fände ich aber diesen Aspekt:
Die Experimente von John Dylan Haynes hatten international für Aufmerksamkeit gesorgt. Der Forscher hatte Probanden angewiesen, einen Knopf entweder mit der rechten oder mit der linken Hand zu drücken. Haynes sah sich dabei die Vorgänge im Gehirn an und kam zu dem Ergebnis, dass im Gehirn bereits unbewusste Prozesse ablaufen, bevor der Proband eine Entscheidung fällt. Danach konnte Haynes angeblich mit sechzigprozentiger Wahrscheinlichkeit anhand der Hirnaktivität voraussagen, mit welcher Hand ein Proband den Knopf drücken würde.

Solche Versuche werden immer wieder auf die Frage nach dem freien Willen zurückgeführt. "Es wird behauptet, da diese Experimente zeigen, dass es keinen Willen gibt. Sie können die Frage nach dem freien Willen aber nicht beantworten", sagt Henrik Walter.

Skepsis zeigen auch viele Philosophen in Bezug auf MRT-Bilder. Denn einige Hirnforscher ziehen den freien Willen in Zweifel oder negieren ihn gar ganz.

Dieser Aspekt weckt nicht zuletzt großes Interesse bei mir, da ich mir gewisse, durch mich gemachte Handlungen, bis heute nicht erklären kann. Sie entbehrten jeglicher Logik, meinem persönlichem Selbstverständnis und ich behaupte von mir, in dieser Zeit nicht steuerungsfähig gewesen zu sein.



Was mir noch an dem Bericht auffiel ist der Umstand, wie oft darin das Pervthema vorkommt. Andere Themen wie z.B. Agressionspotenzial sind gar nicht von Belang. Es scheint so, als ginge es der Wissenschaft nur darum, Pädos besser erkennen zu wollen. Andere „Abweichungen“ scheinen eher von minderem Interesse zu sein. Also, welches eigentliche Ziel verfolgt die Wissenschaft hier?



Gruß

Forbidden Love

Re: Blick ins Gehirn eines Kriminellen (Yes we scan)

Verfasst: 18.12.2009, 22:34
von PedoPedant
Ich habe "sonstiges" angekreuzt. Ich sehe auch die Gefahr, dass technische Möglicheiten missbraucht werden könnten um etwas zu erschaffen, dass "1984" wie eine ganz nette Welt erscheinen lassen kann (ich übertreibe mal ein wenig). Der Fall mit dem Tumor ist mir nicht neu, aber ein solcher Einzelfall, dass er statistisch kaum relevant sein dürfte -- oder viele hier haben sehr, sehr langsame Krebsgeschwüre.

Auf der anderen Seite bin ich Forschung nicht abgeneigt, die mit dem Grundsatz des Verstehens an die Sache geht. Dabei kann es darum geht "anderes" zu verstehen, ohne es als "krank" bezeichnen zu müssen. Leider sieht es momentan nicht so aus, dass mit solcher Einstellung geforscht wird.

Re: Blick ins Gehirn eines Kriminellen (Yes we scan)

Verfasst: 18.12.2009, 22:41
von Khenu Baal
FL hat geschrieben:Es scheint so, als ginge es der Wissenschaft nur darum, Pädos besser erkennen zu wollen. Andere „Abweichungen“ scheinen eher von minderem Interesse zu sein. Also, welches eigentliche Ziel verfolgt die Wissenschaft hier?
Geld. Macht. Sieh Dir die Geldgeber solcher Untersuchungen an, dann weißt Du, worum es geht.

Re: Blick ins Gehirn eines Kriminellen (Yes we scan)

Verfasst: 18.12.2009, 22:47
von Sakura
Bildgebende Verfahren sind für einige Hirnforscher zum Orakel geworden. Sie wollen an Hand der Gehirnaktivitäten feststellen können, ob jemand zu kriminellem Verhalten neigt. VON MARIA HAENSCH

Yes, we scan. Das Motto, mit dem die Uniklinik Bonn im Netz eine Publikationsliste überschreibt, erinnert nicht zufällig an die Obama-Euphorie. Denn wie der US-Präsident versprechen auch einige Neurowissenschaftler "change" - durch Bilder vom menschlichen Gehirn. Aber die Methodik hinter vielen Ergebnissen ist umstritten.

Nur ein Blick auf ein Bild - und schon weiß der Arzt, was dem Patienten fehlt. Ist er vielleicht schizophren, homosexuell, oder funktioniert sein Moralempfinden eher schlecht als recht?
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Die Mediziner wissen immer mehr über unser Gehirn, Geräte wie dem Magnetresonanztomografen (MRT) liefern ihnen die Bilder dazu. Doch noch ist umstritten, was diese Bilder tatsächlich aussagen. So legt zum Beispiel eine Studie von dem US-Amerikaner Ed Vul, der am Massachusetts Institue of Technology arbeitet, ein statistisches Problem nahe. Vul hat mehrere Studien mit sogenannten bildgebenden Verfahren wie der Magnetresonanztomografie untersucht. Das Ergebnis: Statistisch gesehen ist es kaum möglich, dass die Wissenschaftler damit so viele Zusammenhänge zwischen Strukturen im Gehirn und dem menschlichen Verhalten finden.

Denn das ist es, was Forscher mit dem MRT und anderen Scan-Methoden versuchen: Sie wollen herausfinden, welche Gebiete im Gehirn bei diesem oder jenem Denkvorgang besonders benutzt werden. Manche Wissenschaftler wollen an Bildern vom Gehirn sogar ablesen, wo genau im Denkorgan Gefühle oder Moralempfinden liegen. Oder ob Abnormalitäten wie die Homosexualität einen Auslöser im Gehirn haben.

Professor Henrik Walter, Psychiater, Psychologe und Philosoph vom Universitätsklinikum Bonn, untersucht selbst mit dem MRT das Gehirn. "Die Kritik an der Häufigkeit von positiven Befunden stimmt teilweise, aber eben auch nicht komplett", sagt der Arzt. Die Übereinstimmungen zwischen Auffälligkeiten des Gehirns und der Persönlichkeit sind bei Krankheiten längst bekannt. "Interessant ist die Geschichte eines Patienten, der plötzlich eine Homophilie entwickelte. Dann wurde ein Tumor in seinem Kopf entdeckt und operiert - die Neigung verschwand", berichtet Henrik Walter.

Natürlich habe nicht jeder Homosexuelle einen Tumor. "Aber fast jedes abnormale Verhalten kann von einer Störung im Gehirn verursacht werden, etwa Schizophrenie oder die Depression", so Walter. Allerdings hält auch Henrik Walter manche Befunde seines Forschungszweigs für überinterpretiert: "Bei den Versuchen von Haynes vom Max Planck Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig etwa muss der Proband einen Zufallsgenerator simulieren", sagt Walter.

Die Experimente von John Dylan Haynes hatten international für Aufmerksamkeit gesorgt. Der Forscher hatte Probanden angewiesen, einen Knopf entweder mit der rechten oder mit der linken Hand zu drücken. Haynes sah sich dabei die Vorgänge im Gehirn an und kam zu dem Ergebnis, dass im Gehirn bereits unbewusste Prozesse ablaufen, bevor der Proband eine Entscheidung fällt. Danach konnte Haynes angeblich mit sechzigprozentiger Wahrscheinlichkeit anhand der Hirnaktivität voraussagen, mit welcher Hand ein Proband den Knopf drücken würde.

Solche Versuche werden immer wieder auf die Frage nach dem freien Willen zurückgeführt. "Es wird behauptet, da diese Experimente zeigen, dass es keinen Willen gibt. Sie können die Frage nach dem freien Willen aber nicht beantworten", sagt Henrik Walter.

Der Bonner Neurowissenschaftler sucht selbst nach Antworten auf die Frage, wie gut bestimmte Verhaltenstendenzen - die auch durch das Gehirn vorgegeben werden - kontrolliert werden können. Also zum Beispiel, ob ein Raucher seinem Gehirn beibringen kann, dass eine Zigarette keine Belohnung für ihn darstellt.

Der US-Forscher Kent Kiel versucht momentan, mithilfe der bildgebenden Verfahren einem größeren Problem auf die Schliche zu kommen. Auf seiner Tour durch die Gefängnisse der USA legt er hunderte von psychopathischen Schwerverbrechern unter ein MRT.

Damit will er herauszufinden, welcher Teil des Gehirns bei allen geschädigt ist. Kein anderer Arzt hat bisher unter einer solchen Fragestellung derart viele Menschen untersucht.

Bisher allerdings seien viele der Versuche, mit Bildern des Gehirns mehr über den Menschen zu lernen, überschätzt worden, sagt der Psychologieprofessor Fritz Strack von der Universität Würzburg. "Ich halte viele der Methoden für eher bedenklich. Die Hirnforscher legen zum Beispiel erst hinterher fest, welche Areale des Gehirns sie untersuchen. Das ist so, als ob jemand blind schießt, danach die Zielscheibe aufstellt und sich freut, ins Schwarze getroffen zu haben", sagt Strack. Sein Blick auf die Verfahren käme natürlich von außen, schränkt er jedoch noch ein.

Die Kritik, dass die Ergebnisse der bildgebenden Verfahren auch immer interpretationsfähig seien, kommt allerdings immer wieder auf. "Sogar in der Atomphysik kann man Dinge interpretieren", sagt dazu Psychiater Henrik Walter. Psychologe Fritz Strack sieht die Interpretationsmöglichkeiten dennoch kritisch: "Man schiebt momentan viel zu häufig die Menschen in den Scanner, und egal was dabei herauskommt, es wird irgendwie interpretiert. Wir können bestimmt noch einiges über das Gehirn lernen, aber weniger über die mentalen Prozesse. Da bin ich skeptisch."

Skepsis zeigen auch viele Philosophen in Bezug auf MRT-Bilder. Denn einige Hirnforscher ziehen den freien Willen in Zweifel oder negieren ihn gar ganz.

Der Philosoph Ansgar Beckermann, der an der Universität Bielefeld lehrt, sieht in der Lokalisierung von Charaktereigenschaften in Gehirn keinen Widerspruch zur freien Entscheidungsmöglichkeit: "Alles, was wir denken und fühlen, hat eine Basis in unserem Gehirn." Letztendlich liege die Verantwortung aber beim Menschen.

"Ich halte es für denkbar, dass man in Zukunft herausfinden kann, ob es im Gehirn eine Veranlagung für Homosexualität gibt", sagt Beckermann: "Daraus folgt aber nichts, was die Verantwortlichkeit von Menschen angeht. Die Frage ist, wie eine Person mit der Veranlagung umgeht."
Noch Fragen? Bitte nochmal genau lesen

Statistisch ist die Trefferquote bei ja/nein-Entscheidungen dieser Art übrigens genau 50%, wenn ein valides Verfahren mit einer realistischen Einschätzung der Standardabweichung benutzt wird, über die wir hier gar nichts lesen können. Hier war die Trefferquote 60%, also nach allen vernünftigen Erwägungen gibt es hier keine signifikante Korrelation.

Sakura

Re: Blick ins Gehirn eines Kriminellen (Yes we scan)

Verfasst: 19.12.2009, 20:39
von Khenu Baal
Gut gemacht :wink: !

Re: Blick ins Gehirn eines Kriminellen (Yes we scan)

Verfasst: 20.12.2009, 14:43
von Miniwinni
Ich habe mich eindeutig für NEIN entschieden.

Nicht dass ich etwas gegen wissenschaftlichen Fortschritt hätte, im Gegenteil. Ich finde jedoch, dass die Wissenschaft und Gesellschaft noch nicht so weit ist, derartige Informationen wertfrei einzusetzen.

Irgendwie erinnert es mich an bekannte SciFi Serien. Einmal mit dem Scanner drüber - Diagnose und Heilung sind abgeschlossen.

In der heutigen kommerziell basierten Gesellschaft geht es um Effizienz. Die Investitionen müssen sich rechnen. Daher ist für eine sinnvolle Forschung einfach nicht der Rahmen gegeben. Um Gewinn aus den gesammelten Daten zu ziehen, werden diese in aller Regel zu früh genutzt. Zum Nachteil der Betroffenen, die dann durch unzureichende Forschung auf einem entsprechenden Gebiet möglicher Weise zu unrecht in der falschen Schublade landen.

Für Fortschritt ohne finanzielle Interessen!

Re: Blick ins Gehirn eines Kriminellen (Yes we scan)

Verfasst: 22.12.2009, 08:06
von Die Zitrone
Dem wiederspreche ich gleich:

Kein Mensch ist für seine Taten verantwortlich lieber Herr Prof.Dr. Ansgar Beckermann, weil alles determiniert ist, was die Wissenschaft eigentlich beweist. Ich bitte sie: Halten sie sich aus medizinischen Fragen heraus, denn man kann Medizin und moralistische Ethik nicht miteinander verbinden, das wäre ja so, als würde man einen vollfunktionsfähigen Sportwagen von einem Elefanten ziehen lassen. Was immer die Medizin aufbaut, macht die moralistische Ethik gleich wieder zunichte und das muss nun wirklich nicht sein.

Darüber hinaus:

Moralistische Ethik ist fortschrittsfeindlich und basiert in meinen Augen ausschließlich auf vorgefertigten Meinungen, mit anderen Worten man kann die Ethik, die nach dem heutigen Sprachgebrauch, Ethik heißt, in die Tonne treten.