naylee hat geschrieben: ↑12.12.2023, 12:33
Dieser krasse Fall mit dem getöteten Kind und acht weiteren, die ins Krankenhaus mussten, ist sicherlich nur die leuchtende Spitze des Eisberges.
BR Recherche hat mit 61 Erzieherinnen, Erziehern und Kita-Leitungen Gespräche geführt. Ihre Berichte klingen erschreckend: "Ein Kind hat Sprachprobleme. Im Morgenkreis äfft die Erzieherin immer wieder das Stocken und Stottern nach. Die anderen Kinder lachen." / "Meine Kollegin schiebt einem Kind Kartoffeln in den Mund. Dabei hält sie die Hände fest und die Nase zu, damit das Kind schluckt." / "Ein Kind wird immer auf dem Klo eingesperrt, wenn es sich 'nicht benimmt'."
Unter seelische Gewalt etwa fällt Abwerten, Ausgrenzen oder Beschämen. Ein Beispiel: Mehrere Fachkräfte berichteten dem BR von Kindern mit Sprachstörungen, die nachgeäfft wurden.
So etwas schockiert mich total und macht mich sauer. Dass sich pädagogische Fachkräfte beispielsweise über die Sprachstörung eines Kindes lustig machen...
Also so jemand hat wirklich nichts in diesem Beruf verloren und ich verstehe nicht, wieso die dann Erzieherin geworden ist. Ich erinnere mich aber auch an einen Fall von Ausgrenzung durch einen Erwachsenen, was allerdings am Anfang der weiterführenden Schule passiert ist (im Kindergarten hatte ich zwei tolle Erzieherinnen). In einem anderen Fall meinte eine Lehrerin mal zu mir, ich solle mich dann auch über andere lustig machen.
Das fand ich schon als Kind bescheuert und falsch. Die Erwachsenen mit ihren komischen Ratschlägen...
Dagegen versteht man unter seelischer Vernachlässigung unter anderem Ignorieren oder Trost Verweigern. In den 61 Gesprächen mit Kita-Personal war dies häufig Thema, meist in Zusammenhang mit Personalmangel und Überlastung. Viele der Gesprächspartnerinnen berichteten von körperlicher Gewalt, wie etwa Festbinden, Einsperren oder Essenszwang.
Hier wird auch ausgeführt, dass das Fehlverhalten teils durch Personalmangel und Überlastung entsteht. Das ist wirklich ein Teufelskreis. Sicherlich kann es auch an Unwissen liegen oder daran, dass sie es selbst in der Kindheit nicht anders gelernt haben, aber da muss dann was unternommen werden. Stattdessen wird es anscheinend häufig toleriert. Wobei ich auch nicht verstehe, wieso man sich damit nicht mehr befasst, wenn man in der Kita arbeitet.
Nur zwei Interviewpartnerinnen gaben an, noch nie seelische oder körperliche Gewalt gegen Krippen- oder Kindergartenkinder erlebt zu haben.
Frauen können schon wirklich grausam sein und da verstehe ich beim besten Willen nicht, wieso man sich so auf sexuelle Übergriffe (welche natürlich auch von Frauen begangen werden können) und Männer als Gefahr konzentriert bzw. das immer wieder so benennt. Erzieher sind oftmals auch total beliebt und wichtig im Alltag der Kindertagesstätten. Auch beispielsweise für die Autonomie, weil Männer eher geduldig warten, dass das Kind selber die Schuhe angezogen hat, während Frauen dann sehr schnell dabei sind, dem Kind die Schuhe anzuziehen.
Durch Studien wissen wir ja auch, dass psychische Gewalt und Vernachlässigung verheerendere Folgen für das Kind hat als sexueller Missbrauch.
Die tatsächlichen Zahlen müssen höher sein: Denn in der BR-Umfrage geben zehn Behörden an, sie hätten Meldungen, würden diese aber nicht zählen. Ein Landratsamt schreibt: "Die Dunkelziffer ist vermutlich höher."
Viele Fälle werden nicht gemeldet. Das lässt sich aus den 61 Gesprächen mit Kita-Mitarbeitenden ableiten: Nach eigenen Angaben haben nur wenige Erzieherinnen die Vorfälle der Kita-Leitung, dem Träger oder sogar der Kita-Aufsicht gemeldet. Dem BR liegen entsprechende Mails und Gefährdungsanzeigen vor.
https://www.br.de/nachrichten/bayern/gewalt-in-kitas-zahl-der-meldungen-steigt-stark-an,TPu3dnT