Meine HD
Verfasst: 09.04.2017, 14:52
Ich wurde früh morgens aus dem Schlaf gerissen. Es klingelete sturm an meiner Wohnungstür außerdem schlug jemand mit seiner Faust heftig gegen die Tür und brüllte "AUFMACHEN".
Die Uhr zeigte 5 Uhr irgendetwas an.
Ich war völlig überrumpelt und hatte mit nichts derartigem gerechnet. Völlig benebelt dachte ich "Kommt jetzt wirklich die Polizei wegen...?" Ich konnte es kaum glauben. Ich dachte noch, ich sollte vielleicht etwas verschwinden lassen. Aber wohin und wie? Und dann dieses Gewüte an der Tür. Willenlos ging ich hin und machte auf.
Fuß zwischen Tür und Rahmen, Zettel vors Gesicht. "... Richterliche Anordnung zur Durchsuchung ihrer Wohnung... Sie stehen im Verdacht ... zu besitzen." Und damit standen 3-4 Leute, ich glaube teilweise in Uniform und teilweise in Zivil, in meiner Wohnung. Ich mußte mich ausweisen dabei erklärten sie mir einiges was ich aber kaum verstand. Dann fingen sie an rumzukramen. Ich durfte meinen PC nicht anfassen. Dann bauten sie ihn ab und luden ihn mit jeglichem Zubehör in Kisten und trugen das raus.
Sie fragten mich ob man beim PC ein Passwort eintippen müßte, wenn man ihn startet.
Dann triumphierte der Typ der grade in meinen Schreitischschubladen kramte. Ein Datenträger der nur mit einem Symbol beschriftet war. Feierlich und sorgsam wurde dieser eingepackt und ich mußte mich nun meinem Schicksal ergeben.
Nach vielleicht 30 Minuten war alles vorbei. Ich sollte noch etwas unterschreiben u.a. eine Liste mit beschlagnahmten Gegenständen aber auch irgendeine Art der Einverständniserklärung. Sie ließen mir Zettelkram zurück. Dann waren sie weg.
Sie hatten nur im sehr dichten Umkreis meines PCs und Schreibtischs gesucht. Im Schlafzimmer wurde nur sehr flüchtig hier und dort mal reingesehen. In Flur, Küche, Bad, Briefkasten und Kellerraum gar nicht. Auch für die Regale die weiter vom Schreibtisch entfernt standen interessierten sie sich nicht. Das ich etwas unkonventionell verstecken könnte, zogen sie nicht in Betracht. Der Inhalt meiner Hosentaschen wurde glaube ich auch nicht angesehen.
Sie interessieretn sich auch gar nicht für meine Musik-CDs und Film-DVD-Sammlung. Da hätte ja auch irgendwo etwas gebranntes zwischen sein können. Fanden die aber nicht wichtig.
Sie hatten es offenbar eilig. Sie verwickelten mich auch nicht in irgendwelche Gespräche und wollten auch nichts von mir wissen, außer das Passwort. Ich sagte es gäbe keins und damit waren sie zufrieden. Sie waren höflich aber nicht freundlich. Wahrscheinlich verachteten sie mich, aber ich war ihnen auch egal.
Ich wußte nicht was ich machen sollte als sie weg waren.
Die Nachbarn hatten anscheinend gar nichts mitbekommen. Das ist ein Vorteil wenn man zwischen Asozialen und Alkis wohnt. Die kriegen nichts mit und bemerken keinen Lärm. Ich wurde in Folge von niemandem komisch angesehen oder blöd angesprochen. Alles blieb wie gewohnt.
Meiner Familie und meinen Freunden habe ich nie etwas von der HD erzählt.
Ich kaufte mir einen neuen PC, was niemanden groß stutzig machte. Ok ich muss wohl einige zeit etwas distanziert gewirkt haben, aber gut, so ist das halt mal. Auch bei der Arbeit nichts ungewöhnliches.
Unterm Strich ist es bis heute mein Geheimnis.
Aber es lastet immernoch schwer in mir.
Mich wurmte dass die auch meine gute Spiegelreflexkamera mitgenommen hatten. Ich schrieb denen und fragte ob ich die zurück haben könne. Begründung: Ich habe nie Kinder fotografiert.
Dann einen Monat später: Alles klar, ich kann sie mir abholen kommen.
Ich bekam einen ganzen Karton mit der Kamera und vielem anderen Kram wieder. Darunter mehrere Tastaturen, Mäuse, original-verpackte DVD-Rohlinge, Mauspads und ein Notizblock von mir. Der Notizblock war das einzige Nicht-Computer-Teil das sie mitnahmen.
Zwischen dem Kram waren aber auch mehrere Festplatten. Als ich mir den Inhalt ansah musste ich staunen. Sie enthielten alle völlig harmlose Daten aber eine zusätzlich noch einen Ordner mit etwas anderem. Die hatten mir wirklich das! zurückgegeben. Obwohl die Platten alle einen Behörden-Aufkleber hatten.
Genug Grund zum Staunen aber nicht Grund genug zum Freuen denn den wichtigen Datenträger hatten sie dennoch.
Die Platten die ich zurück bekam waren alles uralte Dinger die noch mit scsi angeschlossen wurden. Vielleicht hatten die grade keine passende Anschlussmöglichkeit? Und dazu zu wenig Zeit um gründlich zu sein?
Ganz klar, sie waren ungründlich und auch doof, aber leider lange nicht ungründlich und doof genug. Sie hatten das Entscheidende, den ganzen Schrott konnte ich wiederhaben.
Ich vernichtete die Platten und dann geschah erstmal gar nichts.
Bis über zwei ganze Jahre später ein Brief vom Gericht in meinem Briefkasten lag.
Ich sollte Geld zahlen. Ich bin nun auch vorbestraft.
Ich zahlte dann das viele Geld.
Wenn es heute unerwartet an meiner Tür klingelt, egal zu welcher Uhrzeit, bekomme ich Angst. Ich wechselte auch die Klingel aus und habe nun einen anderen Ton. Trotzdem.
Einmal stand ein Polizeiwagen vor meiner Haustür als ich von der Arbeit nach Hause kam. Ich ging an meinem Haus vorbei und traute mich erst später hinein als der Wagen weg war.
Ich habe ja noch mal Glück gehabt, weil wirklich niemand etwas von meiner HD und der Verurteilung mitbekommen hatte. Aber in mir lastet die Angst sie kommen einfach wieder (auch wenn es dafür gar keinen Grund mehr gibt) und mich bedrückt das Erlebte jeden Tag.
Danke fürs Lesen.
Die Uhr zeigte 5 Uhr irgendetwas an.
Ich war völlig überrumpelt und hatte mit nichts derartigem gerechnet. Völlig benebelt dachte ich "Kommt jetzt wirklich die Polizei wegen...?" Ich konnte es kaum glauben. Ich dachte noch, ich sollte vielleicht etwas verschwinden lassen. Aber wohin und wie? Und dann dieses Gewüte an der Tür. Willenlos ging ich hin und machte auf.
Fuß zwischen Tür und Rahmen, Zettel vors Gesicht. "... Richterliche Anordnung zur Durchsuchung ihrer Wohnung... Sie stehen im Verdacht ... zu besitzen." Und damit standen 3-4 Leute, ich glaube teilweise in Uniform und teilweise in Zivil, in meiner Wohnung. Ich mußte mich ausweisen dabei erklärten sie mir einiges was ich aber kaum verstand. Dann fingen sie an rumzukramen. Ich durfte meinen PC nicht anfassen. Dann bauten sie ihn ab und luden ihn mit jeglichem Zubehör in Kisten und trugen das raus.
Sie fragten mich ob man beim PC ein Passwort eintippen müßte, wenn man ihn startet.
Dann triumphierte der Typ der grade in meinen Schreitischschubladen kramte. Ein Datenträger der nur mit einem Symbol beschriftet war. Feierlich und sorgsam wurde dieser eingepackt und ich mußte mich nun meinem Schicksal ergeben.
Nach vielleicht 30 Minuten war alles vorbei. Ich sollte noch etwas unterschreiben u.a. eine Liste mit beschlagnahmten Gegenständen aber auch irgendeine Art der Einverständniserklärung. Sie ließen mir Zettelkram zurück. Dann waren sie weg.
Sie hatten nur im sehr dichten Umkreis meines PCs und Schreibtischs gesucht. Im Schlafzimmer wurde nur sehr flüchtig hier und dort mal reingesehen. In Flur, Küche, Bad, Briefkasten und Kellerraum gar nicht. Auch für die Regale die weiter vom Schreibtisch entfernt standen interessierten sie sich nicht. Das ich etwas unkonventionell verstecken könnte, zogen sie nicht in Betracht. Der Inhalt meiner Hosentaschen wurde glaube ich auch nicht angesehen.
Sie interessieretn sich auch gar nicht für meine Musik-CDs und Film-DVD-Sammlung. Da hätte ja auch irgendwo etwas gebranntes zwischen sein können. Fanden die aber nicht wichtig.
Sie hatten es offenbar eilig. Sie verwickelten mich auch nicht in irgendwelche Gespräche und wollten auch nichts von mir wissen, außer das Passwort. Ich sagte es gäbe keins und damit waren sie zufrieden. Sie waren höflich aber nicht freundlich. Wahrscheinlich verachteten sie mich, aber ich war ihnen auch egal.
Ich wußte nicht was ich machen sollte als sie weg waren.
Die Nachbarn hatten anscheinend gar nichts mitbekommen. Das ist ein Vorteil wenn man zwischen Asozialen und Alkis wohnt. Die kriegen nichts mit und bemerken keinen Lärm. Ich wurde in Folge von niemandem komisch angesehen oder blöd angesprochen. Alles blieb wie gewohnt.
Meiner Familie und meinen Freunden habe ich nie etwas von der HD erzählt.
Ich kaufte mir einen neuen PC, was niemanden groß stutzig machte. Ok ich muss wohl einige zeit etwas distanziert gewirkt haben, aber gut, so ist das halt mal. Auch bei der Arbeit nichts ungewöhnliches.
Unterm Strich ist es bis heute mein Geheimnis.
Aber es lastet immernoch schwer in mir.
Mich wurmte dass die auch meine gute Spiegelreflexkamera mitgenommen hatten. Ich schrieb denen und fragte ob ich die zurück haben könne. Begründung: Ich habe nie Kinder fotografiert.
Dann einen Monat später: Alles klar, ich kann sie mir abholen kommen.
Ich bekam einen ganzen Karton mit der Kamera und vielem anderen Kram wieder. Darunter mehrere Tastaturen, Mäuse, original-verpackte DVD-Rohlinge, Mauspads und ein Notizblock von mir. Der Notizblock war das einzige Nicht-Computer-Teil das sie mitnahmen.
Zwischen dem Kram waren aber auch mehrere Festplatten. Als ich mir den Inhalt ansah musste ich staunen. Sie enthielten alle völlig harmlose Daten aber eine zusätzlich noch einen Ordner mit etwas anderem. Die hatten mir wirklich das! zurückgegeben. Obwohl die Platten alle einen Behörden-Aufkleber hatten.
Genug Grund zum Staunen aber nicht Grund genug zum Freuen denn den wichtigen Datenträger hatten sie dennoch.
Die Platten die ich zurück bekam waren alles uralte Dinger die noch mit scsi angeschlossen wurden. Vielleicht hatten die grade keine passende Anschlussmöglichkeit? Und dazu zu wenig Zeit um gründlich zu sein?
Ganz klar, sie waren ungründlich und auch doof, aber leider lange nicht ungründlich und doof genug. Sie hatten das Entscheidende, den ganzen Schrott konnte ich wiederhaben.
Ich vernichtete die Platten und dann geschah erstmal gar nichts.
Bis über zwei ganze Jahre später ein Brief vom Gericht in meinem Briefkasten lag.
Ich sollte Geld zahlen. Ich bin nun auch vorbestraft.
Ich zahlte dann das viele Geld.
Wenn es heute unerwartet an meiner Tür klingelt, egal zu welcher Uhrzeit, bekomme ich Angst. Ich wechselte auch die Klingel aus und habe nun einen anderen Ton. Trotzdem.
Einmal stand ein Polizeiwagen vor meiner Haustür als ich von der Arbeit nach Hause kam. Ich ging an meinem Haus vorbei und traute mich erst später hinein als der Wagen weg war.
Ich habe ja noch mal Glück gehabt, weil wirklich niemand etwas von meiner HD und der Verurteilung mitbekommen hatte. Aber in mir lastet die Angst sie kommen einfach wieder (auch wenn es dafür gar keinen Grund mehr gibt) und mich bedrückt das Erlebte jeden Tag.
Danke fürs Lesen.