Bücher für GLs.
Antworten
Lord Vana
Beiträge: 41
Registriert: 08.10.2008, 20:17
Wohnort: irgendwo zwischen BER und DRE

Der Jungfrauen - Tribut des modernen Babylon

Beitrag von Lord Vana »

Hier nun wieder etwas Neues von mir :

"Der Jungfrauen - Tribut des modernen Babylon" - Enthüllungen der Pall Mall Gazette von 1885

Reprint von 1996 beim Verlag Andreas Zettner KG Würzburg, Verlags - Nr. 09 00 36



kurz vorgestellt :

"Im London des vergangenen Jahrhunderts herrschen lasterhafte Zustände : die Adligen und Reichen des Landes haben eine nicht zu stillende Gier nach einer Ware ganz besonderer Art - Jungfrauen. . . . "



Dieses Buch kann man auch immer wieder mal lesen und ich finde es sehr empfehlenswert.



M f G Lord Vana
Benutzeravatar
Bruno
Beiträge: 699
Registriert: 08.10.2008, 20:27
AoA: (5)8-10(12)
Wohnort: Derzeit kein aktives Forumsmitglied

Beitrag von Bruno »

Ich habe dieses Reprint nicht gelesen, kenne aber aus anderer Quelle jene "Enthüllungen" der Pall Mall Gazette von 1885:



Catherine Robson vertritt in ihrem (sehr empfehlenswerten!) Buch "Men in Wonderland. The lost Girlhood of the Victorian Gentleman" (Princeton N.J. 2001) die Meinung, dass eben durch die detaillierte reißerische Beschreibung der Kinderprostitution der damaligen Zeit und eine fälschlicherweise weitgehend als schichtunabhängiges Phänomen dargestellte universal verbreitete große Gefahr des Kindesmissbrauches gerade der entgegengesetzte Effekt des ursprünglich beabsichtigten eingetreten ist: Nachhaltiger als ein angestrebter "Kinderschutz" wurde damit die Sexualisierung des Kindes vorangetrieben und eben dadurch das Kind durch eine verengte Sichtweise als "begehrenswertes Sexualobjekt" jener Gefahr des sexuellen Missbrauchs umso stärker ausgesetzt!



Sehr interessant auch, was Lewis Carroll, der von den "Enthüllungen" der Pall Mall Gazette 1885 entsetzt war, als Reaktion darauf in einem Leserbrief an die St. James Gazette schrieb:



"[...] Die Frage, die sich hier stellt, ist nicht, ob Böses auf der Welt existiert - auch nicht, ob eine reißerische öffentliche Bewusstseinsbildung ein Heilmittel gegen dieses Böse sein kann. [...] Die wirkliche Frage ist, ob diese Art einer reißerischen öffentlichen Bewusstseinsbildung nicht mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Und die größte Gefahr besteht darin, dass all dies im Namen der heiligen Religion getan wird. [...]"



Lewis Carroll's Letter to the St. James Gazette, July 22, 1885, zitiert in: Catherine Robson, Men in Wonderland, The lost Girlhood of the Victorian Gentleman (Princeton N.J. 2001), S. 195-197.



Das war 1885. Und heute, mehr als 100 Jahre später, ist - so denke ich - diese Feststellung aktueller denn je!
Antworten