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asgl
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Die Befangenen .... Gutachter

Beitrag von asgl »

Gutachter bei Gericht urteilen häufig im Sinne der Richter

Sie sind Gehilfen des Richters, so heißt es im Gesetz. Medizinische, psychologische, psychiatrische Gutachter, auf die sich die Gerichte häufig verlassen. Vor allem, wenn es um die schwierige Frage geht, was im Kopf eines Straftäters vorgeht. Diese Ärzte und Psychologen sitzen aber auch in fast jeder Verhandlung, in der es um das Sorgerecht von Eltern oder die Glaubwürdigkeit von Zeugen geht.

Doch seit dem Fall Mollath wachsen die Vorbehalte, die solchen vom Gericht bestellten Gutachtern entgegengebracht werden. Denn über den sieben Jahre in der Psychiatrie sitzenden Gustl Mollath erstellten immer wieder Psychiater Gutachten – zum Teil, ohne ihn untersucht zu haben. Häufig können die Gutachter nicht einmal die erforderliche Qualifikation für ihren verantwortungsvollen Job aufweisen. Und nun gibt es auch noch wissenschaftliche Belege dafür, dass viele Gutachter nicht wirklich ergebnisoffen prüfen, sondern von vornherein wissen, was bei ihrem Gutachten herauskommen soll – weil das Gericht ihnen einen Wink gegeben hat.

Dieses Ergebnis hat nun eine Doktorarbeit an der Ludwig-Maximilians-Universität in München erbracht, für die 252 Ärzte, Psychiater und Psychologen in Bayern danach befragt wurden, ob sie vom Gericht schon einmal Vorgaben für ihre Gutachten bekamen. Seine Bilanz: Fast ein Viertel der Befragten, nämlich 24,7 Prozent, erklärten, ein Gericht habe ihnen schon einmal oder auch häufig signalisiert, welche Tendenz es bei einem Gutachten erwarte. Vor allem die Psychiater und die Psychologen haben solch einen Fingerzeig schon häufig erlebt: 28 Prozent der befragten Psychiater und 45 Prozent der Psychologen gaben an, in Einzelfällen oder sogar häufig ein Signal bekommen zu haben, in welche Richtung ihr Gutachten laufen soll. Diese Ergebnisse werden in der neuesten Ausgabe des Deutschen Ärzteblattes publiziert.

Als besonders problematisch beschreibt der Doktorand Benedikt Jordan, dass nach seinen Ergebnissen gerade bei den Psychiatern und Psychologen auch noch viele Gutachter wirtschaftlich abhängig seien von den Gerichtsaufträgen. 29,2 Prozent der befragten Psychiater gaben an, mehr als die Hälfte ihres Einkommens aus Gutachtertätigkeiten zu beziehen, bei den Psychologen waren es sogar 48,8 Prozent. Es ist angesichts dieser Zahlen nicht ganz fernliegend, dass Gutachter, die ihren Hauptauftraggeber nicht verlieren wollen, dem Wunsch des Gerichts auch Folge leisten. Der Druck, ein Tendenzgutachten zu erstellen, sei dann hoch, sagt Jordan.

Interessant, was die Befragten selbst zur Misere des Gutachterwesens sagten. So gab einer an, dass Gerichte gerne Gutachter benennen, die einfache Schwarz-Weiß-Beurteilungen abgeben. Und es gibt natürlich Stammgutachter, die von Gerichten immer wieder eingesetzt werden, weil sie gut sind. Manchmal aber auch nur, weil sie bequem sind. Denn wenn sie Widerworte geben, kann es ihnen ergehen wie Norbert Nedopil, der Koryphäe unter den deutschen Psychiatern. Weil er dem Münchner Schwurgericht zu häufig Gutachten vorlegte, in denen er statt zu Haft zur Psychiatrie riet, wurde er nicht mehr beauftragt – Koryphäe hin oder her. Annette Ramelsberger

SZ vom 07.02.2014 (http://www.sueddeutsche.de/j5Z382/18210 ... genen.html)
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Manni343
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Re: Die Befangenen .... Gutachter

Beitrag von Manni343 »

Die Welt wird doch Heut zutage nur noch von Gutachtern regiert es geht nix mehr ohne diese Schwindler!!! für jeden hafer braucht man angeblich einen.
wir leben in einer Welt der Paranoia, Gutachter und Totaler Überwachung... und es nicht mal die Spitze des Eisberges....
"Es ist keine Schande, es ist kein Verbrechen, es tut keinem weh - es ist nur Liebe"
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Khenu Baal
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Re: Die Befangenen .... Gutachter

Beitrag von Khenu Baal »

29,2 Prozent der befragten Psychiater gaben an, mehr als die Hälfte ihres Einkommens aus Gutachtertätigkeiten zu beziehen, bei den Psychologen waren es sogar 48,8 Prozent.
Das und die ja auch beklagte Unbedarftheit eines Teils der Auftragnehmer ist einfach skandalös.
Danke für den Artikel!
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Marianne
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Re: Die Befangenen .... Gutachter

Beitrag von Marianne »

Hat man nicht anders vermuten können, dass dem tatsächlich so ist. Diese Gutachter werden doch kaum (oder sogar gar nicht) geprüft wärend ihrer Tätigkeit. Und wenn sich das so rumgesprochen hat, dass die Gerichte aufträge entziehen, wenn zu oft nicht das rauskommt, was das Gericht sich wünscht, wird sicher viele Gutachter aus Angst um ihre Existenz soweit unter Druck setzen, dass sie dann auch die Gutachten so auslegen, wie sie gewünscht werden.

Das Ganze System ist faul. Die Gutachter müssten, um so etwas zu vermeiden, vom Staat verbeamtet werden, damit sie nicht bei Gutachten, die nicht dem Willen des Gerichtes entsprechen "gekündigt" werden können. Auch müssten immer mehrere Gutachter unabhängig voneinander ein Gutachten erstellen. Das wäre alles aber ein enormer Aufwand und mit hohen Kosten verbunden, wird sich also nie in der Art durchsetzen können.
Engelche Engelche flieg!
asgl
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Re: Die Befangenen .... Gutachter

Beitrag von asgl »

Selbst mit Verbeamtung oder staatlicher Zulassung ... oder selbst ohne finanziellen Anreiz würde sich am Ergebnis nichts ändern: Die Gutachter - befragt man sie anonym - sagen fast unisono, dass es einfacher sei, einem Probanden Gefährlichkeit und damit dauernder Unterbringung in der Psychiatrie zu bescheinigen. Das Problem ist, falls einer von 10 Begutachtende doch rückfällig werden sollte, würde man dem Gutachter die Schuld geben. Da ist es sicherer für den Dok, einfach eine Rückfallgeafhr zu behaupten (und auch noch 10.000 bis 20.000 Euro zu kassieren).



Liebe Grüße
asGL
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