Essen. Das Werk des Künstlers Balthus gilt als problematisch bis pädophil. In Essen wollte das Museum Folkwang seine fragwürdigen Polaroids des Mädchens Anna zeigen. „Die Zeit“ berichtete in der Pädophilie-Debatte über die geplante Ausstellung, dann warnte auch das Jugendamt.
Das Museum Folkwang hat die für April geplante Balthus-Schau kurzfristig abgesagt, weil es juristische Konsequenzen fürchtete. Gezeigt werden sollte das Alterswerk des umstrittenen Künstlers: Fotos eines Mädchens in teils zweideutigen Posen. Balthus habe die Sexualisierung des Kindes betrieben, schrieb die Wochenzeitung „Die Zeit“ im Dezember 2013. Dennoch würden die Bilder öffentlich gemacht: „Ein staatlich finanziertes Museum, das Folkwang, gibt sich dafür her.“
Zu den Motiven des Museums heißt es in dem Artikel: „Vielleicht wittert man den Skandal und will davon profitieren. Vielleicht will man verdienen am allgemeinen Voyeurismus.“ Vorwürfe, zu denen das Haus jede Antwort schuldig blieb. Dabei dürfte Museums-Chef Tobia Bezzola, der die Schau selbst kuratieren wollte, die Debatte um Balthus geläufig gewesen sein: Erst 2013 hatte das Metropolitan Museum in New York Balthus ausgestellt und einen heftigen Streit über die Grenzen der Kunstfreiheit ausgelöst.
Dabei waren im Metropolitan lediglich Balthus’ Gemälde zu sehen. Einer New Yorker Galerie blieb es vorbehalten, die fragwürdigen Polaroids zu zeigen, die der betagte Maler von Anna Wahli machte, die ihm schon mit acht Jahren Modell saß – oft kaum oder nicht bekleidet. Der Steidl-Verlag hat diese Bilder, die zu Balthus’ Lebzeiten unveröffentlicht blieben, in einem Fotoband zusammengefasst. Dass es sich bei den Polaroids um Kunst handelt, mochte Gerhard Steidl in der „Zeit“ nicht beschwören: „Da kann schon der Verdacht aufkommen, dass sich da ein Greis einfach aufgeilen wollte.“
Kommentar
Spiel mit dem Skandal
Wer das Alterswerk von Balthasar Kłossowski de Rola (Balthus) ausstellt, setzt sich zwangsläufig dem Verdacht aus, mehr auf das voyeuristische als auf das künstlerische Interesse der Besucher zu setzen.
Dass die nun erwachsene Anna Wahli der Veröffentlichung der fragwürdigen Polaroids zustimmte, reicht jedenfalls nicht. Man hätte erwarten dürfen, dass es im Museum Folkwang mehr Sensibilität für das Thema gibt: Stand doch der Vorsitzende des Museumsvereins, Achim Middelschulte, viele Jahre dem Essener Kinderschutzbund vor.
Museums-Chef Tobia Bezzola aber brauchte erst den Pädophilie-Vorwurf der „Zeit“, um Problembewusstsein zu entwickeln und mögliche juristische Folgen zu erfragen. Als das Jugendamt dann warnte, versuchte man, die Schau unauffällig zu begraben. Die Frage aber, ob man vom erwartbaren Skandal profitieren wollte und den pädophilen Charakter einiger Motive billigend in Kauf nahm, muss beantwortet werden. Christina Wandt
Zu einem ähnlichen Urteil kam dann offenbar das Essener Jugendamt. Offiziell sagt der stellvertretende Amtsleiter Ulrich Engelen zu der Prüfung nur: „Wir sind keine Kunstexperten, aber wir prüfen regelmäßig auch künstlerische Arbeiten im Hinblick auf den Jugendschutz.“ Etwa wenn ein Theater sich vergewissere sich, ob es okay sei, wenn ein minderjähriger Statist in einem Stück mit Nacktszenen auftritt. Das Jugendamt schaue hier auf Aspekte wie Gewaltverherrlichung, sexuelle Ausbeutung oder Kinderpornographie; all das könne selbstredend auch im Fall eines Kunstwerks „strafrechtlich relevant“ sein.
Als Dienstleistung bezeichnet Engelen die Prüfungen; Folkwang aber griff auf diesen Service offenbar erst nach dem kritischen Zeit-Artikel zurück. Und das Amt urteilte, die Darstellung der achtjährigen Anna, liege „nicht mehr im Toleranzbereich“. Man hätte diese Einschätzung ja zurückweisen können, etwa mit Verweis auf Ernst Ludwig Kirchner oder Paul Gaugin, die auch Mädchen als Objekte der Begierde zeigten – und trotzdem zum Kanon des Ausstellungsbetriebs gehören.
Die Folkwang-Verantwortlichen begruben das heikle Thema lieber klammheimlich, nahmen die Balthus-Ankündigung von ihrer Homepage und sagten die Schau auf der Jahrespressekonferenz vor zehn Tagen nebenbei ab.
Erst am Montag beantwortete man unsere Anfrage: „Von der Museumsleitung initiierte Vorgespräche mit verschiedenen interessierten Kreisen und Instanzen haben ergeben, dass die geplante Ausstellung ,Balthus. Die letzten Bilder’ zu ungewollten juristischen Konsequenzen und einer Schließung der Ausstellung führen könnte. Eine solche Entwicklung auf Basis der bestehenden Rechtslage wäre nicht im Sinne des künstlerischen Interesses des Projekts, und widerspräche dem Auftrag und der Verantwortung des Museum Folkwang.“ Eine späte Einsicht.
QuAlle: http://www.derwesten.de/staedte/essen/p ... 51121.html
- Smaragd aus Oz
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Re: Schon wieder Ausstellung wegen Pädophilie torpediert
Kindskörper sind eklig und Kinder, die Gefühle zeigen, sind verdorben. Wer so etwas malt, gestaltet entartete Kunst: Sofort verbrennen und den "Künstler" vor Freißler führen. Jawohl!
Ausgerechnet die "Die Zeit" hat sich zum Wächter faschistischen Gedankenguts gemacht.
Bald gibt es keine Dämme mehr, die noch brechen können.
Ausgerechnet die "Die Zeit" hat sich zum Wächter faschistischen Gedankenguts gemacht.

... Und hab’s Pflücken nicht gemacht.
Re: Schon wieder Ausstellung wegen Pädophilie torpediert
Für schlappe 480 € gibts die Bilder im Buch "Balthus - Th last Studies" des Steidl-Verlags.
Bekommen die dann auch Besuch?
Bekommen die dann auch Besuch?
Für immer zehn. 2nr7sup74ieqzbwi [email protected]
Re: Schon wieder Ausstellung wegen Pädophilie torpediert
Sowas hab ich im Knast gemalt, wenn nicht noch Schärfer! Eigens ein Maler (wenn ihr versteht was ich damit mein, "ein Künstler") gab mir Nachhilfe! Jetzt nicht um KP zu malen! Da ging es nur um die Anatomie in Verbindung mit Licht-Schatten.
Meint ihr die hätten je an meinen Bildnissen Interesse gehabt! Ich mein wenn die mal gefilzt haben!
Meint ihr die hätten je an meinen Bildnissen Interesse gehabt! Ich mein wenn die mal gefilzt haben!
"Psychoanalyse ist die Geisteskrankheit, für deren Heilung sie sich hält"
_____________________________________________Karl Kraus 1899
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Re: Schon wieder Ausstellung wegen Pädophilie torpediert
Destillat des Artikels (die fotzokratischen Kinderschützer = Fokis werden sich ob ihres "Erfolges" die Hände reiben! Vielleicht auch der marktwirtschaftlich NACHFRAGEorientierte Verlag, der sich jetzt wahrscheinlich dumm und dämlich verdienen wird. Hauptsache Anna bekommt genug davon ab.)
Anna Wahli war gerade mal acht, als es das erste Mal passierte. Sie trug ihr rotes Kleid mit dem Spitzenkragen, das blonde Haar offen. Sie trat vor ihn hin, verängstigt, wie sie später schrieb. Beunruhigt von seinen stechenden Blicken. Doch auch neugierig, was geschehen würde, hier im Atelier des berühmten Künstlers Balthasar Kłossowski de Rola, den alle nur Balthus nannten. Balthus, der große Katzen- und der noch größere Mädchenmaler.
"Fast jeden Mittwoch sollte Anna nun kommen, acht Jahre lang. Niemand zwang sie, ihre Eltern waren einverstanden. Und obwohl sie oft lieber mit ihren Freunden gespielt hätte, ging sie zu ihm. Immer gab es Süßigkeiten, und was noch wichtiger war: Immer gab es ungeteilte Bewunderung. Sie durfte schöne Kostüme tragen, durfte sich auf dem Diwan rekeln, durfte erfahren, wie Balthus ihre Haare sorgsam arrangierte, ihren Kopf, ihre Schenkel zurechtrückte – und dann ein Foto nach dem nächsten schoss. Alles für die Kunst, versteht sich. Balthus studierte Anna für seine Gemälde.
Erst hatte er noch gezeichnet, doch weil er alt war, weit über 80, konnte er den Stift nicht mehr recht halten und bediente sich der Kamera. Über 2400 POlaroids hinterließ Balthus, der vor zwölf Jahren starb. Lauter begehrende Bilder (was die Bilder wohl begehren
) von der pubertierenden Anna, halb nackt, oft mit entblößter Brust. Bilder, entstanden in den 1990er Jahren, die nun erstmals vor den Augen aller ausgebreitet werden. Anna hat ihre Zustimmung gegeben. Manche wittern bereits ein großes Geschäft.
Im Metropolitan Museum in New York läuft gerade eine viel diskutierte Balthus-Schau. Parallel dazu bietet die Galerie Gagosian etliche der Polaroids zum Verkauf an, quasi als Souvenir für Aficionados: sorgfältig gerahmt, das Stück für mindestens 20.000 Dollar!. Zugleich erscheint nun ein kostbar gedruckter Fotoband im Steidl Verlag. Und für April ist eine umfassende Ausstellung der Bilder im Essener Museum Folkwang geplant. Zu besichtigen ist Anna: erst Lustobjekt des greisen Malers, jetzt Schauobjekt der gaffenden Menge.
Auch auf seinen Gemälden pflegte Balthus eine unverhohlene Liebe zu frühreifen Mädchen, er malte sie in lasziven Posen, die Unterhosen strahlend weiß. Allerdings erscheinen sie oft ins Allegorische oder Surreale entrückt, sie werden künstlerisch überhöht. Hier aber, auf den Polaroids, wird die Lüsternheit unmittelbar. Sie erscheinen als Dokumente einer pädophilen Gier. Und so fordern manche Kinderschützer, die Bilder wegzuschließen. Ihr Vorwurf: Fotos wie diese verwandelten Verbrechen in Verlockung. Sie gehörten ins Depot oder besser: gleich in den Orkus.
In England scheinen sie sich mit ihrer Forderung bereits durchzusetzen. Dort wurde vor einigen Monaten der Maler und Fotograf Graham Ovenden wegen des Missbrauchs mehrerer Mädchen verurteilt. Ovenden ist in England ein bekannter Künstler, er wird von vielen Kollegen geschätzt, von David Hockney zum Beispiel, und auch Museen wie das Victoria & Albert konnten sich für seine Werke begeistern. Die Tate Gallery besitzt gleich 34 der Ovenden-Bilder, fast alle zeigen sie nackte Kinder in anzüglichen Posen – und also schien es folgerichtig, sie nach der Verurteilung des Künstlers wegzusperren. Selbst auf der Internetseite der Tate: nur noch Bildtitel ohne Bild.
Mit einem Mal gilt als Tabu, was über Jahre kaum jemanden störte.
....wer nur richtig sucht, dem erscheint die Kunstgeschichte (jetzt) leicht als eine Geschichte der Pädophilie.
Kann man noch für Paul Gauguin schwärmen, wenn man weiß, dass er eine 13-Jährige zur Heirat verführte? Was ist mit Alexej Jawlensky, der eine 14-Jährige schwängerte?
Achtung, jetzt wird es infam
! :
Und was macht man mit Lewis Carrol, der mit seiner Kamera immer wieder nackten Mädchen auf den Leib rückte und, darauf deutet manches hin, der elfjährigen Alice ein ganz eigenes Wunderland bereiten wollte?
....Maler der berühmten Brücke-Gruppe, die mit ihren Mädchen an die Moritzburger Seen zogen, um sie dort zu malen, nackt natürlich, nicht selten mit weit gespreizten Beinen. "Es liegt ein großer Reiz in einem solchen reinen Weibe"
Wo er recht hat, hat er recht!
, schrieb damals der Maler Kirchner an den Maler Heckel. Ihr Modell, das sie Fränzi riefen, war gerade mal acht, als es das erste Mal hinausging an die Seen. Die Kunst war frei – und alles andere Freiwild.
Das sei "nach heutigen Definitionen eindeutig als Missbrauch zu bewerten", sagt Felix Krämer, der am Städel Museum in Frankfurt als Kurator arbeitet. Er zeigte vor einigen Jahren eine große Kirchner-Ausstellung, verzichtete aber auf die besonders drastischen Motive. "Ich wollte keine begehrlichen Blicke auf ein kindliches Geschlecht." – War das Zensur? Oder legitime Unterbindung?
Immer wieder sind in der Kunstgeschichte nackte Jungen und Mädchen gezeigt worden, und wenn man mit dem Aussortieren erst einmal anfängt, wird es schwer, eine Grenze zu ziehen. Denn wo beginnt das Drastische, wo das Begehren? Kann man Caravaggios Lustknaben noch zeigen, wo es doch so viele Gerüchte gibt, wie sehr er sie liebte? Und Donatellos holder Jüngling, sein David – ist da nicht sehr viel Erotik im künstlerischen Spiel?
...ob es wirklich alles Vorstudien waren, darf man bezweifeln, denn so lässt sich die Masse der Bilder kaum erklären. "Da kann schon der Verdacht aufkommen, dass sich ein Greis einfach aufgeilen wollte", sagt Gerhard Steidl, der den Katalog verlegt. Dennoch habe er keine Sekunde gezögert, die Polaroids zu veröffentlichen. Ihn hätten die Farbvaleurs dieser Bilder begeistert
Ja, nee, iss klar! "Farbvaleurs!" Prust
!
....die man als "Stimmungsbilder für ein späteres Ölbild" verstehen könne. "Ob es sich dabei um Kunst handelt, soll entscheiden, wer will."
Gerade darauf aber kommt es an. Balthus hat sich diese Bilder nicht einfach ausgedacht, er hat Anna, ein reales Mädchen, auf seinem Diwan so lange zurechtgerückt, bis sie dalag wie eine Maya von Francisco Goya. Er betrieb die Sexualisierung des Kindes, ohne diese Bilder je veröffentlichen zu wollen. Dennoch werden sie jetzt öffentlich gemacht, ein staatlich finanziertes Museum, das Folkwang, gibt sich dafür her. Vielleicht wittert man den Skandal und will davon profitieren. Vielleicht will man verdienen am allgemeinen Voyeurismus. Die Farbvaleurs allein jedenfalls werden es kaum sein. Sie können die museale Ausbeutung des Mädchens Anna nicht rechtfertigen."
Zur (vergeblichen) "Ehren"Rettung des Autors noch ein wahrhaftes Zitat von ihm:
"Nun würde niemand behaupten, damit sei die künstlerische Freiheit bedroht. Weiterhin darf jeder malen und schreiben, was er möchte. Dennoch wirkt diese Freiheit seltsam überschattet, wenn in Fällen wie dem des Graham Ovenden die Wohlanständigkeit des Künstlers darüber entscheidet, ob seine Bilder ausgestellt werden dürfen. Als gebe es eine Sittenpolizei, die im Reich der Bilder patrouilliert, damit bloß nichts Unlauteres geschieht. So wird kriminalisiert, was nicht kriminell sein kann: die autonome Kunst, die nur sich selbst und keinem anderen Zweck gehorcht.
Wer Bilder zeigt, wer sie publiziert, der schenkt ihnen Anerkennung. Und wer sie wie im Falle der Balthus-Polaroids teuer verkauft, macht sie zum Fetisch. Doch dass die Bilder deshalb gefährlich wären, gar zum Missbrauch anstifteten, scheint abwegig. In Zeiten des Internets bedarf kein Kinderschänder der Kunst, um sich stimuliert zu fühlen.
Wer sich den Artikel komplett durchlesen will (und die 89 Kommentare):
http://www.zeit.de/2013/50/fotografie-b ... te/seite-2
Anna Wahli war gerade mal acht, als es das erste Mal passierte. Sie trug ihr rotes Kleid mit dem Spitzenkragen, das blonde Haar offen. Sie trat vor ihn hin, verängstigt, wie sie später schrieb. Beunruhigt von seinen stechenden Blicken. Doch auch neugierig, was geschehen würde, hier im Atelier des berühmten Künstlers Balthasar Kłossowski de Rola, den alle nur Balthus nannten. Balthus, der große Katzen- und der noch größere Mädchenmaler.
"Fast jeden Mittwoch sollte Anna nun kommen, acht Jahre lang. Niemand zwang sie, ihre Eltern waren einverstanden. Und obwohl sie oft lieber mit ihren Freunden gespielt hätte, ging sie zu ihm. Immer gab es Süßigkeiten, und was noch wichtiger war: Immer gab es ungeteilte Bewunderung. Sie durfte schöne Kostüme tragen, durfte sich auf dem Diwan rekeln, durfte erfahren, wie Balthus ihre Haare sorgsam arrangierte, ihren Kopf, ihre Schenkel zurechtrückte – und dann ein Foto nach dem nächsten schoss. Alles für die Kunst, versteht sich. Balthus studierte Anna für seine Gemälde.
Erst hatte er noch gezeichnet, doch weil er alt war, weit über 80, konnte er den Stift nicht mehr recht halten und bediente sich der Kamera. Über 2400 POlaroids hinterließ Balthus, der vor zwölf Jahren starb. Lauter begehrende Bilder (was die Bilder wohl begehren

Im Metropolitan Museum in New York läuft gerade eine viel diskutierte Balthus-Schau. Parallel dazu bietet die Galerie Gagosian etliche der Polaroids zum Verkauf an, quasi als Souvenir für Aficionados: sorgfältig gerahmt, das Stück für mindestens 20.000 Dollar!. Zugleich erscheint nun ein kostbar gedruckter Fotoband im Steidl Verlag. Und für April ist eine umfassende Ausstellung der Bilder im Essener Museum Folkwang geplant. Zu besichtigen ist Anna: erst Lustobjekt des greisen Malers, jetzt Schauobjekt der gaffenden Menge.
Auch auf seinen Gemälden pflegte Balthus eine unverhohlene Liebe zu frühreifen Mädchen, er malte sie in lasziven Posen, die Unterhosen strahlend weiß. Allerdings erscheinen sie oft ins Allegorische oder Surreale entrückt, sie werden künstlerisch überhöht. Hier aber, auf den Polaroids, wird die Lüsternheit unmittelbar. Sie erscheinen als Dokumente einer pädophilen Gier. Und so fordern manche Kinderschützer, die Bilder wegzuschließen. Ihr Vorwurf: Fotos wie diese verwandelten Verbrechen in Verlockung. Sie gehörten ins Depot oder besser: gleich in den Orkus.
In England scheinen sie sich mit ihrer Forderung bereits durchzusetzen. Dort wurde vor einigen Monaten der Maler und Fotograf Graham Ovenden wegen des Missbrauchs mehrerer Mädchen verurteilt. Ovenden ist in England ein bekannter Künstler, er wird von vielen Kollegen geschätzt, von David Hockney zum Beispiel, und auch Museen wie das Victoria & Albert konnten sich für seine Werke begeistern. Die Tate Gallery besitzt gleich 34 der Ovenden-Bilder, fast alle zeigen sie nackte Kinder in anzüglichen Posen – und also schien es folgerichtig, sie nach der Verurteilung des Künstlers wegzusperren. Selbst auf der Internetseite der Tate: nur noch Bildtitel ohne Bild.
Mit einem Mal gilt als Tabu, was über Jahre kaum jemanden störte.
....wer nur richtig sucht, dem erscheint die Kunstgeschichte (jetzt) leicht als eine Geschichte der Pädophilie.
Kann man noch für Paul Gauguin schwärmen, wenn man weiß, dass er eine 13-Jährige zur Heirat verführte? Was ist mit Alexej Jawlensky, der eine 14-Jährige schwängerte?
Achtung, jetzt wird es infam

Und was macht man mit Lewis Carrol, der mit seiner Kamera immer wieder nackten Mädchen auf den Leib rückte und, darauf deutet manches hin, der elfjährigen Alice ein ganz eigenes Wunderland bereiten wollte?
....Maler der berühmten Brücke-Gruppe, die mit ihren Mädchen an die Moritzburger Seen zogen, um sie dort zu malen, nackt natürlich, nicht selten mit weit gespreizten Beinen. "Es liegt ein großer Reiz in einem solchen reinen Weibe"
Wo er recht hat, hat er recht!

, schrieb damals der Maler Kirchner an den Maler Heckel. Ihr Modell, das sie Fränzi riefen, war gerade mal acht, als es das erste Mal hinausging an die Seen. Die Kunst war frei – und alles andere Freiwild.
Das sei "nach heutigen Definitionen eindeutig als Missbrauch zu bewerten", sagt Felix Krämer, der am Städel Museum in Frankfurt als Kurator arbeitet. Er zeigte vor einigen Jahren eine große Kirchner-Ausstellung, verzichtete aber auf die besonders drastischen Motive. "Ich wollte keine begehrlichen Blicke auf ein kindliches Geschlecht." – War das Zensur? Oder legitime Unterbindung?
Immer wieder sind in der Kunstgeschichte nackte Jungen und Mädchen gezeigt worden, und wenn man mit dem Aussortieren erst einmal anfängt, wird es schwer, eine Grenze zu ziehen. Denn wo beginnt das Drastische, wo das Begehren? Kann man Caravaggios Lustknaben noch zeigen, wo es doch so viele Gerüchte gibt, wie sehr er sie liebte? Und Donatellos holder Jüngling, sein David – ist da nicht sehr viel Erotik im künstlerischen Spiel?
...ob es wirklich alles Vorstudien waren, darf man bezweifeln, denn so lässt sich die Masse der Bilder kaum erklären. "Da kann schon der Verdacht aufkommen, dass sich ein Greis einfach aufgeilen wollte", sagt Gerhard Steidl, der den Katalog verlegt. Dennoch habe er keine Sekunde gezögert, die Polaroids zu veröffentlichen. Ihn hätten die Farbvaleurs dieser Bilder begeistert
Ja, nee, iss klar! "Farbvaleurs!" Prust

....die man als "Stimmungsbilder für ein späteres Ölbild" verstehen könne. "Ob es sich dabei um Kunst handelt, soll entscheiden, wer will."
Gerade darauf aber kommt es an. Balthus hat sich diese Bilder nicht einfach ausgedacht, er hat Anna, ein reales Mädchen, auf seinem Diwan so lange zurechtgerückt, bis sie dalag wie eine Maya von Francisco Goya. Er betrieb die Sexualisierung des Kindes, ohne diese Bilder je veröffentlichen zu wollen. Dennoch werden sie jetzt öffentlich gemacht, ein staatlich finanziertes Museum, das Folkwang, gibt sich dafür her. Vielleicht wittert man den Skandal und will davon profitieren. Vielleicht will man verdienen am allgemeinen Voyeurismus. Die Farbvaleurs allein jedenfalls werden es kaum sein. Sie können die museale Ausbeutung des Mädchens Anna nicht rechtfertigen."
Zur (vergeblichen) "Ehren"Rettung des Autors noch ein wahrhaftes Zitat von ihm:
"Nun würde niemand behaupten, damit sei die künstlerische Freiheit bedroht. Weiterhin darf jeder malen und schreiben, was er möchte. Dennoch wirkt diese Freiheit seltsam überschattet, wenn in Fällen wie dem des Graham Ovenden die Wohlanständigkeit des Künstlers darüber entscheidet, ob seine Bilder ausgestellt werden dürfen. Als gebe es eine Sittenpolizei, die im Reich der Bilder patrouilliert, damit bloß nichts Unlauteres geschieht. So wird kriminalisiert, was nicht kriminell sein kann: die autonome Kunst, die nur sich selbst und keinem anderen Zweck gehorcht.
Wer Bilder zeigt, wer sie publiziert, der schenkt ihnen Anerkennung. Und wer sie wie im Falle der Balthus-Polaroids teuer verkauft, macht sie zum Fetisch. Doch dass die Bilder deshalb gefährlich wären, gar zum Missbrauch anstifteten, scheint abwegig. In Zeiten des Internets bedarf kein Kinderschänder der Kunst, um sich stimuliert zu fühlen.
Wer sich den Artikel komplett durchlesen will (und die 89 Kommentare):

Zuletzt geändert von Madicken am 05.02.2014, 18:55, insgesamt 1-mal geändert.
"Wer zeigt ein Kind, so wie es steht ? Wer stellt es ins Gestirn und giebt das Maß des Abstand ihm in die Hand ?
(R.M. Rilke)
“We are all born sexual creatures, thank God, but it's a pity so many people despise and crush this natural gift.”
(Marilyn Monroe)
Re: Schon wieder Ausstellung wegen Pädophilie torpediert
welch Glück, dass ich dich auf meiner ignorier liste verbucht habe @Madicken!
"Psychoanalyse ist die Geisteskrankheit, für deren Heilung sie sich hält"
_____________________________________________Karl Kraus 1899
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- Annika
- Beiträge: 4493
- Registriert: 08.10.2008, 21:38
- AoA: 90's bitch
- Wohnort: Kein Busen ist so flach wie das Niveau dieser Party!
Re: Schon wieder Ausstellung wegen Pädophilie torpediert
and God saw the light. T'was good
20.500.001. Mio
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Dumm fickt gut. Noch Fragen ??