Felicitas nimmt mir (wieder einmal) die Worte aus dem Mund. Unser Problem ist nicht die mangelnde gesellschaftliche Akzeptanz, sondern schlicht und einfach die völlig verzerrte Darstellung in Politik und Medien, die das Wort "Pädophiler" stets mit "Kinderschänder" gleichsetzt. Eben genauso, wie man Schwule früher mit "Arschfickern" gleichgesetzt hat, oder Schwarze mit irgendwelchen "minderwertigen" Kreaturen aus dem Dschungel. Oder wie Juden vom Nationalsozialismus gebrandmarkt wurden. Oder wie verschiedene Personengruppen im Mittelalter als Hexen verbrannt wurden.
Die Beispiele sind mannigfaltig. Offenbar braucht ein Großteil der Menschheit einen Sündenbock, auf den man seinen Hass und seinen Ekel projizieren kann. Genauso gibt es immer noch genügend Leute, die zu Verallgemeinerungen tendieren: "Alle Polen klauen." - "Italiener sind Spaghettifresser." - "Die Russen saufen alle Wodka." Und die Deutschen trinken alle Bier und essen Sauerkraut, und auch Hitler wird immer wieder genannt, wenn man als Deutscher ins Gespräch mit Ausländern kommt. Ich will das den Leuten ja noch nicht mal vorwerfen, schließlich haben sie es auch nur von ihren Eltern so gelernt und geben es an ihre Kinder weiter.
Schade ist das trotzdem, und ich würde mir wünschen, dass die Welt von heute aufgeklärter wäre. Aber selbst Leute, die nur öffentlich-rechtliche Programme schauen und RTL, Bild und Co. ablehnen wissen oft erschreckend wenig, ganz einfach, weil sie gar keine Möglichkeiten kennen, sich eingehend und differenziert zu informieren. Zwar ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk unbestritten besser als die meisten Privatsender, aber selbst angesehende Sendungen erlauben sich immer wieder Schnitzer, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Natürlich merken das nur diejenigen, die sich bereits eingehend mit der Materie befasst haben, aber die müssen solche Sendungen ja gar nicht mehr schauen.
Was uns vor allem fehlt, ist eine Lobby. Solange sich nicht mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten outen, padophil zu sein, solange es keine aufsehenerregende Aufstände oder Eklats gibt, die die Leute zum Umdenken anregen, solange man keine positiven Beispiele sehen kann, was Pädophilie wirklich bedeutet, werden wir keinen Blumentopf gewinnen können. Ein Problem sehe ich darin, dass sich die Pädos untereinander auch nicht gerade einig sind, das sieht man ja schon an den teilweise zermürbenden Diskussionen, die hier und anderswo geführt werden. Aber in Institutionen wie dem GLF sehe ich zumindest eine Chance, dass sich Organisationsstrukturen, in denen sich Pädophile zusammenschließen können, auch langfristig etablieren.
Das GLF hat eine durchaus wechselvolle Geschichte hinter sich, von der ich persönlich nur die letzten zwei Jahre kenne, und auch wenn die Darstellung in den Medien im Moment noch alles andere als positiv ist, wird in Fernsehberichten doch gerne auf Screenshots von hier zurückgegriffen, wenn von Pädos die Rede ist. Das zeigt wenigstens, dass das GLF einen gewissen Bekanntheitsgrad hat, und es finden sich ja in der Tat immer wieder Leute hier ein, von denen zumindest der eine oder andere auch hängenbleibt. Die "Antis" beißen sich an uns die Zähne aus und werfen nach ein paar Tagen die Flinte ins Korn, das ist zwar nicht unbedingt befriedigend, aber immerhin zeigt es, dass die Leute hier eine einigermaßen geschlossene Front bilden, die sich der Anschuldigungen und Behauptungen zu erwehren weiß.
Blinder Aktivismus hilft meiner Meinung nach nicht weiter, denn er mag zwar für kurze Zeit Aufmerksamkeit erregen, ist der Sache aber nur begrenzt dienlich. Aber wenn sich im Laufe der Zeit eine geschlossene, stabile Basis entwickelt, die nicht gleich beim ersten Windhauch umkippt, dann ist zumindest ein Grundstein für weitere Entwicklungen gelegt. Solch ein Wandel geht eben nicht von heute auf morgen, sondern benötigt viel Zeit. Dank dem Internet besteht für Pädos eine Möglichkeit, sich umfassend über das Thema zu informieren, sich mit dem eigenen Selbst intensiv auseinanderzusetzen und zu lernen, damit umzugehen. Ich habe etliche Jahre gebraucht, meine Neigung für mich selbst zu akzeptieren und das Positive darin zu sehen, andere sind vielleicht noch weit davon entfernt und brauchen verlässliche Unterstützung.
Wer weiß, vielleicht gelingt es uns, auch auf Dauer zu etablieren und langsam aber sicher ein Umdenken in die Wege zu leiten. Ich finde es jammerschade, dass ich keine eigenen Kinder habe, denen ich ein positives Lebensgefühl, Toleranz und Liebe vermitteln kann, aber zumindest versuche ich, dies denjenigen zu vermitteln, zu denen ich Kontakt habe. Vielleicht hilft es ja zumindest ein wenig, und vielleicht setzt nach und nach ein Umdenken ein. Bis dahin ist es sicher noch ein weiter Weg, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Leider bin ich nicht der Typ, der gerne in der Öffentlichkeit steht, sondern arbeite lieber im Hintergrund. Einen gewissen Ruf habe ich mir in den Bereichen, in denen ich mich (auch was das RL angeht) bewege, allerdings schon erarbeitet. Mein Name stand schon oft in der lokalen Zeitung, und man findet ihn auf diversen Internetseiten. Irgendwas geht also immer.
