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Missbrauchsliteratur

Verfasst: 25.11.2012, 21:01
von Madicken
Ich bin (eher zufällig) auf die schriftliche Verarbeitung erlebten Missbrauchs durch den eigenen Vater in der Kindheit der Norwegerin Herbjørg Wassmo gestoßen. Glaubwürdig in der Trilogie "Tora" sowie ihrem neuen Roman "Hundre år /Hundert Jahre) und den darauf folgenden Interviews geschildert und (natürlich) sehr widersprüchliche Reaktionen in mir auslösend.

Was ich mich frage :

Solche selbstbiographischen Missbrauchserzählungen würden ja, selbst bei detaillierter Darstellung der sexuellen Handlungen - wohl nicht und niemals - als quasi "Kinderpornographischen Schriften" gleichkommend, betrachtet werden.

Anders sähe es wohl aus, wenn die rückblickende Reflexion diesbezüglicher Geschehnisse - außer für uns perverse Pädos ja undenkbar ! - (auch) positiv und nicht anklagend geschildert werden würde.

(Obwohl es - auch in Norwegen - in den 80er Jahren, genau so ein Buch gab. Nehme mir schon so lange vor, hier mal darüber etwas zu schreiben :| .)

Würde von so einem "Missbrauch", ausnahmsweise mal als angenehm und bereichernd (oder zumindestens als nicht schädigend oder traumatisierend) erlebt, erzählt werden, käme das Buch doch wahrscheinlich sofort auf den Index, bzw. würde es erst gar keinen, ("politisch korrekt" sebstzensierenden) Verleger finden.
Als "Pädo-Propaganda" und Angriff auf alle wirklichen Missbrauchsopfer gebrandmarkt (ganz sicher von Leuten wie Frau Schwarzer) wäre so ein Bericht heutzutage nicht (mehr) vorstellbar. Oder ?

Ist irgendjemandem denn überhaupt ein Buch bekannt, dass man (vielleicht) als "Anti-Missbrauchs-Literatur" bezeichnen könnte ?

Re: Missbrauchsliteratur

Verfasst: 25.11.2012, 21:22
von Fetzer
Bestimmt gibt es da was, eher Romane und etwas versteckt geschrieben. Bin mir da nicht sicher.
Warum ich aber hier meine Mayo zu gebe. Mir ist damals das Buch der Aufschrei vor die Nase gekommen.
Ich habs dann gekauft.
Es war eine recht zwiespältige Kaufentscheidung,
einerseits weil ich gerade Verwandschaftlich ein Missbrauch debattierte,
andererseits war ich doch neugierg über sexuelle Details in diesem Buch.

Ich hätte damals lieber ein Buch gefunden das meinen Fantasien entspra(i)ch(t) :idea:


ja hört sich so schräg an wie ich es schreib, aber das sind eben die Tatsachen.

Re: Missbrauchsliteratur

Verfasst: 26.11.2012, 16:40
von kafka
Madicken hat geschrieben:bzw. würde es erst gar keinen, ("politisch korrekt" sebstzensierenden) Verleger finden.
Das Finden eines Verlegers ist bestimmt das größte Problem. Dabei ist das größte Hindernis hierbei aber wohl nicht moralischer, sondern finanzieller Natur; für propädophilie Literatur gibt es einfach fast überhaupt keinen Markt.

Wir leben im Kapitalismus - den meisten Verlegern wird es ganz egal sein, was in ihren Büchern steht, solange das Buch sich verkauft und der Verlagsnamen nicht übermäßig beschmutzt wird. Das Geld regiert halt die Welt, nicht die Moral.

Re: Missbrauchsliteratur

Verfasst: 26.11.2012, 16:51
von Horizonzero
Es gibt sie aber definitiv, erst kürzlich war ich auf einer Art tagung auf der ein Autor aus seinem letzten Werk vorlas. Was er las, hätte ich hier nicht stehen lassen können!Ich war ziemlich erschrocken. War allerdings rein BL mäßig.

Re: Missbrauchsliteratur

Verfasst: 26.11.2012, 17:04
von Fetzer
Ja während die BLer längst fast den Globus eingenommen haben tut sich bei uns nix :|

Re: Missbrauchsliteratur

Verfasst: 30.11.2012, 14:26
von Sascha
Madicken hat geschrieben: Anders sähe es wohl aus, wenn die rückblickende Reflexion diesbezüglicher Geschehnisse - außer für uns perverse Pädos ja undenkbar ! - (auch) positiv und nicht anklagend geschildert werden würde.
...
Als "Pädo-Propaganda" und Angriff auf alle wirklichen Missbrauchsopfer gebrandmarkt (ganz sicher von Leuten wie Frau Schwarzer) wäre so ein Bericht heutzutage nicht (mehr) vorstellbar. Oder ?
...
Ist irgendjemandem denn überhaupt ein Buch bekannt, dass man (vielleicht) als "Anti-Missbrauchs-Literatur" bezeichnen könnte ?
Einiges an pro-Literatur was wir in pdf-Form haben findet sich in
[...] Link ins Dunkelnetz gelöscht. GLF-Moderation

Heimlich Liebe von Vogel enthält beispielsweise positive Erlebnisberichte.

Re: Missbrauchsliteratur

Verfasst: 30.11.2012, 19:37
von Madicken
@Sascha : Vielen Dank !

https://de.boywiki.org/wiki/Archiv:AsD_ ... Wolf_Vogel

Aus diesm Interview :

Warum wird Ihre Thematik - geglückte Liebesbeziehung zwischen Kind und Erwachsenem - einer größeren Öffentlichkeit meist vorenthalten?
1. Die Leute lieben nicht den Menschen, sondern den Skandal. 2. Man ist neidisch auf jemanden, der sich offenbar Freuden verschaffte, die einem selbst verwehrt sind. 3. Religiöse Gründe

Wenn ein "Mißbrauchsprozeß" mit einem Freispruch endet, müßten sich doch alle Beteiligten vor Freude in den Armen liegen, weil - gerichtlich oft sehr lange geprüft - kein Mißbrauch stattgefunden hat. Was aber geschieht? Die Leute beschimpfen das Gericht. Dieses Phänomen veranlaßt mich zu der Frage: Brauchen wir am Ende gar den sexuellen Mißbrauch? Brauchen ihn die Polizisten, Staatsanwälte und Richter, um in der Öffentlichkeit brillieren zu können? (Niemand wird ihre Vorgehensweise kritisieren.) Die Gutachter, um billig an teure Honorare zu kommen? Die Frauen, um gegen die Männer zu wettern? (Alle andere Themen, einschließlich Paragraph 218, haben nie die Frauen geeint.) Die Haupt- und Ehrenamtlichen in den Beratungsstellen? (Arbeitslosigkeit betrifft alle Berufe.) Brauchen wir den befangenen "normalen" Bürger, um unser Gewissen zu beruhigen, unsere Triebe umzulenken, unser Versagen an Kindern zu kaschieren?
Gern möchten wir solche Gedanken abwehren. Denn wenn es so wäre, wären die Kinder die größten Verlierer eines Spektakels, das sich verrückterweise "Kinderschutz" nennt.