Vladimir Nabokov: Lolita
Verfasst: 28.04.2009, 22:58
Eine GL-Bücherliste ohne Nabokovs "Lolita", das darf natürlich nicht sein.
Unabhängig davon, was man von dieser Geschichte nun wirklich halten mag, muss sie wohl alleine ihrer Berühmtheit wegen hier schon angeführt werden.
Ich selbst teile zwar durchaus die weitverbreitete Sichtweise, dass das Werk gewisse literarische Qualitäten besitzt, was ich allerdings nicht teile, sind so manche Aussagen über das Buch wie z.B. die folgende:
"Was dieses alles zu mehr macht als zu einer Fallstudie sexueller Perversionen oder zu einem pornographischen Kitzel ist die wahrhaft schockierende Tatsache, dass Humbert Humbert ein Genie ist, dem es kraft seiner Kunst gelingt, den Leser wirklich zu überzeugen, dass seine Aufzeichnungen eine Liebesgeschichte sind."
[aus: Morton, Donald E.: Vladimir Nabokov. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten (Rowohlts Monographien). Reinbek bei Hamburg 1984]
Mich kann Humbert bzw. Nabokov nicht im Geringsten davon überzeugen, dass seine Aufzeichnungen eine Liebesgeschichte sind und falls er das bei manchen anderen Lesern tatsächlich kann, halte ich dies für bedenklich.
Ich will anhand des Inhalts der Geschichte (der ja als bekannt vorausgesetzt werden kann) näher erklären, was ich meine:
Lolita wächst ohne Vater auf und wird von ihrer Mutter vernachlässigt. Sie hätte eine verantwortungsbewusste erwachsene Bezugsperson gebraucht, die ihr als authentisches Vorbild dient. Humbert kann ihr dieses jedoch auch nicht geben, ganz im Gegenteil. Gefangen in seiner eigenen, ihn selbst ruinierenden Leidenschaft zieht er die ohnehin schon haltlose Lolita nun vollkommen in die kurzlebige Welt des oberflächlichen Hedonismus. Humbert hat - auch wenn er das behauptet - Lolita nie geliebt, er konnte gar nicht lieben. Er hat Lolita aufgrund seiner Leidenschaft nur begehrt, und sie dementsprechend von Anfang an als sein Eigentum besitzen wollen. Aus rein egoistischen Gründen täuscht er Lolitas Mutter Liebe vor und heiratet sie, um dadurch bei Lolita bleiben zu können. Vollkommen kaltblütig denkt er anschließend sogar konkret darüber nach, wie er Lolitas Mutter am besten ermorden könnte. Als Humberts falsches Spiel auffliegt, und seine Frau durch einen Autounfall stirbt, drehen sich Humberts Gedanken einzig und alleine darum, dass er nun endlich Lolita ganz für sich allein hat. Er verschwendet keinerlei Gedanken daran, wie Lolita nun mit der unerwarteten Wende in ihrem Leben, d.h. dem Verlust ihrer Mutter - die trotz der Vernachlässigung der Bedürfnisse Lolitas ihre einzige echte Bezugsperson gewesen war - zurechtkommen würde. Seine Gedanken und Handlungen drehen sich nur um den vollkommenen Besitz Lolitas. Er stellt sie heimlich mit Schlafmittel ruhig, damit er unbemerkt sexuelle Handlungen an ihr begehen kann.
Die weiteren sexuellen Kontakte mit Lolita und deren Geheimhaltung erkauft sich Humbert mit unterschiedlichen Versprechungen, Geld und Geschenken und auch Drohungen. Humbert nützt damit Lolitas Abhängigkeit von ihm skrupellos aus. Schließlich gelingt es Lolita, aus ihrer Beziehung mit Humbert zu flüchten. Das treibt sie allerdings erst recht ins Verderben. Lolita musste ohne eine haltgebende, als authentisches Vorbild taugende Bezugsperson heranwachsen und kann daher ihr weiteres Leben auch auf keinerlei solide Basis aufbauen.
-> Humbert ist das abschreckende Beispiel eines Missbrauchers reinster Ausprägung.
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Was haltet aber ihr von Nabokovs Roman "Lolita"?
Unabhängig davon, was man von dieser Geschichte nun wirklich halten mag, muss sie wohl alleine ihrer Berühmtheit wegen hier schon angeführt werden.
Ich selbst teile zwar durchaus die weitverbreitete Sichtweise, dass das Werk gewisse literarische Qualitäten besitzt, was ich allerdings nicht teile, sind so manche Aussagen über das Buch wie z.B. die folgende:
"Was dieses alles zu mehr macht als zu einer Fallstudie sexueller Perversionen oder zu einem pornographischen Kitzel ist die wahrhaft schockierende Tatsache, dass Humbert Humbert ein Genie ist, dem es kraft seiner Kunst gelingt, den Leser wirklich zu überzeugen, dass seine Aufzeichnungen eine Liebesgeschichte sind."
[aus: Morton, Donald E.: Vladimir Nabokov. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten (Rowohlts Monographien). Reinbek bei Hamburg 1984]
Mich kann Humbert bzw. Nabokov nicht im Geringsten davon überzeugen, dass seine Aufzeichnungen eine Liebesgeschichte sind und falls er das bei manchen anderen Lesern tatsächlich kann, halte ich dies für bedenklich.
Ich will anhand des Inhalts der Geschichte (der ja als bekannt vorausgesetzt werden kann) näher erklären, was ich meine:
Lolita wächst ohne Vater auf und wird von ihrer Mutter vernachlässigt. Sie hätte eine verantwortungsbewusste erwachsene Bezugsperson gebraucht, die ihr als authentisches Vorbild dient. Humbert kann ihr dieses jedoch auch nicht geben, ganz im Gegenteil. Gefangen in seiner eigenen, ihn selbst ruinierenden Leidenschaft zieht er die ohnehin schon haltlose Lolita nun vollkommen in die kurzlebige Welt des oberflächlichen Hedonismus. Humbert hat - auch wenn er das behauptet - Lolita nie geliebt, er konnte gar nicht lieben. Er hat Lolita aufgrund seiner Leidenschaft nur begehrt, und sie dementsprechend von Anfang an als sein Eigentum besitzen wollen. Aus rein egoistischen Gründen täuscht er Lolitas Mutter Liebe vor und heiratet sie, um dadurch bei Lolita bleiben zu können. Vollkommen kaltblütig denkt er anschließend sogar konkret darüber nach, wie er Lolitas Mutter am besten ermorden könnte. Als Humberts falsches Spiel auffliegt, und seine Frau durch einen Autounfall stirbt, drehen sich Humberts Gedanken einzig und alleine darum, dass er nun endlich Lolita ganz für sich allein hat. Er verschwendet keinerlei Gedanken daran, wie Lolita nun mit der unerwarteten Wende in ihrem Leben, d.h. dem Verlust ihrer Mutter - die trotz der Vernachlässigung der Bedürfnisse Lolitas ihre einzige echte Bezugsperson gewesen war - zurechtkommen würde. Seine Gedanken und Handlungen drehen sich nur um den vollkommenen Besitz Lolitas. Er stellt sie heimlich mit Schlafmittel ruhig, damit er unbemerkt sexuelle Handlungen an ihr begehen kann.
Die weiteren sexuellen Kontakte mit Lolita und deren Geheimhaltung erkauft sich Humbert mit unterschiedlichen Versprechungen, Geld und Geschenken und auch Drohungen. Humbert nützt damit Lolitas Abhängigkeit von ihm skrupellos aus. Schließlich gelingt es Lolita, aus ihrer Beziehung mit Humbert zu flüchten. Das treibt sie allerdings erst recht ins Verderben. Lolita musste ohne eine haltgebende, als authentisches Vorbild taugende Bezugsperson heranwachsen und kann daher ihr weiteres Leben auch auf keinerlei solide Basis aufbauen.
-> Humbert ist das abschreckende Beispiel eines Missbrauchers reinster Ausprägung.
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Was haltet aber ihr von Nabokovs Roman "Lolita"?