Gutes Interview über die falschen Erwartungshaltungen gegenüber Liebe, Sex und Zärtlichkeiten.
Auszug:
SPIEGEL ONLINE: Wenn Sie mit Ihren Klienten über ihr Sexleben reden, sprechen Sie da auch von "Liebe machen"?
Henning: Nein, das ist den meisten zu seicht. In Bezug auf Geschlechtsverkehr sage ich meistens "Sex haben". Aber das ist unterschiedlich. Irgendwann im Gespräch muss man sich mit dem Klienten auf einen Begriff einigen. Am schwierigsten ist es, ein Wort für die weiblichen Geschlechtsorgane zu finden.
SPIEGEL ONLINE: Was sagen Sie dazu?
Henning: Da gibt es in der Tat kein gutes Wort. Die meisten Bezeichnungen sind entweder zu niedlich, zu kleinmädchenhaft oder zu grob. In vielen Sprachen ist das weibliche Geschlecht das schlimmste Schimpfwort, vielleicht weil die Lust der Frau und weibliche Leidenschaft Tabus waren und für einige immer noch mit großer Angst verbunden sind. In der Fachliteratur heißt das innere weibliche Geschlecht Vagina, das außen sichtbare Vulva. Aber das ist im Gespräch zu medizinisch. Heute wird manchmal der Begriff "Yoni" aus dem Tantra verwendet, aber persönlich mag ich das Wort nicht. Ist mir zu esoterisch.
SPIEGEL ONLINE: Was also dann?
Henning: Ich frage die Frauen: Wie wollen wir es denn nennen? Viele reagieren verschämt. Anders als die Jungs, die ihren Penis von Natur aus die ganze Zeit sehen, beschäftigen sich die Mädchen wenig mit ihrem Geschlecht. Von klein auf bekommen sie gesagt: Fass da nicht hin, hör auf, dich dort zu kratzen, schlag deine Beine übereinander. Und so schauen viele Frauen weg. Sie sprechen wenig darüber, und haben auch wenig Ahnung von ihrem Innenleben.
Und so blieb der Sex schlecht bis wenig erfüllend, verklemmt, und überbewertet. Bis in die Ewigkeiten hinein - Amen. Sex-Koffer? Ach, wer braucht dat schon...
Aktuelle Torchat:
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"Melancholia is gonna pass right in front of us.
And it's gonna be the most beautiful sight ever."
SPIEGEL ONLINE hat geschrieben:Von klein auf bekommen sie gesagt: Fass da nicht hin, hör auf, dich dort zu kratzen, schlag deine Beine übereinander. Und so schauen viele Frauen weg. Sie sprechen wenig darüber, und haben auch wenig Ahnung von ihrem Innenleben.
Da haben wir es doch schon. Es ist ein Teufelskreis. Für Kinder wird Sexualität tabuisiert, und wenn die Kinder dann Erwachsen sind können sie nicht mal ihre Sexualorgane benennen, geschweige denn ihren eigenen Kindern einen offenen Umgang mit deren sexualität ermöglichen. So wird die Sexualität dieser Kinder wieder tabuisiert, und das Ganze zieht sich ewig weiter.
Von einem Fortschritt auf sexuellem Gebiet kann da wirklich keine Rede sein - eher im Gegenteil.
Der Fortschritt würde da anfangen Kindern nicht ihre Sexualität zu verbieten. Nur an dieser Stelle könnte man diesen Teufelskreis durchbrechen.
Beste Grüße
Zum Glück gibts Mädchen! Sonst wär das Leben ganz schön öde.
Und wenn es einen Gott gibt, dann hat er das Kitzeln für die Pädos erfunden. (C) Lolimat
In der heutigen Zeit wo man schon gegen Sexualkunde vorgeht und einige sogar die Bravo verbieten lassen wollen und jedes noch so harmlose Bild als Kipo gilt.
Man muss im Internet nur mal "Frühsexualisierung" eingeben und sich die Kommentare dazu durch lesen,da kann einem echt schlecht werden.
Bezeichnungen für äusserliche Merkmale halte ich für weniger problematisch als den Begriff "Sex" - ein wissenschaftlicher Begriff für Zweigeschlechtlichkeit und Fortpflanzung im zellbiologischen Sinne (gibt es seit 600 Millionen Jahren). Erotik und Geschlechtsverkehr würde ich insbesonders bei Menschen nicht mit dem Begriff des Sexuellen beschreiben. Denn das ist mir einfach zu undifferenziert.
So wie in Gravers Buch "Schulden" unsere ökonomischen Beziehungen auch als sozialmoralische, kulturelle und vor allem als Machtverhältnisse analysiert werden. So sollte man beim Gender und den erotischen Beziehungen genauer hinschauen. Sie sind ein fundamentaler Bestandteil des sozialen Umgangs und der gesellschaftlichen Verflechtungen. Auch hinsichtlich kommender Generationen
Henning hat geschrieben:Von klein auf bekommen sie gesagt: Fass da nicht hin, hör auf, dich dort zu kratzen, schlag deine Beine übereinander.
Und das wird wohl der Grund sein, weshalb bei Rind et. al. und anderen Studien die geschlechtspezifischen Unterschiede bei der Schädigungsfrage so deutlich hervortreten. Mädchen und Frauen werden gesellschaftlich dazu angehalten, Sexuelles mit Schmutzigem zu assozieren, während Jungs und Männer dahingehend wohl entspannter aufwachsen und auch später damit umgehen können.
Negative Folgen sexueller Kontakte:
Baurmann(1996):
Für 33% derKnaben und 69% der Mädchen.
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And it's gonna be the most beautiful sight ever."
dex hat geschrieben:Mädchen und Frauen werden gesellschaftlich dazu angehalten, Sexuelles mit Schmutzigem zu assozieren, während Jungs und Männer dahingehend wohl entspannter aufwachsen und auch später damit umgehen können.
[Subtil] suggestiv: Ja! Leider. Aber nicht immer. Diese Prävalenz der sich-schmutzig-fühlenden "Weibern" scheint sich wie von einer mathematischen Funktion geleitet stark schwankend auf und ab zu bewegen. Generationsbedingt wohl - wobei man sich die Frage stellen müsste: Warum bleibt nichts nur annähernd dauerhaft? Dass das sexuelle für Jungs und Männer derzeit so unbeschwert erscheint, ist wohl auch nur temporär. Man denke da nur an die Masturbation - dieses Teufelszeugs: Bald für Jungs wohl das bloße Erregtsein beim Anblick kindlich-weiblichem (aber vlt. sind wir über das Hoch dieser Phase schon wieder hinweg: Man wird es nur im Nachhinein feststellen können).
Das Interview jedenfalls las ich mit Genuss. Danke dafür!
Ann-Marlene Henning hat geschrieben:Das Sexbild vieler ist von Pornos bestimmt, in denen der Mann nichts anderes tut, als in die Frau zu stoßen und schön kräftig irgendwo rumzurubbeln.
Trifft's finde ich ganz gut!
lg kim
Gib mir den Grund, dass es Dich zu Lieben lohnt,
Dich anzuseh'n, Deine Schönheit zu versteh'n.
Gib mir den Grund, dass es sich zu leben lohnt,
in Deiner Welt, die mir ganz und gar gefällt.
Ich sehne mich doch nur nach Dir,
nach Deiner Welt im Jetzt und Hier.
Mit Hellfeld meinst Du sicher die öffentliche Aussage bzw. die Haltung der Mädchen? Dieses Verhalten - für sich genommen (in der Interviewsituation) - zeigt doch aber, dass Dex Recht hat. Es ist ein typisches Opferverhalten. Und genau das ist es übrigens, was ich an den empörten emanzipatorischen Klagen der Frauen kritisiere; sich endlich das Recht nehmen zu können gegen Nötigung oder "sexuelle" Anspielungen rechtlich vorzugehen.* Im Grunde führen sie doch einfach nur ihre Rolle als Opfer fort - als kleine empfindliche Wesen, die beschüzt und bemitleidet werden wollen. Und sich auch dementsprechen verhalten. Anstatt mit Lässigkeit und Humor reqagieren. Sich in ihrem Machotum geschmeichelt zu fühlen ...
* Gut es könnte auch sein, dass sie sowas als Beleidigung ihres Status verstehen. Im Sinne von "so nicht Junge! Du kommst mir nicht blöd!". Wobei es sich dann ja nicht um eine "sexuelle" Angelenheit handeln würde (was es m.M. ohnehin nicht ist). Aber um eine Frage des Respekts und des soz. Ranges