Du hast vollkommen recht, Madicken, es sollte die normalste Sache der Welt sein. Wir als Erwachsene sind dahingehend geprägt worden, dass Sexualität etwas Privates ist, etwas, was man nur im stillen Kämmerlein macht, was man nur ja nicht in der Öffentlichkeit zeigt, und um Gottes Willen bloß von den Kindern fernhält, denn die sind ja unschuldig und rein und könnten durch den bloßen Anblick lebenslang geschädigt werden. Die Kirche hat gar "Teufelswerk" daraus gemacht und als Bedingung die Volljährigkeit sowie die Heirat vorgeschaltet - aber auch nur zum Zwecke der Fortpflanzung.
Nun sehen diese jungen Eltern mit oben genanntem Wissen also ihr "unschuldiges" Kind, wie es sich an solchen "verbotenen" Zonen anfasst und sogar noch verlangt, die Eltern mögen es ebenfalls da streicheln. Nun gut, das Kind mag noch nichts über Sexualität wissen, aber heißt das im Gegenzug nun automatisch, dass der Erwachsene, welcher diesem Wunsch stattgibt und das Kind dort streichelt, automatisch zum Sexualverbrecher wird, weil er selbst möglicherweise Lust daraus ziehen kann? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, und es kann mir auch kein Gesetz der Welt verbieten, meine Kinder (oder ggf. auch die von anderen Leuten) auf eine Weise anzufassen, die ihnen objektiv betrachtet nicht schädigen kann.
Natürlich ist mir die derzeitige gesellschaftliche Stimmung durchaus bewusst, und solange es sich nicht um meine eigenen Kinder handelt, bin ich sehr vorsichtig, was derartige Aktionen angeht, nicht etwa, weil es doch schädlich für das Kind sein könnte, sondern weil eventuelle negative Reaktionen anderer Personen ein Klima schaffen, welches das Kind negativ beeinflusst (und was mich in Schwierigkeiten bringen könnte, aber das lasse ich einmal außen vor). Das ist sehr schade, aber zumindest im Moment wohl unumgänglich. Für das Kind wird es jedenfalls eine Enttäuschung sein, und daher tut es mir im Herzen weh, denn als Pädo widerstrebt es mir, einem Kind etwas anzutun (oder etwas zu unterlassen), was ihm negative Gefühle bereitet.
Wäre ich nun der Vater dieses Kindes, dann würde ich es ohne zu zögern auch dort streicheln, ganz einfach, weil ich der Meinung bin, dem Kind auf jeden Fall etwas Gutes zu tun. Selbst wenn ich aufgrund meiner Neigung selbst lustvolle Gefühle daraus ziehen würde, kann ich hier keinen Missbrauch ableiten, ganz einfach, weil es für das Kind überhaupt keinen Unterschied bedeutet, ob ich es nun am Rücken, am Bauch oder an den Geschlechtsorganen streichele. Es sind einfach nur angenehme, liebevolle Berührungen, weiter nichts. Immer wieder wird betont, dass die kindliche sich von der erwachsenen Sexualität deutlich unterscheidet, wie können wir uns dann anmaßen, hier "erwachsene" Maßstäbe anzulegen?
Die Natur hat uns (oder zumindest einige von uns) doch mit einem Verstand ausgestattet, und - so hoffe ich zumindest - dieser sollte doch in der Lage sein, objektive Entscheidungen zu treffen und differenzieren zu können. Für mich ist es jedenfalls ein Unterschied, ob meine vom Kind aktiv dort hingeführte Hand selbiges an dieser empfindlichen Stelle streichelt, oder ob ich mir angesichts meines Sexualtriebs die Freiheit herausnehme, das Kind ohne dessen explizites Einverständnis an dieser Stelle anfasse, um meine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Nur in letzterem Fall kann man überhaupt von einer sexuellen Handlung sprechen (jedenfalls im Sinn von Erwachsenensexualität), Legalität hin oder her.
Dass diese viele Menschen nicht so sehen, aus welchen Gründen auch immer, ist bedauerlich. Überkochende Emotionen, durch bestimmte Reizworte aktiviert, schalten jegliches logisches Denken aus, dubiose Ängste und Befürchtungen gewinnen die Oberhand, man glaubt, mit präventiven Maßnahmen möglichen Schaden abzuwenden. "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" scheint das Allheilmittel zu sein, und wo eine Kontrolle nicht möglich ist, greift man zu radikalen Methoden. Regeln, Gesetze und Verbote nehmen überhand, man glaubt, für jegliche Möglichkeit einen Leitsatz aufstellen zu müssen. Der gesunde Menschenverstand aber bleibt auf der Strecke. Einfach nur traurig...
