@Gast, da Du nicht mehr auf meine Beiträge antwortest, gebe ich Dir mal ein wenig Diskussionsstoff.
Gast hat geschrieben:ihr könnt euch auf den kopf stellen,
ich weiß was körperlicher sexueller übergriff auf kinder bewirkt , ich kann das weder leugnen noch schön reden, wie mancher das hier gerne versucht....ich lebe nicht in dieser blase an wunschvorstellung...ich erlebe leider die realität was die kids betrifft

und ich wünschte jedem einzelnen hätte das erspart werden können!!!
Ich will Dir, lieber Gast, nicht die Urteilsfähigkeit absprechen, wenn eine sexuelle Interaktion als unangenehm empfindet, dann will ich das auch keinesfalls verunglimpfen oder demjenigen irgendetwas dazu vorwerfen. Aber die Behauptung, dass das immer und generell schädlich ist, ist falsch - das will ich einmal klarstellen. Ich kenne selbst Menschen, die in ihrer Kindheit sexuell missbraucht wurden (in fast allen Fällen war es der eigene Vater, in einem der Stiefvater) und es tut mir zutiefst weh, wenn ich sehe dass sie darunter leiden! Dabei wurde bei diesen Missbrauchsfällen immer Zwang ausgeübt, dass das zu einer Schädigung des Kindes bis ins hohe Erwachsenenalter hinein führen kann, ist mir klar und die Täter müssen in diesen Fällen natürlich auch hart bestraft werden. Gutheißen will ich soetwas auf keinen Fall! Aber genauso viele Menschen haben mir gegenüber jedoch geäußert, dass sie ihre sexuellen Kontakte (in diesen Fällen war es nicht der Vater, sondern meistens ein Bekannter der Familie, einmal ein Heimleiter) nicht missen möchten und gerne in diese Zeit zurück blicken. Das wird nur nicht gerne, so wie auch anscheind von Dir, nicht wahrgenommen.
Wenn wir über Kinder und über Missbrauch reden, dann sollten wir diese Begriffe vielleicht auch einmal definieren. Kinder sind nach der UN-Kinderrechtskonvention von 1990 alle Personen unter 18 Jahre, nach deutschem Recht alle Personen unter 14 Jahre (zumindest nach der Definition in den "Missbrauchsparagraphen"). Wenn über Missbrauch an Kindern geredet (oder geschrieben) wird, dann versuchen die meisten Autoren zu suggerieren, es handele sich immer um ein kleines, wehrloses und sehr junges Kind, obwohl ein "Kind" z.B. auch ein schon sehr gereiftes 13-jähriges Mädchen sein kann. Unter sexuellen Missbrauch versteht man nicht nur den Beischlaf oder ähnliche Handlungen, sondern auch das Anfassen der Genitalien oder intensiveres Küssen. Sogar das kurze (und in meinen Augen unschädliche) Anfassen des Körpers eines Kindes kann unter sexuellen Missbrauch eingeordnet werden (je nach Umstand). Wenn ein 14-jähriger mit seiner 13-jährigen Freundin Geschlechtsverkehr hat, dann macht er sich wegen "sexuellen Missbrauch von Kindern" strafbar. Das alles fällt unter diesen Begriff. Ich finde schon, dass man auf solche Misstände in hinweisen kann. Eine Differenzierung nach dem willentlichen sowie wissentlichen Einverständnis, sowie Druck, Zwang oder [androhen von] Gewalt und der tatsächlich entstandene Schaden wären aus meiner Sicht wesentlich angebrachter.
Nehmen wir mal eine "unsittliche" Berührung des Körpers eines Mädchens an (
nicht im Genitalbereich). Das Mädchen könnte diesen körperlichen Kontakt vielleicht nicht einmal richtig bemerkt haben und sich nichts weiter dabei denken. Wenn dann jemand davon erfährt, z.B. die Mutter, und Strafanzeige erfolgt, dann könnte eben genau diese Verfolgung eines Kontaktes, der im eigentlichen Sinne keinen Schaden verursachte, schwerwiegende psychische Schäden bei dem Mädchen hinterlassen. Gerichtsverhandlung und Vernehmungen mögen da vielleicht noch nicht so schlimm sein, wenn das Mädchen aber dann in Therapie gegeben wird, dann kann es passieren, dass es sich nach dieser Therapie erst richtig geschädigt sieht und sich schmutzig fühlt und missbraucht vorkommt. Entsprechende Fälle, wo die Therapeuten deswegen verklagt wurden gibt es viel zu viele. Diese (aus meiner Sicht) übertriebene Missbrauchshysterie führt immer häfiger auch dazu, dass Männer Zwangsgedanken haben, sie haben Angst pädophil zu sein (Fellner 2007). Richard L. Fellner schreibt, dass diese Zwangsgedanken
"ohne den aktuellen gesellschaftlichen Hintergrund nur schwer vorstellbar" wären. Die übertriebene Hysterie führt auch dazu, dass selbsternannte Fachleute einen Missbrauch durch Zeichnungen oder Puppenspiele feststellen wollen obwohl es nie einen Missbrauch gegeben hat. Dass es nunmal keine eindeutigen körperlichen und/oder psychischen Symptome für Missbrauch gibt (s. z.B. Schmidt 1997) will man oftmals gar nicht wahr haben. Diese Unsachgemäße Herangehensweise kann dem Kind mehr Schaden zufügen als der infragestehende Missbrauch selbst.
Empirische Forschungen haben nahe zu immer ergeben, dass sexuelle Interaktionen von Kindern und Erwachsenen nicht zwangsläufig eine Verletzung des Kindes zur Folge haben. Erwähnen will ich hier vor allem die Meta-analytische Studie von Rind, Tromovitch und Bausermann (1998), eine empirische, nicht politisch motivierte Studie über die Auswirkungen sexuellen Missbrauchs von Kindern. Dabei wurden die Daten aus 59 Studien und insgesamt 35.000 befragten College-Studenten ausgewertet. In dieser Studie wurde diese generelle Schädlichkeit wiederlegt. Viel mehr wurde festgestellt, dass diese angeblichen "Folgen" viel öfter durch ein gestörtes familäres Umfeld kommen als durch etwaige sexuelle Kontakte in der Kindheit. Diese Korrellationen wurden beim Abgleich mit Kontrollgruppen festgestellt, bei denen die Befragten keine sexuellen Kontakte in der Kindheit aber dennoch die gleichen psychischen Störungen hatten. Es lässt sich leider immer wieder feststellen, dass diese Studien politisch falsch und mit den Moralvorstellungen der allgemeinen Gesellschaft nicht vereinbar sind. Das ändert aber nichts an ihrer wissenschaftlichen Korrektheit. Viele Schäden bzw. Störungen der Persönlichkeit eines Kindes, das sexuelle Kontakte hatte, haben ihre Ursache nicht direkt sondern indirekt in dem sexuellen Kontakt selbst. Das Problem sind dabei die Gerichtsverhandlungen, die ständigen Befragungen und Therapien, in denen das Kind erst zum Opfer gemacht wird. Einige Therapeuten sind ja sogar der Meinung, dass man manchen Kindern erst beibringen muss, dass sie Opfer sind. Es gibt dazu moralisierende Konservative, die die Meinung vertreten, dass alle die sich nicht verletzt fühlen, moralisch verdorben oder einfach noch nicht zur richtigen Einsicht gekommen sind. Finkelhor z.B. bezeichente selbst Erwachsene, die positiv und mit Freuden auf sexuelle Erlebnisse in der Kindheit zurückblickten, als "Opfer". Seine Vorurteile brachten ihn dazu, die Meinung der Kinder als unerheblich und unwichtig darzustellen, wenn sie im Konflikt mit seiner Sichtweise standen.
Dass Kinder keine asexuellen Wesen sind wurde ebenfalls mehrfach wissenschaftlich belegt, bereits Sigmund Freud, der Begründer der Psychonalyse, hatte das schon festgestellt, ausgiebig analysiert und niedergeschrieben. Kinder haben eine Sexualität, die sie aber aufgrund der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen immer mehr versteckt ausleben. Diese Leugnung und Kriminalisierung (selbst Kinder untereinander begehen bei sexuellen Handlungen eine Straftat, sie können nur noch nicht bestraft werden, da sie nicht strafmündig sind) dieser kindlichen Sexualität hat schwerwiegende Folgen auf die ganze Gesellschaft. Das IPCE beschreibt das in ihrem 6. Newsletter unter "Unterdrückung des Eros" u.a. so: "Die Unterdrückung des Eros der Kinder führt im Endeffekt dazu, gewalttätige, innerlich leere Bürger heranszubilden, die ihren wahren Bedürfnissen entfremdet sind und die gerne bereit sind, verschiedene Arten von Feinden zu verfolgen und sogar zu töten. Eine Gesellschaft, die auf der unterdrückung des Eros basiert, benötigt Feindbilder." Die Entwicklung, dass man Kinder, die ihre Sexualität ausleben, als "sexuell agressiv" bezeichnet und mit allen Mitteln diesen Sexualtrieb "wegtherapieren" will, lässt da nichts gutes erahnen.
Ich gebe zu, das in ähnlicher Form schonmal woanders verwendet zu haben : )
lg kim