GLF

Sairen hat geschrieben: Erkläre mir, wann eine Situation objektiv absolut nicht mehr zu retten ist?

wenn es um körperliches und seelisches Leid geht, ist eine "objektive" Beurteilung glaube ich sehr problematisch.

letztlich geht es doch immer um das subjektive Erleben und Empfinden des einzelnen.

das Schlimme an Depressionen dabei ist, dass sie dir nicht nur jede Hoffnung rauben, sondern die Situation an sich unterträglich machen - sonst könnte man sie ja einfach "aussitzen".

wenn du - sehr subjektiv gesehen - gewisse körperliche und seelische Leiden einfach nicht mehr erträgst, dann scheißt du auf diese "Objektivität" - sorry.

Und wenn du das weißt, und tatsächlich willenstark, dann müsste man wissen, dass der Selbstmord eigentlich nie berechtigt ist.
Dass Emotionen unsere Wahrnehmung verfälschen ist mir schon klar.

Selbstmord ist niemals eine Sache, die aus freien Dingen passiert.
Dahinter steht immer Zwang.

Der Zwang sich freiwillig das Leben zu nehmen...

Es ist doch kein Geheimnis zu was Menschen alles fähig sind, wenn sie verzweifelt sind. Hast du noch nicht die Situation gehabt wo du den Eindruck hattest, es sei alles völlig auswegslos? Für mich waren das eben so Situationen wo ich begann zu denken, dass eben das Ende meines Lebens vielleicht nun der beste Ausweg währe. Ich bin zum Glück bodenständig geblieben und wie gesagt, hatte ich wohl auch mehr Angst mich selbst um zu bringen als das durch zu stehen was mich erwartet.

@Sairen, es gibt den kapitulativen Selbstmord, bei dem quasi das geleistete im Leben
aufgerechnet wird und die Betroffenen die fatale Entscheidung finden das ihr Leben keinen Sinn mehr habe, also aus innerer hoffnungslosigkeit , weniger von äußeren Zwängen geleitet, das finale ende gesucht wird. Gruß Rainer

also aus innerer hoffnungslosigkeit , weniger von äußeren Zwängen geleitet

Als ob es nur äußere Zwänge gibt.
Der Mensch tendiert immer dazu zu leben. Immer.
Und wenn nun ein Mensch Selbstmord begeht, so tut er dies nicht, weil es ihm angenehmer, sondern weil es die EINZIGE Option ist.
Es ist ein Zwang, zwar kein äußerer Zwang, aber ein innerer Zwang, Unausweichbarkeit, der einzige mögliche Weg.
Somit findet Selbstmord auch nicht freiwillig statt.

Sairen hat geschrieben: Und wenn du das weißt, und tatsächlich willenstark, dann müsste man wissen, dass der Selbstmord eigentlich nie berechtigt ist.

eine derart pauschale Aussage finde ich offen gesagt sehr vermessen; ich würde mir nicht anmaßen, Menschen zu verurteilen, die sich zu einem derartigen Schritt entschlossen haben, weil ich niemals nachvollziehen kann, welchem Leidensdruck der oder die Betreffende zu diesem Zeitpunkt ausgesetzt gewesen ist.

wenn der Wunsch nach dem Tod stärker geworden ist als der Wunsch nach Leben, müssen auf jeden Fall extremste Umstände eingetreten sein, die die Situation an sich absolut unerträglich und hoffnungslos erscheinen lassen.


ich kann dir nur wünschen, dass du niemals in eine derartige Situation kommst; trotzdem kannst du dich gerne mal auf ein Gedankenexperiment einlassen und dir Situationen vorstellen, in denen du - ganz persönlich - lieber sterben würdest, als zum Weiterleben verdammt zu sein.

eine derart pauschale Aussage finde ich offen gesagt sehr vermessen

Was findest du denn genau daran vermessen?
Das sich manche Menschen tatsächlich besser umbringen sollten?

[...] müssen auf jeden Fall extremste Umstände eingetreten sein, die die Situation an sich absolut unerträglich und hoffnungslos erscheinen lassen.

An sich nicht: Nur die Wahrnehmung muss es so erscheinen lassen.
Es haben sich auch schon Leute wegen Banalitäten umgebracht, aus purer Langeweile am Leben.

vermessen finde ich, dass du mit dieser Aussage quasi jedem pauschal Willensschwäche unterstellst, der sein Leben nicht mehr erträgt.
mach dir mal die Mühe mit dem Gedankenexperiment.

An sich nicht: Nur die Wahrnehmung muss es so erscheinen lassen.

das impliziert, dass du dich gewissermaßen als neutraler Beobachter "neben" deine eigenen Wahrnehmungen stellen kannst.
ich kann es nicht.

MEINE größte Angst ist es, hilflos in einem Körper gefangen zu sein, der meiner Seele keinen Raum mehr zum Atmen lässt.
seelische und körperliche Fesseln zu tragen, denen ich nicht mehr entfliehen kann.

welches deine größten Ängste sind (und wie du damit umgehst, wenn du damit konfrontiert wirst) musst du gegebenenfalls selbst herausfinden.

quasi jedem pauschal Willensschwäche unterstellst, der sein Leben nicht mehr erträgt.

Stimmt, ok.

das impliziert, dass du dich gewissermaßen als neutraler Beobachter "neben" deine eigenen Wahrnehmungen stellen kannst.

Können wäre übertrieben, aber vielleicht geht es in die Richtung.
Ob das positiv ist, weiß ich noch nicht.

MEINE größte Angst ist es, hilflos in einem Körper gefangen zu sein, der meiner Seele keinen Raum mehr zum Atmen lässt.

Ich finde es immer unnötig, dass man sobald von einem Geisteszustand zu reden beginnt, man sich so überaus kompliziert ausdrücken muss.
Was du sagen willst:
Du hast Angst, dass dich deine Gefühle überfordern. (Oder was?)

Diesem Phänomen wirst du wohl oder übel dich irgendwann mal mit konfrontieren müssen. Jetzt müsste man nur noch wissen, was daran so schrecklich ist.
Das kann dir doch gleichzeitig sehr viel bedeuten, dass die Ursache dir anscheinend ein sehr wichtiger Punkt im Leben zu sein scheint.
Das ist auch eine tolle Erkenntnis.

Du hast Angst, dass dich deine Gefühle überfordern. (Oder was?)

nein, das trifft es nicht ganz - ich weiß leider nicht, wie ich es viel besser beschreiben kann.

stelle dir eine Art "innerer Lähmung" vor; jeder kann sich vielleicht hinein versetzen, wie es ist, wenn man körperlich komplett gelähmt ist; Depressionen sind vergleichbar mit einer Art "seelischen" Lähmung.

man erträgt den status quo nicht mehr, hat das dringende Bedürfnis, sein Leben komplett umzukrempeln, ist aber gleichzeitig kaum mehr in der Lage, aus dem Bett aufzustehen, sich morgens die Zähne zu putzen, oder sich im Supermarkt zwischen Erdbeer- und Himbeerjoghurt zu entscheiden.

und dieser Zustand bessert sich nicht, er verschlimmert sich immer weiter.
schlussendlich sitzt man nur noch da und starrt stundenlang auf den gleichen Fleck an der Wand.

aber auch chronische körperliche Beschwerden können so etwas auslösen; ich leide beispielsweise seit dem letzten Suizidversuch vor 10 Jahren an andauernden Kopfschmerzen und bin dadurch kaum mehr belastbar, lebe (gegen meinen Willen) extrem sozial zurückgezogen, weil mich alles ganz einfach um ein Vielfaches mehr anstrengt wie vorher.

auch so etwas kann früher oder später dazu führen, dass man irgendwann ganz einfach nicht mehr kann und will.


und glaub mir - im Krankenhaus auf der Depressionsstation habe ich einige Menschen getroffen, denen es ähnlich beschissen oder noch viel dreckiger ging - und viele davon waren schon zum xten mal da.
Hoffnung sieht anders aus.

@Sairen:
Wenn wir, die noch keinen Suizidversuch unternommen haben, uns über dieses Thema auslassen, dann haben wir genausoviel Ahnung davon wie das Schwein vom Uhrwerk.
Ich selbst habe auch noch nie eine solche Situation der absoluten Depression erlebt; da fällt es leicht zu sagen, man müsse sich mal mit sich selbst konfrontieren.
Wenn die Lösung dieses Problems so einfach wäre, warum gibt es dann Suizidenten?

er hat insofern schon recht, als man die Dinge hinterher oft in einem anderen Licht sieht.

aber in der Situation selber stellt sich die Lage absolut aussichtslos und zunehmend unerträglich dar.
es hilft auch nicht, wenn man früher schon mal Depressionen hatte - im Gegenteil, man registriert eher, dass sich das Ganze wiederholt, dabei immer schlimmer wird und nirgends auch nur ansatzweise ein Licht am Ende des Tunnels erkennbar ist.
deshalb wird man ja dann auch teilweise komplett eingesperrt und muss sogar noch die Schnürsenkel abgeben.

ich habe insgesamt schon mehr als ein Jahr in solchen Stationen verbracht.
es mag tatsächlich Menschen geben, die sich aus purer Langeweile umbringen, von denen habe ich dort aber keine getroffen.

Erde an madmax: Noch da? *klingeling*

Ein wenig OT weil der Beitrag hier wieder hoch geholt wurde...

Ich bin gerade im VoA über jemanden gestolpert, der das selbe Mädel zeigt (wenn auch geringfügig andere "Szene") von madmax... Bist du etwa auch dort aktiv?

Hallo Ihr Lieben,

danke der Nachfrage - bin prinzipiell schon noch da, hab mich aber noch nicht wieder eingeloggt, seit das Forum wieder on ist..

zu deiner Frage, Liquid: nein, ich bin sonst in keinem "einschlägigen" Forum angemeldet, geschweige denn aktiv.

das Bild stammt von einem Profil auf new faces, es gab auch im "früheren" glf mal einen user, der ein Bild aus ihrem Set als Avatar hatte, habe da also (leider) kein Copyright drauf..


liebe Grüße an alle, madmax