Also, ist schon richtig, was du sagst.
Aber schau dir mal die Gesprächsentwicklung an.
Clancy: Das tritt für die Meisten erst ein, wenn sie in der Lage sind, die Bedeutung des Vorgefallenen zu verstehen - also als Erwachsene. Dann empfinden viele Verrat, Schuld und Scham.
Wenn sie die
Bedeutung des Vorgefallenen verstehen. Die Bedeuteung ist nunmal:
Ein schreckliches Verbrechen.
Das versteht man erst als Erwachsener, weil als Kind viele sich nicht missbraucht fühlten, weil die sexuellen Kontakte eben mit positiven Erfahrungen einhergingen.
Die Einordnung in etwas schreckliches Negatives, ist erst dann möglich, wenn man als Erwachsener den Überblick in unser komplexes sexuelles Wert- und Normensystem hat.
Der Interviewer hat diese Lunte natürlich sofort gerochen, und er fragt folgerichtig:
"
Wenn es legal wäre, würde sich die Erwachsenen, dann nicht mehr missbraucht fühlen?"
Darauf gibt Susan Clancy dann keine Antwort mehr und weicht aus.
Sie schreibt die Beurteilung fest, und spricht den Kindern die Möglichkeit ab, solche Kontakte
richtig beurteilen und einordnen zu können - was ja auch stimmt.
Damit beantwortet sie die Frage aber nicht.
Das ist doch im Prinzip ein klassischer Zirkel oder?
Missbrauch ist falsch. -> Kinder empfinden es manchmal als richtig. -> Kinder können also nicht beurteilen -> Deswegen ist Missbrauch falsch.
Absurderweise tragen also diejenigen Erwachsenen, die ihre damaligen positiven Erlebnisse halt nicht anders einordnen, als damals auch schon, keinen Schaden davon.
Und nun würde man sagen: Diese Erwachsenen tragen aber zumindest den Schaden davon, ein Verbrechen nicht als Verbrechen einordnen zu können bzw. ihr Opfersein zu leugnen.
Naja. Also was ganz witzig ist. So etwas ähnliches wie Clancy, hat auch mal Gunter Schmidt versucht.
"
Lasst den Opfern ihre Wahrheit". Gefruchtet hat es nicht.
Die Wahrheit, die jedes
Opfer anzuerkennen hat, wird seit jeher fremddiktiert. Mit nicht unerheblichem Schaden.
Noch so einer hat geschrieben:
Das sexuelle Kontakte mit Kindern eine Straftat sind ist für Clancy überhaupt keine Debatte, sondern wie dieser in der Gesellschaft gesehen wird, nämlich als Akt der Vergewaltigung, was es eben in >90% der Fälle nicht ist. Aber es bleibt Missbrauch und Clancy verharmlost ihn auch nicht oder bestreitet gar, das es kein Missbrauch ist.
Natürlich verharmlost sie. Aber gewaltig.
Ihre Position müsste mildere Strafen bedeuten, oder nicht?
Ihre Position stellt viele Opferverbände als Lügner da, oder nicht?
Ihre Position müsste ja irgendwelche Konsequenzen haben, oder nicht?
Oder soll alles so bleiben?
Nein. Clancy piekt schon in die Richtung einer Revision. An ein Umdenken. Irgendeiner Art.
Natürlich ist sie nicht so extrem, dass sie an eine Legalisierung denkt.
Ich tue es ja selbst nicht, weil ich berechtigte Zweifel hab, dass Kindern in vielen Fällen nicht doch eher ein echter Missbrauch widerfährt. Unsere Sex-Kultur ist viel zu rücksichts- und lieblos, als, dass man Kinder daran teilnehmen lassen kann.
Aber die Einsicht, dass zumindest manche Kontakte für sich genommen nicht falsch waren, und keinerlei Schaden anrichteten, gar positiv empfunden wurden, würde ein ganz neues Licht werfen auf die kindliche Sexualität, die man jahrelang geleugnet hat.
Nur in kleinen Schritten gibt es in der Sexualpädagogik nun Fortschritte, aber immer noch mit erheblichstem Vorbehalt und Boykott us der Elternschaft.