Denker, es fällt mir schwer irgendwie herauszulesen, was dein übergeordneter Einwand ist; also worum es dir eigentlich geht.
Deswegen also... Stück für Stück.
Denker hat geschrieben: was genau genommen nichts Neues bringt, von dem Du nicht auch schon im Zusammenhang mit anderen Studien berichtet hast...
In der Wissenschaft würde man formulieren: "
our findings support previous research".
Replikation von Studien ist eine sehr wichtige Säule wissenschaftlichen Vorgehens. Man macht nicht eine Studie und bleibt dann dabei. Studien, die verschiedene Misshandlungsformen vergleichen, gibt es auch nicht so wirklich oft.
Auch variierende Methoden, Stichproben und Zeiträume sind wertvoll. Zum Beispiel wurde in dieser Studie eine Form der Verblindung benutzt, die es bei früheren Studien nicht gab mit drei verschiedene Erhebungsmethoden (self report, peer report, blinded counselor report).
Denker hat geschrieben:
Doch:
Was beweist das Ganze?
Was widerlegt es?
Nichts wird in der empirischen Wissenschaft definitiv bewiesen oder widerlegt.
Ich weiß nicht, was deine Motivation hinter diesen Fragestellungen ist, aber das Thema des Threads ist klar?
Denker hat geschrieben:
Es heißt doch nur, dass sexueller Missbrauch von Kindern selten ohne solche "Randerscheinungen" wie Vernachlässigung, physische und psychische Gewalt stattfindet bzw. BEKANNT wird.
Nein, nicht unbedingt. Diesen Schluss kann man allein durch diese Studie nicht ziehen. Es könnte tatsächlich schlicht so sein, dass alleiniger sexueller Missbrauch einfach selten ist.
Aber ich teile deine Vermutung. Ich habe mich im letzten Beitrag sogar darüber geäußert und verschiedene Hypothesen aufgestellt. Überlesen?
Denker hat geschrieben:
Du versuchst die Harmlosigkeit von Sex für Kinder u.a. dadurch zu beweisen,
Ich versuche nichts zu "
beweisen". Mein Weltbild und meine Vermutungen sind da auch irrelevant.
Ich habe auch die Anmerkungen der Autoren mit angefügt, dass sich der Schluss eben
nicht definitiv ziehen lässt, dass sexueller Missbrauch isoliert komplett harmlos ist.
Andersherum heißt das aber auch, dass sich
noch weniger der Schluss ziehen lässt, dass sexueller Missbrauch für sich genommen desaströse Konsequenzen hat.
Desaströse psychische Konsequenzen ist ein Mythos, der immer noch in der Öffentlichkeit herumgeistert. Es lohnt sich also zu schauen, was die Wissenschaft sagt.
Wen das natürlich nicht interessiert, der muss auch gar nicht hier groß herumlesen. *schulterzuck*
Denker hat geschrieben:
Du wirst dazu auch nicht viel finden!
Ah ja klar. Ich berichte natürlich darüber, was ich finde und nicht darüber, was ich nicht finde. Geht ja auch gar nicht anders.
Denker hat geschrieben:
Wahrscheinlich liegt es auch an Deinen eigenen (fehlenden?) Erfahrungen, dass Du versuchst, uns solch eine theoretische Vorgehensweise als Beweisführung nahezubringen.
Hä? Was für Erfahrungen von mir? Welcher Art? Jetzt bin ich einigermaßen verwirrt. Inwiefern ist das relevant?
Vielleicht liegt hier irgendwo das Missverständnis, warum ich aus deinen Beiträgen einen merkwürdigen Unterton heraushöre.
Denker hat geschrieben:
Leider ist diese Theorie aber in der Realität ABSOLUTER UNSINN!
Welche Theorie denn? Meinst du den wissenschaftlichen oder den umgangssprachlichen Begriff?
Du musst wissen, dass sich der Thread auch etwas gewandelt hat. Anfangs ging es eher um Semantik und den Begriff "
Harmlosigkeit" - sozusagen als Klarstellung für weitere Diskussionen.
Im weiteren ging es dann um wissenschaftliche Literatur und den Zusammenhang zwischen SKM und "
(adult) maladjustment".
Denker hat geschrieben:
Sexualität zwischen zwei (oder mehr...) Menschen ist NICHT abkoppelbar von der Psyche, von Emotionen und von Begleitumständen!
Sexualität ist immer eine Weiterentwicklung einer zwischenmenschlichen Beziehung - egal ob diese nun liebevoll oder auf Macht und Ohnmacht und Unterwerfung aufgebaut ist.
Sexualität hat immer etwas damit zu tun, Neues zu entdecken, auszuprobieren und evtl. auch wieder zu verwerfen. In JEDEM Fall erfolgt davor, währenddessen und erst recht danach eine Bewertung - rational und/oder emotional.
WIE diese Bewertung ausfällt, ist wiederum abhängig von der Lebensituation.
Es behauptet doch keiner, dass Sexualität abgekoppelt sei.
Das wäre natürlich eine Möglichkeit - in der Wissenschaft sollte man nichts ausschließen.
Aber was wir
beobachten ist das Gegenteil. Dass Sexualität eben tatsächlich sehr weitgehend korrelliert mit vielen Begleitumständen, genetische, soziale, gesellschaftliche, erzieherische, persönliche usw. usf.
Wie
du persönlich denkst, welche Auswirkungen Sexualität hat oder, was z.B. umgekehrt Auswirkungen auf Sexualität hat oder, was gar nicht miteinander in Zusammenhang steht - ist bloß
deine Meinung.
Wenn wir genaueres wissen wollen und mit höherer Gewissheit, müssen wir das
beobachten, messen, erheben und können dann erst Aussagen darüber machen welche Wechselwirkungen und wie stark Sexualität des Menschen Auswirkungen auf andere Merkmale und Lebensbezüge hat oder auch umgekehrt.
Darum geht es doch auch. Herauszufinden wie stark, welche Richtung, warum usw.
Deswegen verstehe ich deinen Einwand hier nicht. Genau das, was du vermutest, die Wechselwirkungen, Kausalitätsrichtungen, Ko-Faktoren, werden hier
gemessen.
Also wo ist das Problem?
Zum Beispiel könnte man deine Hypothese:
"
In JEDEM Fall erfolgt davor, währenddessen und erst recht danach eine Bewertung - rational und/oder emotional.
WIE diese Bewertung ausfällt, ist wiederum abhängig von der Lebensituation."
in einer Studie messen und man könnte herausfinden, welche Lebenssituation und welche sexuellen Erfahrungen zu welcher Bewertung führt und in welchem Ausmaß und bei welchen Personengruppen usw. usf.
Ansonsten bleibt deine Äußerung ein uninteressanter Gemeinplatz.
Denker hat geschrieben:
Es ist dabei auch völlig egal, ob es sich um Erwachsene unter sich, Kinder unter sich oder um "Mischungen" dieser Gruppen handelt, diese Verpflechtung der Sexualität und der Empfindungen dabei und DARÜBER mit den Lebensumständen ist allgegenwärtig!!!
Welche Verflechtungen genau? Sind die Verflechtungen aber bei allen gleich? Gleiches Ausmaß, gleiche Richtung der Kausalität?
Kann ja sein. Kann aber auch nicht sein.
Wie finden wir das heraus? Beobachten.
Denker hat geschrieben:
Du, Ovid, KANNST auch mit der 12. Studie nicht das "Restrisiko" wegdiskutieren,
Wo will ich das denn tun?
In keiner Studie ging es um Restrisiken. Wenn man "Restrisiken" (was auch immer damit gemeint ist) untersuchen möchte, kann man ja den Begriff sorgfältig definieren und eine solche Studie planen.
Denker hat geschrieben:
welches entsteht, wenn ein Kind bspw. von Neugierde getrieben ganz isoliert Sexualität (in welcher Form auch immer) erlebt und anschließend dieses Erlebnis für sich einzuordnen versucht...
(Das Gleiche gilt übrigens auch für einen Erwachsenen...)
Wo wir bei Gemeinplätzen sind, kann ich auch sagen:
Ähnliches gilt für alle Personengruppen in allen möglichen Lebensbezügen unter allen möglichen Lebensumständen in allen möglichen Gesellschaften...
Alle ordnen irgendwie ein, alle machen gute und schlechte Bewertungen vergangener Erfahrungen welcher Art auch immer.
Gut und jetzt? Damit bin ich nicht schlauer als vorher. Was bringt mir so eine
leere Erkenntnis?
Ich will wissen
welche Menschen, bei
welchen Erfahrungen in
welchem Ausmaß welche Bewertungen vornehmen und
warum das so ist.
Wenn dich das nicht interessiert, dann eben nicht.