Zu den Fakten:
Über [sexuell gefärbte] Kind-Erwachsenen Kontakte:
Es gibt aber eine Reihe wissenschaftlicher Studien, zum Teil mit Fallbeispielen, die die Möglichkeit eines intergenerationalen erotisch-sexuellen Einverständnis nahe legen (z.B.: Sandfort, 1986; Li, 1990; Li, West & Woodhouse, 1990; Okami, 1991; Sandfort, 1993; Rind, Tromovitch & Bauserman, 1998; Rind, 2001). Darunter sind auch ForscherInnen, die sich gegen Kind-Erwachsenen Kontakte aussprechen, aber dennoch zugeben müssen, dass sie nicht zwangsläufig schädlich sein müssen und eine Einvernehmlichkeit möglich ist (u.a. Kilpatrick, 1992). Finkelhor, ebenfalls ein führender (wissenschaftlicher) Anhänger dieses Paradigmas, ist auch so offen einzugestehen, dass seine ablehnende Haltung nicht empirisch begründbar ist, sondern moralische Bewertungen mit einfließen (Kendall-Tacket, Meyer- Williams & Finkelhor, 1993). Schmidt (1999, 2002a) spricht sich für die Notwendigkeit einer Trennung von moralischer, kriminologischer und sexualwissenschaftlicher Ebene beim Pädophiliediskurs aus. Aus sexualwissenschaftlicher Perspektive ist der empirische Nachweis erbracht worden, dass kein Schädigungsautomatismus bei intergenerationaler Erotik und Sexualität existiert (Sandfort, 1986; Rind, Tromovitch & Bauserman, 1998).
Wir als deklarierte psychisch Kranke:
Die Ächtung von intergenerationaler Erotik und Sexualität basiert sehr auf Moralvorstellungen, die einzige Möglichkeit diese aufrecht zu erhalten, ist uns als psychisch krank einzustufen (Green, 2002; Ng., 2002) und Pädophilie mit anderen Paraphilien wie Exhibitionismus, Fetischismus, Transvestitismus, Voyeurismus, Frotteurismus, Masochismus, sexueller Sadismus, Sodomie und Erotophonie in einen Topf zu stecken. Das hat nichts mehr mit wertfreien wissenschaftlichen Einordnungen zu tun (z.B. Fiedler, 2004).
Wie krank und abnormal wir wirklich sind:
Es existieren mehrere wesentliche Dunkelfeldstudien, die belegen,
dass es sehr unwahrscheinlich ist, Unterschiede hinsichtlich von Persönlichkeitsmerkmalen zwischen strukturierten Pädophilen und dem „Normalbürger“ zu finden – der pädophile Mann ist ziemlich normal und kann auf empirischer Grundlage nicht als psychisch krank bezeichnet werden (z.B. Vogt, 2006; Wilson & Cox, 1983). Bernard (1982a) gelangt in einer Studie an insgesamt 60 pädophilen Männern, die ebenfalls mit dem EPQ untersucht wurden, zu einem ähnlichen Ergebnis. Bernard resümiert:
„Ein Portrait des Pädophilien? Vielleicht eine irrelevante Frage, weil ein Pädophiler allem Anschein nach ein Mensch ist wie du und ich“ (1982a, S. 113). Die Besonderheit dieser gesellschaftlichen Randgruppe liegt einzig in der Ausrichtung ihrer Sexualität und in ihrem gesellschaftlichen Status (Vogt, 2006).
Zunehmend setzt sich in der Sexualwissenschaft die Auffassung durch, dass es sich bei Pädophilie um eine sexuelle Orientierung und keine pathologische Erscheinungsform handelt (Seikowski, 1999; Schmidt, 2002a; Fiedler, 2004). Primäre Pädophilie setzt neben der reinen sexuellen Attraktion eine gesamtheitliche, fast oder ganz ausschließliche, emotional-erotisch-sexuelle Zuneigung zu präpupertären Kindern voraus, wobei diese drei Bereiche – Sexualität, Beziehung, Liebe – wie bei anderen Menschen auch unterschiedlich gewichtet sein können (Vogt, 2006).
Sexuelles Interesse an Kleinkindern oder Säuglingen:
Richtet sich das primäre sexuelle Interesse des Pädophilen auf Kleinkinder im Alter unter 3 Jahren, spricht man nicht mehr von Pädophilie, sondern von Infantophilie (Laws, 2008). Dieser Begriff wird in der Fachterminologie nach ICD-10 als „Sonstige Störungen der Sexualpräferenz“ unter F65.8 klassifiziert.
Anteil pädophiler Täter:
Verschiedene Autoren schätzen die Zahl pädosexueller Kontakte durch pädophile Männer von 1% (Wolter, 1985) bis auf max. 5% (Lautmann, 1994).
In 99% bis 95% der Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch sind nicht Pädophile Männer sondern überwiegend heterosexuelle Männer die Täter (u.a. Walter, Schlitz, Peter & Bogerts, 2009).
Die Kategorie der „Ersatzobjekt- bzw. Inzesttäter“ ist zahlenmäßig viel größer und von der pädophilen Minderheit meist deutlich abgrenzbar. Sie greifen situativ auf ein Kind, meist aus der eigenen Familie oder der Nachbarschaft kommend, ersatzweise als Sexualobjekt zurück, wenn sexuelle Kontakte mit Erwachsenen nicht möglich sind. Auslöser für sexuelle Handlungen sind insbesondere familiäre Konfliktsituationen (sexuelle- und Partnerschaftsprobleme). Die sexuellen Handlungen werden (zum Teil unter Alkoholeinfluss) ohne Rücksicht auf den Widerstand des Kindes ausgeführt. Typischerweise fallen in diese Kategorie heterosexuelle Männer ohne oder mit
sekundärer Pädophilie (Vogt, 2006).
Anteil primär pädophiler Männer an der Gesamtbevölkerung:
Vorsichtige Schätzungen gehen von 50.000 bis 200.000 pädophilen Männern in Deutschland aus (Vogt, 2006).
Internationale Studien gehen davon aus, dass bei etwa 1 % aller erwachsenen Männer eine primärpädophile Ausrichtung vorliegt (Briere & Runtz, 1989; Beier, 2009). Es handelt sich um eine kleine sexuelle Minderheit (z.B. Lautmann, 1994). Ziegler (1988) geht von 150.000 homosexuell pädophilen Männern in der BRD, Brongersma (zitiert nach Stöckl, 1998, S. 16) sogar von mehreren Hunderttausenden aus.
Anteil sekundär pädophiler Männer an der Gesamtbevölkerung:
Weitgehende Einigkeit besteht in der Sexualwissenschaft auf Basis penisplethysmographischer
(<- komisches Wort
) Untersuchungen darüber, dass pädophile Erregungsmuster in schwächerer Ausprägung bei einem hohen Prozentsatz der männlichen Bevölkerung nachweisbar sind.
Der präpubertäre sexuelle Reiz (v. a. der „kindlich-weibliche“) stellt vom statistischen Vorkommen keinesfalls ein „unübliches Sexualobjekt“ in der männlichen Bevölkerung dar. Bei den meisten Männern liegt jedoch im Regelfall keine primäre sondern eine sekundäre Pädophilie vor (Freund & Costell, 1971; Quinsey, Steinman, Bergesen & Holmes, 1975; Freund, 1991; Freund & Watson, 1991; Hall, Hirschman & Oliver, 1995). Berner (2002) geht
aufgrund verschiedener penisplethysmographischer Untersuchungen von ca. 25% der männlichen Bevölkerung aus , bei der eine sekundäre Pädophilie vorhanden ist (s. auch Beier, 2009).
Pädophile [und Pädosexuelle] Beziehungen / Beziehungswünsche:
Neben dem sexuellen Interesse ist bei Pädophilen ein Bedürfnis nach emotionaler Nähe zu Kindern festzustellen. Viele Pädophile verlieben sich in Kinder (Beier, 2007) und wünschen sich echte wechselseitige Liebesbeziehungen zu Kindern (Becker, 1997).
Manche Pädophile empfinden ihr Leben als unvollständig und emotional destabilisierend, wenn ihr Wunsch nach emotionaler Nähe keine Erfüllung findet. Die Art und Qualität pädophiler Beziehungen sollte stärker berücksichtigt werden, als das bisher getan wird (Vogt, 2006; Schorsch, 1989).
Pädosexuelle Beziehungen lassen sich nicht auf sexuelle Praktiken reduzieren, sondern sind real oft viel komplexere Phänomene (Sandfort, 1986; Hoffmann, 1996). Der sexuelle Aspekt dieser normalerweise freundschaftlich angelegten Verhältnisse aus wissenschaftlicher und außerwissenschaftlicher Perspektive meist zu stark überbetont (Dieth, 2004). Das Phänomen Pädophilie ist von den Begriffen „sexueller Missbrauch“ oder „sexuelle Gewalt“ abzugrenzen, denn Pädophilie (Personeneigenschaft) ist keine Verhaltenskategorie (pädosexueller
Kontakt). Eine pädophile Orientierung geht nicht notwendigerweise mit pädosexuellen Kontakten einher. Die Gleichsetzung von Pädophilie und Pädosexualität mit sexuellen Handlungen unterschlägt, dass ein Teil pädophiler Männer aus unterschiedlichen Gründen einen sexuell abstinenten Lebensstil verfolgt (Vogt, 2006). Pädosexuelle Praktiken beschränken sich in der Regel auf Liebkosen, gegenseitiges Streicheln und Masturbation (Vogt, 2006; Lautmann, 1997). Fast ohne Ausnahme wenden Pädophile keine gewaltsamen Handlungen an, um sich Zugang zum Intimbereich der Jungen und Mädchen zu verschaffen, es werden „einvernehmlich sexuelle Kontakte“ von pädophilen
Männern angestrebt (Vogt, 2006). Die sexuellen Aspekte des Phänomens werden in der Außenperspektive (insbesondere in den Medien, aber auch in der wissenschaftlichen Literatur) zum Großteil überschätzt und sensationell verzerrt dargestellt (Griesemer, 2003, 2004b; Dieth, 2004).
Sexualkontakte, die in der Regel spielerisch ablaufen, sind ein zentraler - aber eben nur ein Bestandteil - komplexer pädophiler Beziehungen. Die Binnensicht pädophiler Männer auf das Geschehen, ist bei der Mehrheit nicht (!) wahrnehmungsgestört (Vogt, 2006).
Abschließend noch ein Zitat von Lautmann (1997):
Lautmann hat geschrieben:Nie war der soziale Druck stärker als heute. [..] Daneben haben öffentliche Meinung und Moral eine immer noch zunehmende Aufmerksamkeit entwickelt. Von diesen Kontrollen wie zwischen Mühlsteinen zerquetscht, überlebt aber nach wie vor ein sexuelles Begehren, dessen Realität einen wahrlich gebeutelten Eindruck macht. Können Pädophile unter diesen Umständen glücklich sein? In ihren Liebesbeziehungen: durchaus ja. Mit ihrem Leben: nein. Das biographische Unglück ist nicht zu trennen von der Stärke des Verlangens und der gelegentlichen Erfüllung ihrer Wünsche. Die pädophile Lebensform wählt sich niemand, der es nicht muss. Alle haben versucht, ihr auszuweichen. Die Anpassung gelang nicht. Das Unglück entsteht nicht aus dem Umstand, dass die Kinder groß werden, also als Triebobjekte verlorengehen. Ganz im Gegenteil: die Erotisierung des Übergangs weiss immer schon um den Abschied, und die Sympathien überdauern ohnehin. Das Unglück resultiert aus der extremen Entwertung, die sich in den achtziger Jahren noch mal verschärft hat. Besonders die Nachdenklichen leiden darunter, denn sie reagieren mit Selbstvorwürfen und Entzug. Die Dissonanz zwischen innerem Ideal und sozialer Degradierung kann die Seele entzweireißen.
Und noch ein Zitat von Vogt (2006):
Vogt hat geschrieben:Es sollte ein menschlicherer und konstruktiverer Umgang mit dieser Randgruppe entwickelt werden. Der Autor schließt sich der Meinung von Schmidt (1999) an, der über die Tragik pädophiler Männer schreibt: „Die Pädophilie gehört zu ihnen wie die Liebe zum gleichen oder anderen Geschlecht beim Homo- oder Heterosexuellen, mit dem Unterschied, dass das eine erlaubt, das andere, die Pädophilie, grundsätzlich verboten und seine Realisierung kaum möglich ist. Für diese Bürde, die Zumutung, ihre Liebe und Sexualität nicht leben zu können, verdienen sie Respekt, nicht Verachtung, Solidarität nicht Diskriminierung“ (S. 139).
Da fehlt noch vieles an Literaturverweisen und Kapiteln (wie die ganzen Girl- und Boylover der Geschichte, z.B. Goethe, Mann, Michelangelo etc., oder der Bereich über die kindliche Sexualität), aber allzulange will ich das nun auch nicht machen. Eine sexuelle Minderheit werden wir immer bleiben, genauso wie die Schwulen oder Transvestiten. Wir sind eben nur ein kleiner Teil der Gesellschaft (ca. 1%), daran werden auch Statistiken oder Sutdien nie etwas ändern.
Und nochmal in aller Deutlichkeit: Ich will keinen Sex mit Kindern! Ich habe ein sehr großes Bedürfnis, sie in meiner Nähe zu haben und SIE glücklich zu machen.
lg kim