Das sagt doch wohl alles:
Der Gipfel der Erbärmlichkeit
Von news.de-Redakteurin Ina Bongartz
Nervig, peinlich, absurd und obendrein noch langweilig. Mit DSDS Kids erklimmen RTL und Dieter Bohlen die Spitze des Nonsens. Besonders pervers: Die einstudierten Anrufen!-Gesten der Kinder, deren größtes Talent sein muss, süß auszusehen.
Liebes RTL, was kommt als nächstes? DSDS für Senioren oder DSDS für Beamte, für Papageien? Bei DSDS Kids müssen zehn überstylte Kinder in einer Samstagabendshow gegeneinander ansingen und sich an Niedlichkeit überbieten, dass ihnen die Schminke nur so aus dem jungen Gesichtchen tropft.
Die da Dieter Bohlen, Michelle Hunziker und Dana Schweiger ihr einstudiertes Liedchen vorträllern, heißen Erisa, Pina, Gala, Julius, Timmy, Samuel, Skylla, Selina, Besnik und Alysha. Doch das ist völlig egal, denn Dieter Bohlen und Co. sagen sowieso nach jedem Auftritt das Gleiche: «Das hast du ganz, ganz toll gemacht.» «Du warst sicher sehr aufgeregt.» Und «ja, du bist sehr talentiert.» Langweiliger geht es kaum.
Wenn das die Super Nanny sieht, gibt es auf jeden Fall mächtig Ärger. Wer ist denn bloß auf die Idee gekommen, es könnte unterhaltsam sein, wenn singende Kinder live im TV darum betteln, Anrufe zu bekommen? Das ist nicht spannend, das ist erbärmlich. Die Perversität des Sendungsformats DSDS Kids ist vor allem in einer Geste zum Ausdruck gekommen. Von der ersten Sendeminute an schüttelten die Mädchen und Jungen wie wild ihre kleinen Fäuste mit abgespreizten kleinem Finger und Daumen in die Kameras. «Anrufen!», «Bitte, bitte ruft für mich an!»
Lektion eins: Anbiedern beim Publikum
Das haben sie bei den großen Kandidaten von Deutschland sucht den Superstar tausende Male gesehen. So muss man das machen, wenn man es bis ins Finale schaffen will. Anbiedern beim Publikum ist Lektion eins, die RTL den Kids beigebracht hat. Lektion zwei lautet: Sie so niedlich wie möglich! Nur wer wirklich süß ist, hat eine Chance.
Schnell genug gelernt hatten das Alysha (8), Timmy (11) und Besnik (12). Diese drei dürfen im Finale von DSDS Kids noch einmal singen, dann um den Gesamtsieg. Vom Auftritt der kleinen Alysha ist Dieter Bohlen gar so begeistert, dass er vor ihr auf die Knie geht. Die freut sich sehr, denn schließlich sei «DSDS Kids eine große Chance für mich». Stellt sich die Frage: eine große Chance wofür? Dass sie und ihre unfertige Stimme gnadenlos verheizt werden? Dass sie nicht mehr in Ruhe Kind sein und nicht mehr in ihrem eigenen Tempo ihre Talente entdecken kann?
In Timmy hat Dieter Bohlen gar eine Mini-Version des einstigen DSDS-Kandidaten «Der Checker» erkennen wollen. Im Vorbericht zu Tommys Auftritt zeigt RTL, wie sich der Elfjährige extra für die Show umstylen lässt. Und die Kinder vor den TV-Geräten lernen in diesem Moment bedauerlicherweise Lektion Nummer drei: Eitelkeit ist eine Tugend - sei eitel, dann kommst du ins Fernsehen.
Mäßige Quote - schnelles Ende?
Gestartet ist die Revue der überstylten Mini-Stars eher mäßig. Die Premiere der RTL-Sendung sicherte sich mit 3,62 Millionen Zuschauern einen Marktanteil von zwölf Prozent. In der für die Privatsender wichtigen werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen waren es 17,7 Prozent. Zum Vergleich: Die letzte Staffel von DSDS hatte nach Senderangaben rund 26 Prozent Marktanteilsdurchschnitt - ein eher mäßiger Verlauf, nach dem deutliche Veränderungen angekündigt worden waren.
Auch der DSDS Kids-Start könnte hinter den Erwartungen geblieben sein. Im Interview mit der Bild-Zeitung hatte Bohlen am Samstag erklärt, er hoffe auf einen starken Einstand für DSDS Kids. «Ich hoffe sogar, dass wir bessere Quoten kriegen als DSDS. Und wenn es läuft, dann machen wir vielleicht schon Ende dieses Jahres groß mit 12 oder 14 Sendungen weiter.»
Bleibt nur zu hoffen, dass er und RTL damit nicht ernst machen, sondern die Finger davon lassen. Das würde sicher nicht nur die Super Nanny freuen.
Quelle:
http://www.news.de/medien/855305287/dsd ... -bohlen/1/