Wenn das Mädchen etwas älter gewesen wäre, hätte ich ihr genau das gesagt, was ich persönlich denke:
"Man lebt, um aus dem, was einem über den Kopf hinaus "aufgedrückt" wurde, das Beste zu machen. Um jedoch später nicht als Außenseiter an die Himmelstür zu klopfen, sollte man auf folgende Einschränkungen in der eigenen Planung achten:
1.) Schon im Kindergarten ist darauf zu achten, dass man sich nicht ausgrenzt. Spielt man des Öfteren allein und zurückgezogen in einer Ecke, spielt es keine Rolle, ob man dieses gern tut und sich nichts dabei denkt oder ob man wirklich ein Problem mit anderen Kindern hat....man ist sozial nicht tragbar.
2.) Als Jugendlicher sollte man fügsam sein, sich einen möglichst großen Freundeskreis suchen und stets auf Eltern und Lehrer hören. Über Probleme muß man sprechen, ob man will oder nicht. Sucht man die Flucht in den Aufstand an der Schule, der Rebellion gegen die Eltern oder im Ritzen von Armen und Beinen, fliegt man entweder von der Schule, landet bei einer Pflegefamilie (oder im Heim) oder darf sich auf viele gemütliche Sitzungen beim Psychologen freuen.
3.) Als Erwachsener muß man einen Beruf erlernt haben und sollte am besten gleich nach der Ausbildung bis an sein Lebensende in diesem Beruf gearbeitet haben. Eine Umschulung, eine größere Ausfallzeit oder die Offenbarung akuter Arbeits-Unlust, treibt einen früher oder später aus der Gesellschaft der Normaldenker, hinein in den Alkohol- und Drogenkonsum, bis hin zum Selbstmord.
Auch im Liebesleben sollte man als Erwachsener darauf achten, entweder hetero oder schwul (lesbisch) zu sein. Die hingebungsvolle körperliche -und geistige- Liebe zu einem Kind, wird von der Gesellschaft genau so akzeptiert, wie die Liebe zu einem Schaf oder einer Ziege: Sie ist unnormal und gehört abgeschafft.
Wehrt man sich gegen diese Intoleranz und beharrt auf die eigene Meinung, das eigene Denken, landet man entweder im Knast, in der Heilanstalt, oder man wird gleich gelyncht.
4.) Als alter Mensch muß man versuchen, möglichst lange alles allein zu schaffen. Fängt man erstmal an, sich an der Kasse vorzudrängeln, sich lautstark über die merkwürdigen Verhaltensweisen der Jugendlichen zu echauffieren, oder man braucht eine halbe Ewigkeit, um sich zu erinnern, ob man nun bei Grün oder Rot fahren darf...dann wird man entweder irgendwann mit Spinnweben überdeckt in seinem Lieblingssessel gefunden *sofern sich der Rest der Familie nach Jahren mal wieder zu einem Besuch durchringen konnte*, man landet im Altersheim *wo einen im schlimmsten Fall das gleiche Schicksal erwartet* oder man fährt in die Schweiz und lässt sich einschläfern...natürlich ganz legal!
Siehst Du, meine Kleine, das Leben steckt voller Abwechslung zwischen Verantwortung, Fallstricken und mitunter tödlichen Gefahren.
Wenn du all das beachtest, kannst du deinem Leben einen Sinn verleihen und zu einem für dich wunderschönen Erlebnis gestalten."
Einem so kleinen Mädchen, zu dem dieses Thema erstellt wurde, würde ich das Ganze natürlich durch die Blume sagen.
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PS.: Bitte nehmt mir diesen Text nicht allzu übel, aber ich denke mir, man sollte nicht alles, was man einem Kind erklärt, vorher selbst durch die rosa-rote Brille betrachten. Später könnte das Kind nämlich einen Grund haben, einen für die schonende Erklärung zu hassen.
