Verfasst: 06.11.2008, 15:16
Jup, ich bin ein gläubiger Mensch (katholisch). Ich gehe aber keinem damit auf die Eier und respektiere jede andere glaubensrichtung oder Atheisten, solange sie mir nicht auf die Eier gehen.
Hast du 2 mal gesagt.
Mit anderen Worten du willst das letzte Wort haben?
Religiöse geben sehr wohl zu das sie vieles nicht wissen.
Was die Beweisbarkeit von Gott betrifft, so glaub ich das es bei den Vorstellungen hakt, wie denn so ein Beweis auszusehen hat.
Da aber i.d.R. niemand sagen möchte, welche konkrete Beobachtung er als Gottesbeweis anerkennen würde, entpuppt sich die Falsifikationsbedingung als unbekannt, ergo die These von der Unbeweisbarkeit von Gottes Existenz als unwissenschaftlich im Sinne Poppers.
Aber alleine die prinzipielle Behauptung, dass alle menschlichen Antriebskräfte, Motivationen und Gefühle (d.h. auch die Liebe) prinzipiell auf die genannten objektiven physikalischen Grundkräfte rückführbar seien, dekonstruiert diese Alltagsgegebenheiten in ihrer Existenz als eigenständige und subjektive Phänomene.
Nun ja, ideologisch-atheistische Wissenschaftler machen sich selbst zu "Göttern", erklären mit ihrer Wissenschaft die ganze Welt, erklären, warum alle Gläubigen dumm sind und werden damit z.T. weltberühmt. (z.B. Stephen Hawking, Richard Dawkins etc.)
torres hat geschrieben:- warum sollte er, wenn er existiert und mit der uns wahrnehmbaren Welt interagiert, nicht beweisbar sein (dies auch als Kritik an Ovid und seinem Erkenntnispessimismus)? Die vorgegebene Nichtbeweisbarkeit wird ja gerne von Agnostikern zur Abgrenzung gegenüber Atheisten vorgenommen, ist aber m.E. eher lauwarme Luft.
Bruno hat geschrieben:Ich glaube von mir sagen zu können, dass ich im Denken ein konsequenter Mensch bin, und eben deshalb glaube ich, dass ich mit einem materialistisch-atheistischen Weltbild gar nicht lebensfähig wäre. Ich müsste einfach dann wirklich ernstnehmen, dass unsere ganze Welt und auch die Menschen selber nur durch formalisierbare Naturgesetze bestimmt sind, dass daher auch alle Gefühle und die Liebe letztlich nur Illusionen (und somit gar nicht wirklich existent) sind, da auch sie lediglich durch formalisierbare Naturgesetze bestimmt sind.
Somit wäre sowohl der Möglichkeit der Selbstwertschätzung als auch der Möglichkeit der authentischen Liebe gegenüber anderen Menschen der Boden entzogen.
So ein Leben wäre für mich nicht lebbar.
Maik hat geschrieben:
Mich gruselt es ebenfalls vor einer Welt, die Liebe und Gefühle auf Biochemie reduziert. - Das nur mal als Übersetzung für Coco.
Sairen hat geschrieben:Ich könnte nicht in einer Welt leben, wo alle Gefühle nur von irgendeinem Gott mir vorgespielt werden.
torres hat geschrieben:
Ich meinte aber, daß Religiöse die Lücken in bestimmten Erfahrungs-, Wissens-, Erkennntis- oder Forschungsbereichen, die ich mit "wissen wir noch nicht" bzw. "ist die Frage überhaupt richtig gestellt?" fülle, mit "Gott" füllen. Z.B. bei der Frage "was war vor dem Universum".
ich beziehe mich in der Frage der Beweisbarkeit *erstmal* auf Personen, die eine klare Vorstellung von ihrem Gott haben und daher falsifizierbare Aussagen machen. Das müssen keine Kreationisten sein, aber diese wären mit Sicherheit darunter.
Es gibt, soweit ich das überschaue, zwei grob erkennbare Gruppen Gläubige: die einen legen ganz klar fest, wie ihr Gott definiert ist. Das sind die gängigen Weltreligionen mit ihren heiligen Büchern.
Und die anderen lassen ihn "wabern", erheben ihn in ein Kontinuum von Ungreifbarkeit. Das ist oft der "Gott des kleinen Mannes", so wie ihn Coco oder Ovid beschrieben haben.
Das ließe in der Tat keinerlei Falsifikation (also auch keinen "Beweis") zu, verhinderte aber jegliche Möglichkeit eines so in eine Waberzone gesperrten Gottes, mit unserer Welt interagieren zu können oder jemals interagiert haben zu können. Denn Interaktion hinterläßt Spuren (natürlich kann man jetzt sagen, der Gott war so schlau und hat die Menschen so programmiert, daß sie seine Spuren nie erkennen können, aber das wäre der straighte Weg in den Solipsismus, und der führt zu nichts).
Man kann Religion ohnehin nicht ausschließlich auf naturwissenschaftlichem Weg beikommen.
So seh ich das auch mit der Religion: sie war ursprünglich für drei Disziplinen gut - 1. Welterklärung, 2. Konstitution einer funktionstüchtigen Ethik für eine Population, 3.) Sinnstifter für das Individuum.
2.) wurde von Philosophie, Jura, Soziologie und auch Psychologie übernommen, auch Bereiche wie die Spietheorie sind dort wirksam. Die Frage "warum Gutes tun" halt.
Daß man dafür keine Religion braucht sehe ich im täglichen Leben: ich glaube an keinen Gott und verhalte mich trotzdem nicht "schlechter" oder "unethsicher" meinen Mitmenschen gegenüber, als es Gläubige tun. Wäre Religion dafür nötig, gäbe es einen klar erkennbaren Unterschied im Verhalten von Gläubigen und Nichtgläubigen.
3.) natürlich gibt es Menschen, denen ihr Glaube zu großem innerem Frieden verhilft. Aber auch das geht ohne: wichtig ist mmn einfach die Anwesenheit zuverlässiger "Stützpfeiler" im Leben. Ob man diese nun über den Glauben oder irgendetwas anderes gewinnt ist jedem seine persönliche Sache. Dazu gehört evtl. @ Aquilas "höheres Selbst"... rein persönliche Erfahrungen sind Qualia und damit nach heutigem Kenntnisstand nicht falsifizierbar (s.o., "Spiritualität").
Mir fällt kein ernstzunehmender Wissenschaftler ein, der sich selbst zu einem Gott erklärt
Ovid hat geschrieben:
Hört sich nicht schön an, wäre ich auch nicht so dafür.
Aber angenommen es seien wirklich nüchtern betrachtet nur eine Menge relationale rein nach bestimmten Regeln ablaufende Funktionen, die uns die Liebe fühlen lässt. Was würde das auf höchstem Level konkret für einen Unterschied machen? Keinen.
Ob es nun so ist, oder viel unergründlicher, kann uns eigentlich egal sein. Noch besser: Gar nicht darüber nachdenken, wie es ist, sondern sich damit zufrieden geben und glücklich schätzen, dass die Liebe so ist wie sie ist und sich so schön anfühlt.
Sairen hat geschrieben:Ich könnte nicht in einer Welt leben, wo alle Gefühle nur von irgendeinem Gott mir vorgespielt werden.
Alles Ansichtsweise
Im Endeffekt gibt es keine Entschuldigung fürs gläubig sein