Ovid hat geschrieben:
Wenn du deine Ethik mit einer bestimmten Strategie besser umsetzen kannst, bedeutet das sicher, dass entweder deine Strategie sehr gut war oder deine Ethik sehr leicht umsetzbar oder beides zusammen.
Aber, dass deine Ethik besser bzw. ethischer ist, sagt das ja nicht aus (das festzustellen geht ohne bereits ethische Prämissen wohl auch kaum).
Was für andere Ethiken? Die sind bloß
Dummheit. Man lässt sich aufschwatzen, fremde Ziele zu verfolgen, statt die eigenen zu verfolgen.
Sascha hat geschrieben:Der Kluge versucht, seine Ziele mit ethischen Mitteln zu erreichen, und der Dumme mit unethischen.
Manchmal ist es hinreichend sicher und vielversprechend seine Ziele
unethisch zu erreichen.
Nur wenn du eine andere Definition von Ethik verwendest - wie oben eine Form der Dummheit.
In der Spieltheorie gibt es viele Situationen, bei der man beispielsweise gegen die goldene Regel verstößt, und trotzdem sein Ziel schneller erreicht als, wenn man sie eingehalten hätte.
Klar. Deswegen ist die Goldene Regel eben auch nicht so universell, wie Kant sich das vorstellte. Sondern nur eine einfache Heuristik.
Außerdem bin ich jetzt verwirrt. Ich dachte die individualistische Ethik bestimmt sich allein dadurch, dass man seine Ziele mit der bestmöglichen Strategie umsetzt.
Wäre die beste Strategie also zufällig, dass man jemanden ermorden muss, nennt sich diese Methode bei dir dann ernsthaft ethisch?
Nicht ganz. Man müsste vielleicht jemand töten, nicht jedoch jemand ermorden. Denn dieses Töten würde sich dann nicht Mord nennen, sondern eher Selbstverteidigung oder Nothilfe. Möglicherweise auch Heldentum im Krieg oder Durchsetzen der gerechten Strafe oder Wiederherstellung der Ehre oder so wie auch immer.
Obwohl es wohl, zur Verringerung von Widersprüchen mit dem üblichen Ethikbegriff, besser ist, zwei Aspekte der optimalen Strategie zu unterscheiden:
Ein Teil der optimalen Strategie ist oft genug, einfach nur das zu tun was man will. Dieser Teil ist im üblichen Sinn ethisch vertretbar, verstößt nicht gegen die Ethik, würde aber selbst kaum ethisch genannt werden. Ethisch im üblichen Sinn wäre das Verhalten, wo man auf die direkte Wunscherfüllung verzichtet, weil die zu hohe Risiken, Neben- oder Langzeitwirkungen hätte, wo also die optimale Strategie einen Umweg vorschreibt. Dies wäre im Sinne der üblichen Ethik dann ein Verzicht auf eigene Wünsche, weil diese gegen ethische Prinzipien verstoßen würden.
Sascha hat geschrieben:
Diese Zielvorgabe hat das Pech, dass sie ein Addieren von Größen verlangt, die nicht miteinander vergleichbar sind.
Sie geht davon aus, dass man Glücklichkeit und Wohlergehen messen kann, und zwar im Bewusstsein von Menschen.
Da geht es nicht nur um euphorische Höhen, sondern auch im die Interessn von Menschen. Es wird die Frage gestellt:
In was für einer Welt würde jemand leben wollen?
Wie diese Frage beim Vergleichen verschiedener Menschen helfen soll bleibt mir unverständlich.
Dass nicht alle ethischen Fragen sofort lösbar sind, macht dabei überhaupt nichts.
Aber es macht schon was, wenn nicht mal ansatzweise eine Idee da ist, wie man sowas machen könnte.
Aber eine Richtung gibt es ganz klar an. Mann kann also definitiv sagen ob etwas ethisch richtig ist, wie man auch in der Physik sagen kann, ob etwas physikalisch richtig ist (bzw. nicht falsifiziert wurde und gute Voraussagen macht)
Das sehe ich eben nicht. Außer in ein paar sehr einfachen Fällen, wo alle Menschen Variante A Variante B vorziehen, und somit ein Vergleich gar nicht notwendig ist.
Etwas ähnliches betreiben wie in der Medizin schon unentwegt. Wann ist denn ein Mensch wirklich gesund?
Geht daneben, denn die Antwort auf diese Frage braucht niemand.
Sascha hat geschrieben:
Hinzu kommt, dass ich überhaupt nicht einsehe, wieso ich Wohlergehen für Nazis anstreben sollte.
Aus dem ganz einfachen Grund, dass wir uns davon verabschieden müssen zu denken, wir hätten einen freien Willen.
Da denke ich aber gar nicht dran. (Was du mir ja gar nicht vorwerfen kannst, weil ich, nach deiner Meinung, ja gar keinen freien Willen habe, weswegen ich das einfach mal behaupten muss

)
So gesehen ist ein Nazi, der Interessen hat, die gegen alle anderen möglichen Interessen sind, ein sehr armes Schwein.
Er hat die "falschen" Gene abbekommen, war unglücklichen Umwelteinflüssen ausgesetzt und/oder die falsche Erziehung, und nun ist er leider ein Bewusstsein mit nationalsozialistischen Haltungen.
Bin ich froh, dass ich nicht so geworden bin. Es hätte prinzipiell ja jeden treffen können, ohne Eigenverschulden.
Du hättest auch ne Mücke sein können. Trotzdem lasse ich die nicht mein Blut saugen, sondern haue sie tot.
Von dem Konzept Schuld müsste man sich somit auch verabschieden.
Ne, Schuld ist ein sehr kluges Konzept. Jemand hat was getan, was Schaden hervorgerufen hat. Muss ich mich vor ihm vorsehen oder nicht? Wenn er das nicht wollte, sondern nur ausversehen oder aus Unkenntnis gemacht hat, also schuldlos, wird er auch ohne Strafe daraus lernen und das wird wohl nicht mehr vorkommen.
Aber wenn er den Schaden anrichten wollte, ist er gefährlich. Denn es ist zu befürchten, dass er auch mal mich schädigen will. Also ist es rational für mich, mich zu schützen. Entweder durch Vermeidung jeglichen Kontakts, also Boykott. Oder durch Bestrafung, um ihn von Wiederholungen abzuschrecken.
Außerdem: Natürlich siehst du nicht ein sich für irgendjemanden einzusetzen, außer natürlich es bringt dich deinem Ziel näher.
Ich kann dir also sowieso nur Gründe nennen, wenn diese sich in deinen Zielen wiederfinden.
Also zu Jungen gut zu sein, wird sicher Übereinstimmungen mit deinen Zielen finden.
Du siehst also, deine Ethik hat wenig mit meinen Zielen zu tun. Es mag für meine Ziele gut sein, mich auch Nazis gegenüber fair und anständig zu verhalten und nicht einfach so auf die einzuschlagen. Der Unterschied zwischen meinen Zielen und deiner Ethik bleibt aber erheblich.
Also gewiefte Verhandlungsmoralisten argumentieren da anders. Wenn ein Erwachsener mit einem Kind Sex hat, dann begeht er einen Informationsbetrug. Das wäre so als würde ein Versicherungsvertreter einem Kind eine sündhaft teuere unsinnige Versicherung verkaufen (missbrauchen).
Ein Kind kann aber einem anderen Kind keine teure Versicherung verkaufen - ihm fehlen die Informationen dazu. Was zwischen Kindern verhandelt wird, kann also niemals eine sündhaft teure Versicherung sein (Missbrauch) und deren Handlungen tragen somit auch eine ganz andere Bedeutung (Doktorspiele).
Ist zwar ein netter Versuch, aber auch nur inadequat. Denn der Versicherungsbetrüger weiß ja, dass er anstelle seines Opfers nie den Vertrag unterschreiben würde. Ich hingegen bedaure durchaus, dass ich in meiner Kindheit nie so "missbraucht" worden bin wie ich Jungs "missbraucht" habe.