Waldbär hat geschrieben:Ich gehe ferner davon aus, dass es sexuelle Handlungen gibt, die beide Partner als sexuelle Handlungen verstehen, aber sonst kaum jemand, auch nicht der Gesetzgeber; weil nämlich kindliche Sexualität u. U. anders funktioniert als erwachsene Sexualität und ich mir einbilde, mich in erstere einfühlen zu können bzw. selbst teilweise so zu empfinden.
Ja, ich habe schon überlegt, ob ich in die Umfrage eine Definition von "sexueller Handlung" mit aufnehmen soll. Laut Gesetz ist eine sexuelle Handlung bekanntlich eine solche, die "
unmittelbar das Geschlechtliche im Menschen betrifft"
(
Tröndle/Fischer, § 184f StGB, Rdnr. 2). Das
äußere Erscheinungsbild muss dabei den sexuellen Charakter erkennen lassen.
In meiner Umfrage bin ich von dieser gängigen Definition ausgegangen, als ich von "sexuellen Interaktionen" bzw. "sexuellen Handlungen" mit einem Kind gesprochen habe.
Natürlich ist es möglich, dass sich subjektive Empfindungen und Einschätzungen des Handelnden nicht mit dem äußeren Erscheinungsbild decken.
Wir sollten aber, denke ich, den sexuellen Handlungsbegriff nicht unbedingt subjektiv stark ausweiten.
Die Handlungen, die wir setzen oder wünschen, von denen wir sicher sein können, dass sie in der Außenwahrnehmung nicht als sexuell zu etikettieren sind, sollten wir auch subjektiv nicht als "sexuell" kategorisieren oder gar kommunizieren. Die Gefahr von Missverständnissen wird ansonsten doch enorm erhöht.
Das dahinterstehende Problem ist vielleicht ein ganz anderes: In unserer modernen, hochgradig sexualisierten Gesellschaft ist
das individuelle Glück in den Diskursen fast untrennbar an sexuelle Erlebnisse bzw. Interaktionen gebunden. (Und das war keinesfalls immer so, wenn wir in der Geschichte zurückgehen!). Durch diesen Umstand werden wir, meiner Meinung nach, fast
gedrängt, unsere Pädophilie mit sexuellen Interaktionen konnotiert zu sehen, selbst dort, wo diese Verbindung explizit gar nicht gegeben sein muss. (Das gilt z.B. auch für das beschriebene "Finger in den Mund stecken" u.a.) Und auch durch ein Kind in bestimmten Fällen sexuell erregt zu werden ist ja selbst keine sexuelle Interaktion und impliziert auch eine solche nicht. (Vgl. Punkt 2 in der Umfrage)
Es ist für unser (im gesellschaftlichen Sexualitäts-Glücks-Diskurs mitschwimmendes) Selbstwertgefühl - vor allem dann, falls wir neben unserer Pädophilie keine heterosexuellen Beziehungen zu erwachsenen Menschen haben können oder wollen - immer noch besser, uns als pädo
sexuell zu sehen, bevor wir uns vielleicht als asexuell sehen müssen bzw. als Menschen, die keine sexuellen Interaktionen haben und deren aktive Sexualität sich vielleicht auf Selbstbefriedigung reduziert.
Aber: Wir sind ja ohnehin Außenseiter. Und dann können wir uns doch eigentlich auch gleich gegen den oberflächlichen gesellschaftlichen Diskurs stellen, der individuelles Glück fast zwingenderweise mit sexuellen Interaktionen verbindet.
Pädophile Handlungen sollten für uns nicht an Wert verlieren, wenn wir sie - falls das auch den äußeren Tatsachen entspricht - nicht subjektiv als "sexuelle Interaktion" etikettieren, vielmehr ganz im Gegenteil.
Vielmehr könnten wir uns vergegenwärtigen, dass ganz im Gegensatz zum oberflächlichen gesellschaftlichen Diskurs ein erfülltes Leben an ganz andere Dinge geknüpft ist als an den "Zwang" zu sexuellen Interaktionen, ein Verständnispotential, das wir vielleicht sogar mehr als manche andere haben.
Das sind einfach meine persönlichen Gedanken zu dem, was ich in den letzten Postings hier gelesen habe.