@ sakura:
Ich bin in diesem Fall nicht Sally, sondern ihr weniger attraktiver, männlicher Gegenpart.
Welche Ansichten findest du konkret bescheuert?
Ich hab gehofft, dass das aus meinem Gespräch mit der Zitrone einigermaßen klar hervorgegangen ist. Um mich jetzt nicht selbst zu zitieren, will ich versuchen, im weiteren Verlauf dieser Antwort noch mal auf die Punkte einzugehen... ich hoffe übrigens, dass das jetzt nicht in die Hose geht, weil ich aus bestimmten Gründen wahnsinnig gute Laune hab und eigentlich lieber jeden in meiner Nähe abknutschen würde, als eine bissige und griffige Antwort zu formulieren. Werd aber mein Möglichstes zu tun versuchen
Ich werd also versuchen, deinen Standpunkt in eigenen Worten nachzuzeichnen, um sicher zu gehen, dass ich dich nicht missverstehe:
An erster Stelle steht für dich die Individualität eines jeden Einzelnen und die daraus hervorgehende Verschiedenheit aller von einander. Das ist ein Ansatz, der mir nachvollziehbar erscheint und dem ich gar nicht widersprechen möchte.
In einen Widerspruch begibst du dich in dem Moment, wo du ungeachtet ihrer Verschiedenheit von allen forderst, in einem Konsens zusammenzukommen. Denn damit wendest du dich von dem romantischen Bild des radikalen Individualismus ab, das du selbst vorher gezeichnet hast, und begibst dich einen Schritt rückwärts in der Geistesgeschichte auf einen aufklärerischen Standpunkt, der eine allgemeine Vernunft als verbindendes Moment aller Menschen annimmt. Aus individualistischem Blickwinkel ist diese Forderung natürlich blanker Unsinn und inakzeptable Gleichmacherei, da der Einzigartige sich keiner Masse subsummieren lässt und sich, insofern er konsequent ist, auch gar nicht darum kümmert.
Wenn du dann auch noch derjenigen, die sich weigert, dem Konsens beizupflichten, vorwirfst, eine Schandtat an der Individualität zu begehen, dann verdoppelt sich der Widerspruch, denn du schießt jetzt genau gegen denjenige Einzigartige, die zu unterstützen du ursprünglich vorgegeben hast, indem du dich weigerst, sie in ihrer Einzigartigkeit anzunehmen. Hier unterstelle ich dir Doppelmoral: Du nimmst es dir heraus, zu entscheiden, welches Individuum als solches anzuerkennen und welches abzulehnen ist. Somit verstößt du gegen deinen selbst aufgestellten Grundsatz: Jemanden gelten zu lassen, der so oder so ist und ansonsten kaum auffallen würde, das gehört zur Grundausstattung jeder Zivilisation.
Noch einmal also knappe Zusammenfassung der Kritikpunkte, nach denen du gefragt hast:
Demagogisch verhältst du dich insofern, als du unter dem Deckmantel des Individualismus gegen bestimmte Individuen Hetzte betreibst.
Sozialistisch verhältst du dich insofern, als du die Vereinbarkeit aller Menschen in deiner Forderung voraussetzt.
Ich leugne also nicht, dass du genau das bekämpfst, was ich dir vorwerfe. Ich kritisiere dagegen, dass du diejenigen Phänomene selber zelebrierst, gegen die du dich wendest.
So weit erst mal für den Augenblick. Wenn ich dich irgendwo missverstanden haben sollte, wäre ich sehr dankbar für eine knappe (oder auch ausführliche) Aufklärung!
Und jetzt zurück aus dem angry discussion mode in die ungezähmte gute Laune
Liebe Grüße,
Motörshumway