Hallo liebe alle,
Zunächst einmal möchte ich Ihnen herzlich für die vielen Kommentare und die Fragen danken, auf die ich gerne nochmal eingehe.
Insbesondere den Hinweis zu meinem Schreibstil möchte ich aufnehmen: Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass dieser teilweise irritieren kann, da ich mich doch bemühe relativ 'professionell' und mit etwas 'Distanz' zu schreiben. Ich möchte mich mit dieser Form nicht etwa von Ihnen als Person abgrenzen oder Sie in irgendeiner Weise vorführen oder zum Schaustück machen - ganz im Gegenteil geht es mir in meiner Arbeit darum, mit Ihnen offen und ehrlich in Kontakt zu kommen und Ihre Lebenswelt und Ihre Perspektiven kennen zu lernen und aufzunehmen, die ja in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit wenig präsent sind.
Zugleich ist es mir ein Anliegen, dass Menschen mit einem Teilnahmeinteresse gut darüber informiert sind, was meine eigene Position angeht: Gerade deshalb bemühe ich mich in meinen Posts hier etwas formaler zu schreiben. In einem informelleren Schreibstil sehe ich die Gefahr, dass mein eben nicht nur persönliches, sondern auch wissenschaftliches Interesse etwas untergehen könnte. Ich hoffe, ich habe mit meinem Versuch, dies von Anfang an zu klären, niemanden abgeschreckt.
Im konkreten Interview verhält sich dies wiederum anders: Nachdem vorher die Formalia geklärt sind, erzähle ich gerne auch nochmals mehr von mir und meiner Person - wenn gewünscht, füge ich dies auch hier nochmals ein - und freue mich dann, mit Ihnen in ein möglichst offenes Gespräch zu kommen und Ihre Perspektive kennen zu lernen. An dieser Stelle wird es also deutlich informeller. Mit meinem Schreibstil war mir entsprechend nur wichtig, vorher meine Position als eben auch Wissenschaftler deutlich zu machen.
Nun zu den weiteren Fragen:
1) kein konkreter Fragenkatalog
Sehr kann ich den Wunsch nachvollziehen, einen konkreten Fragenkatalog vor einem Interview zu sehen oder diesen direkt digital auszufüllen. Leider muss ich diesen allerdings enttäuschen. Wie LeGo angedeutet hat - vielen Dank dafür - geht es mir mit meinem qualitativen Vorgehen darum, offen an Sie als Personen und Ihre Perspektiven heranzugehen und möglichst wenig von meinen eigenen Vorerwartungen mitzubringen. Sicherlich haben sich in den letzten Interviews schon einige wiederkehrende Aspekte herauskristallisiert - sehr freue ich mich aber über jede einzelne Perspektive, da sie auf ihre Art in jedem Fall neu ist. Im Interview starte ich somit mit einer grundlegenden Frage dazu, wie Sie dazu gekommen sind heute so mit ihrem sexuellen Interesse zu leben, wie sie es tun - und überlasse Ihnen anschließend das Wort. Sie können dann gern alles erzählen, was für Sie wichtig ist - anschließend habe ich dann hauptsächlich Nachfragen zu dem was Sie vorher erzählt haben. Im Sinne dieses sehr offenen Vorgehens, kann ich Ihnen also leider keinen konkreten Fragenkatalog posten. Ich hoffe, dies ist für Sie nachvollziehbar.
2) Zielgruppe
Was die Zielgruppe meines Projektes angeht, versuche ich gerne, diese nochmals genauer zu beschrieben. Bewusst habe ich die entsprechende Formulierung bisher recht offen gehalten, damit ggf. auch Menschen, die sich selbst nicht als ‚pädophil‘ identifizieren, sich darin wiederfinden. Was den zweiten Halbsatz der Formulierung
„Männer mit sexuellem Interesse an Kindern, die aber – aus welchem Grund auch immer – keine sexuelle Handlungen mit diesen möchten“
war es mir ein Anliegen, dies ebenso zu handhaben. Entsprechend sind alle der genannten Gründe absolut passend: Sowohl sich selbst als asexuell zu erleben wie cortejador im Nebensatz angedeutet hat, als auch Mitlesers Satz zum „Wohl des Kindes“ vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Klimas wie auch Erwartungen von Konsequenzen für sich als Person oder für ein Kind, wollte ich in durch diese Formulierung einschließen. All diese Gründe sind somit herzlich willkommen. Gerne möchte ich mit Ihnen ins Gespräch kommen.
3) Meine Perspektive
Gerne gehe ich im Anschluss an Mitlesers letzten Kommentar auch nochmals auf meine Perspektive ein. So kann und möchte ich mit den Interviews keine Form von „Einblick in das Seelenleben“ (s.o.) leisten. Da ich keine Ausbildung in Psychologie und schon gar keine in Tiefenpsychologie habe, möchte ich mir so etwas nicht anmaßen. Als Soziologe geht es mir eher darum, nachzuvollziehen, auf welche Art und Weise Sie sich mit Gesellschaft auseinandersetzen und was vor dem derzeitigen gesellschaftlichen Hintergrund ein sexuelles Interesse an Kindern/eine Pädophilie für Sie in ihrer Lebensführung und ihrer Perspektive bedeutet.
4) Erweiterung und Zuschnitt der Zielgruppe
Vielen Dank an cortejador für die entsprechenden Vorschläge zur Erweiterung meiner Zielgruppe. Aus verschiedenen Gründen sind diese leider nicht wirklich aufnehmbar. Zum einen glaube ich, dass Menschen, die selbst ein sexuelle Interesse an Kindern ‚verdrängen‘ nur sehr schwer für irgendeine Form von Gespräch darüber zu erreichen sind – selbiges gilt für Menschen, die dies aus Gründen der ‚Machtausübung‘ tun. Zum anderen möchte ich mir auch ein solches Urteil und eine Einteilung von Menschen wie gesagt (s.o.) nicht erlauben.
Die aktuell gewählte Idee für eine Gruppe an Menschen, mit denen ich gerne in Kontakt kommen möchte, geht sodann vor allem auf Überlegungen zum Verhältnis von Gesellschaft und Pädophilie zurück. Ungern möchte ich hier Gruppen vermischen oder Gefahr laufen, aufgrund zu vieler Interviews, eine Aufarbeitung der Interviews nicht gut unternehmen zu können.
5) strafrechtlich relevante Informationen
Da auch die Vermeidung strafrechtlich relevanter Informationen als Grund für meine Zielgruppe genannt wurde, möchte ich darauf hier noch kurz eingehen: Zunächst der Hinweis, dass alle Menschen unabhängig von möglichen Straftaten etc. herzlich zu einem Interview eingeladen sind. Auch von meinen bisherigen Interviewpartnern habe einige von Strafverfahren u.ä. berichtet – andere wiederum nicht. Wichtig – und dies empfinde ich als den unangenehmsten Abschnitt vor jedem Interview – ist, dass ich Sie auch vor einem Gespräch nochmals darauf hinweise, dass ich strafrechtlich relevante Informationen, die nicht ein abgeschlossenes Verfahren o.ä. betreffen, gerne ausschließen möchte. Dies ist darin begründet, dass ich zwar absolut dem Datengeheimnis unterliege und keine Informationen über Sie weitergeben darf und werde, es aber möglich ist, dass – sollte ein Gericht von diesem Interview erfahren – ich zu einer Aussage verpflichtet werde. Um beidseitig somit Sicherheit zu gewährleisten, möchte ich Sie somit darum bitten, diese Aspekte nicht zu benennen.
6) PGP-Key
Vielen Dank an Mitleser für den Hinweis auf den PGP-Key. Da ich kein passendes Feld gefunden habe, um diesen hier in diesem Forum einzufügen, habe ich zunächst nicht gepostet. Gerne füge ich ihn aber als extra-Post hier an.
Ich hoffe, ich konnte die genannten Fragen und Themen beantworten. Fragen Sie gerne weiter nach, wenn noch etwas offen sein sollte. Ich freue mich, wenn Sie Lust auf ein Gespräch mit mir haben. Gerne erreichen Sie mich dazu weiter unter
brodersen@campus.tu-berlin.de oder per Threema über die ID MSXHYK4K.
Herzliche Grüße,
Folke Brodersen