Mir will es auch nicht in den Kopf, warum gerade bei Sex so ein Aufhebens gemacht wird. Es gibt so viele andere Dinge, die für Kinder mindestens genauso gefährlich sind, oder sogar noch viel gefährlicher, aber trotzdem schließt man Kinder nicht prinzipiell aus solchen Aktivitäten aus, sondern trifft eben besondere Maßnahmen, um deren mangelnde Erfahrung, ihr mangelndes Wissen und ihre mangelnden Fertigkeiten auszugleichen. Seien es nun Schwimmflügel beim Schwimmen, Stützräder am Fahrrad, Seil und Fallnetz beim Klettern, ein kleineres Spielfeld und ein weicher Ball beim Fußballspielen oder was auch immer.
Bei all diesen Dingen sind immer auch Erwachsene dabei, um Hilfe und Unterstützung zu geben, aber Sex, dieses
gefährliche Ding, da darf sich um Gottes Willen bloß keiner einmischen, höchstens aus der Ferne darf man "Doktorspiele" mit anderen Kindern zulassen, ansonsten muss bis zum 18. Lebensjahr alles, was mit Sex zu tun hat, von den Kindern ferngehalten werden, insbesondere natürlich auch Porno und Co., weil die ja weit von jeglicher Realität entfernt sind, und man Kinder und Jugendliche nicht damit verstören will.
Irgendwie ist es ja komisch, dass wir Sex als ein so negatives, schlechtes, verwerfliches Ding betrachten, was höchst gefährlich für Kinder ist, so dass man es unbedingt aus der Welt der Kinder heraushalten muss. Klar, es gibt auch andere Dinge, die Kinder nicht tun dürfen, Autofahren zum Beispiel, oder Alkohol trinken, weil es eben sehr gefährlich sein kann und man reif genug sein muss, um Gefahren frühzeitig zu erkennen. Komischweise dürfen Kinder aber durchaus - entsprechen gesichert mit Kindersitz und Co. - im Auto mitfahren, und auf der Party versteckt keiner das Bier- oder Weinglas, sondern man bietet Kindern eine Alternative an.
Warum ist denn Sex oder auch schlichtweg Nacktheit überhaupt so interessant für uns? Weil es etwas
Besonderes ist, etwas, was es eben nicht tagein, tagaus gibt, und das macht die Sache so spannend und löst schöne Gefühle in uns aus. Und dass Nacktheit beim anderen Geschlecht schon im Kindesalter interessant wird, dürfte auch niemanden überraschen, schließlich hüllen wir uns fast permanent in Kleidung, und machen die Sache erst recht interessant, wenn diese Hüllen mal fallen. Die Gesellschaft achtet sehr darauf, dass dies auch so bleibt, also ist Nacktheit weiterhin auf eng umrissene Bereiche begrenzt und Sex für Kinder grundsätzlich tabu.
Fassen wir also zusammen: Ja, Sex ist etwas Besonderes, und ja, Sex kann gefährlich für Kinder sein. Wir als Erwachsene müssen darauf achten, dass Kinder vor jeglichen Gefahren geschützt werden, und es obliegt stets unserer Verantwortung, dass Kinder sich auch untereinander nicht in Gefahr bringen. Auch scheint Sexualität so etwas wie die Essenz der Persönlichkeit an sich zu sein, so dass streng darauf zu achten sei, dass es hier niemals zu einer Beeinflussung von außerhalb kommen darf. Ein Kind solle und dürfe in jeglicher Hinsicht nicht mit sexuellen Dingen belastet werden, sondern müsse diesen Bereich eigenverantwortlich ohne Beeinflussung von außen meistern. Sie könnten ansonsten an einem Schock sterben, schreibt hier jemand...
Vielleicht wäre es einfacher, wenn man den Sex etwas entmystifizieren würde? Gerade das Verbotene ist für uns Menschen doch so verlockend, weil wir damit eben Grenzen austesten können, weil es uns "den Kick" gibt. Wäre Nacktheit ganz normal, und würde man Mädchen und Jungen nicht schon im Grundschulalter bei gewissen Dingen trennen, würde sich diese Aura des Geheimnissvollen gar nicht erst entwickeln, und wir könnten "ganz normal" damit umgehen. Niemand müsste mehr Angst haben, dass die Pädos sich im stillen Kämmerlein etwas zusammenphantasieren, was so krass von der Realität abweicht, denn wir würden unbefangen aufwachsen und Sex nicht als diese unglaubliche Besonderheit ansehen, als die sie immer dargestellt wird.
