Aufklärung meint folglich die allmähliche Einweisung des Kindes in die
Sexualität der Erwachsenen, z.B. dass Erwachsene im pflegerischen Umgang
mit dem kindlichen Körper die Genitalien nicht tabuisieren und das
genitale Berührungen in Form von Selbstbefriedigung zugelassen werden.
Man wird sich in diesem Diskurs ewig im Kreis drehen. Diese "cocosche" Zirkelschlusslogik beruht auf paradigmatischen Hypothesen (Kalkül A: etwas ist schädlich, weswegen jemand, der behauptet auf diese Weise nicht geschädigt worden zu sein und Kalkül B vertritt, offenbar geschädigt sein muss - "sozial"ethisch"desorientiert". Was zwangsläufig [geiles Wort] zu Selbstzweifel, sozialer Ausgrenzung und schlechtem Prestige führt. Und Kalkül A somit bewiesen ist).
Und sie beruht auf der Verwendung einer bestimmten Sprache. In diesem Fall wird der biologische Begriff "Sexualität" genommen. In 99% aller Beispiele (Medienspiegel) hat Sexualität gar keine Bedeutung; selbst wenn hier auf den sexuellen "Trieb" abgestellt wird. Eigentlich geht es konkret um Freundschaft, Verliebtsein und erotische Gefühle². Obwohl dem hier jeder zustimmt, wird intrinsisch ganz selbstverständlich mit biologischen Begriffen operiert. Das ist für mich nur Beleg dafür, dass man sich nicht mit dem eigentlichen Problem beschäftigen will: warum reden und handeln wir so wie wir es tun?
²Falls es jemandem aufgefallen ist. Ich habe es ausgesprochen unkonkret formuliert. Das innere Auge hat wie selbstverständlich viele kleine dunkle Flecken. Nenne man es Zensur, Anstand, Scham, Neurose, Sitte, Unterbewusstsein oder Moral. Natürlich sagen wir nicht was wir eigentlich sagen wollen.
Wo also unterscheidet sich die Sexualwissenschaft - genauer die (falls es das gibt) "Entwicklungspsychologie der Sexualität" - grundlegend von Bereichen wie der Philosophie und Theologie?
Ich gehe soweit zu sagen, dass es einen vollständig aufgeklärten Menschen nicht geben kann. Das Gehirn und die menschliche Entwicklung in unserer Gesellschaft ist so komplex, dass es unausweichlich zu neurotischen oder psychischen Störungen kommt (Diese Anfälligkeit ist auch bei Primaten bekannt). Feste archaische Sitten und Regeln und vertraute Rituale gehören zu unserer inneren Stabilisierung - wie es auch übereinkommende Vorstellungen (Feindbilder) von schlechten Menschen(gruppen) tun. Genauer betrachtet ist dies keine Folge unseres kulturellen Gemeinschaftsgefühls, sondern die notwendige Vorraussetzung. (Diese Gruppenkontrasteffekte wurden ziemlich eindrücklich von J.Harris beschrieben)
Mich interessieren hier aber ganz andere Aspekte der sozialen Reifung:
- warum gilt in der "sexuellen Entwicklungsphase" quasi das Gebot der Polygamie?
(bzw. fluktuativen Polygamie)
- Wie steht es mit der Empfängnisvergütung, sorry, Unterhaltspflicht für wohlhabende minderjährige Väter -- oder Mütter?
- Hat die Entwicklung von Milchzähnen und echten Zähnen ähnliche hormonelle Relevanz wie die Menarche oder Orgasmusfähigkeit?
- Welchen Einfluss hat die schulische Sozialisation in gleichaltrigen Kohorten (Klassensystem)
- Inwieweit hat die Grösse der Amygdala Einfluss auf Ängste und das sexuell konforme Verhalten? Und welche Bedeutung hat die Grösse der Gruppe (z.b. eine Stadt)
- In welchem Verhältnis steht das Erbrecht zum Sexualstrafrecht?
- Was hat "Rassismus" (Mischlingsschande) mit Sexualität zu tun
- Was hat eine "intersoziale" Heirat (zwischen unterschiedlichen ges. Schichten) mit dem gegliederten Schul- und Klassenssytem zu tun
- Gibt es eine Scham auch bei völlig unbekleideten Naturvölkern? Und ist diese von körperlicher oder sozialer Natur
ps
- Wie ist das Aufwachsen in der sog. Kernfamilie zu bewerten. Eine Situation, die nicht nur hinsichtlich der permanenten Inzest-Aversion interessant ist, sondern auch von architektonischer Bedeutung. Immerhin sind weltweit die Dörfer und Städte als Kern-Familien-Einheiten konzipiert. Und nicht nur die kirchlichen Vertreter betrachten die Familie - somit zurecht - als eine Zelle. Wennauch ich es nicht als "Die" Zelle der Gesellschaft anerkenne, aber durchaus als gesellschaftlich relevent.
Die gesellschaftlichen Zellen bestehen in Peergroups, Jobgemeinschaften, Freundeskreisen, Sportvereinen, sonstigen Organisationen (z.b "religiös") und eben den Familienbanden.