
Wow!
So komprimiert noch einmal zu lesen,
wie es dir geht, schmettert einen ganz schön zu Boden.
Was soll ich sagen?
Vermutlich nichts.
Vielen Dank für deine Antwort. Vielen Dank für die Mühe, die du dir gemacht hast.
Wenn du von Depression sprichst, sprichst du von etwas, was mir (und sicher sehr vielen anderen hier) sehr bekannt ist. Ich habe auch depressive Tendenzen, die mal mehr mal weniger da sind und das Leben sich doppelt so schwer anfühlen lässt. Eine Freundin von mir leidet unter Depressionen seit ich sie kenne. Ich habe schon einige dunkle Täler mit ihr beschritten. Dazu kommt, dass sie eine posttraumatische Belastungsstörung, eine Borderline-Diagnose und eine Essstörung hat. Sie hat schon einiges durch an Klinikaufenthalten, Langzeittherapien, ambulant wie auch stationär.
Ich habe sie schon vor ihrer Zimmertür geschlafen, weil sie mich nicht bei sich haben wollte, ich aber Angst hatte, dass sie sich was antut. Ich habe sie schon in die Klinik gefahren, ich habe kurz gesagt: schon sehr nahe und sehr intensiv ihren Kampf mit sich selbst erlebt. Ein schrecklicher, grausamer Kampf. Und für nichts in der Welt möchte ich auch nur einen Tag mit ihr tauschen. Aber ich würde auch in der dunkelsten Stunde nicht von ihrer Seite weichen. Sie hat mir auch oft erzählt ... von diesen Mauern. Ihr habt zwar eine sehr unterschiedliche Hintergrundsituation, aber was auf jeden Fall Parallen sind, ist diese Haltlosigkeit durch den Wegfall dieser Mauern.
Seit sie sich das erste mal in Behandlung gegeben hat, versucht sie sich über Wasser zu halten. Sie sagt, diese Mauern kann sie so nie wieder aufbauen, dafür ist nun zu viel passiert und zu viel in ihren Kopf gepflanzt worden. Dieser Wegbruch der Schutzmauer hat sie sogar dazu "getrieben", sich mit allen möglichen Drogen den Kopf zuzuknallen, als kurzfristige Erlösung. Allerdings kam danach immer wieder das böse Erwachen. Und nichts war besser. Ich merke an ihr wie viel Kraft sie immer und immer wieder aufwenden muss, um diesen Kampf nicht aufzugeben. Wieder eine Therapie, sich wieder mit sich auseinander setzen, wieder anfangen ... nicht aufgeben und dabei nie wissen, ob da wo sie geht, ein Weg auf sie wartet.
Aber sie sagte mir, ähnlich wie du, dass sie -so hoffnungslos sie schon war- immer wieder weiter macht. Denn was bleibt ihr übrig? Du hast natürlich auch die Wahl aus der Situation zu fliehen, vielleicht gibt es einen Punkt, an dem dir der Schmerz, den du hinterlassen wirst, zu gering erscheint (bitte lass diesen Zeitpunkt niemals kommen). Vielleicht ist es bei ihr auch irgendwann der Fall.
Immer, wenn sich in unsrem Leben etwas bewegt, geschieht etwas. Sei es gut oder schlecht. Veränderung ist Leben! Aufgeben und Stillstand der Tod!
Aber so lange wir innehalten in einem Zustand sind wir leblos und lassen die Chance auf Veränderung verstreichen.
Vielleicht ist Therapie als lebenslager Begleiter nicht die Aussicht, mit der man motiviert weiter machen möchte,vor allem nicht, wenn man nicht weiß, was es bringen wird, aber es ist ja nirgends geschrieben, dass es so sein muss.
Ich weiß, für einen Menschen, der mit seinem Wesen "besser in die Welt zu passen scheint" (also hier: keine pädophilen Neigungen hat, mit denen er einen Lebensweg finden muss), ist das alles viel leichter zu sagen. Und ich sags trotzdem, weil ich hoffe, dir damit ein bisschen Lebensmut zu transportieren. Trotz allem was da ist und nicht wegzuwischen ist.
Forbidden Love hat geschrieben:Ich habe mich sehr über das von Dir geschriebene gefreut. Ich fände es eher töricht von Dir, wenn Du nicht schreiben würdest!
Danke!
