ARD - Fr, 26.03.10 | 21:45 Uhr
Der Film liefert keine Antworten
Mit dem TATORT "Unter uns" haben Regisseurin von Trotta und Autorin Katrin Bühlig einen gesellschaftskritischen TATORT produziert, der zum Nachdenken anregen wird.
Der TATORT "Unter uns", der als Eröffnungsbeitrag auf dem 3. Deutschen Krimi-Festival vorab den Zuschauern präsentiert wurde, wurde am 30. September 2007 in der ARD erstgesendet. Die Ermittlungen von Fritz Dellwo und Charlotte Sänger konzentrieren sich anfangs auf einen Geiselnehmer, der eine Beamtin des Arbeitsamts in seiner Gewalt hat und ihren Kollegen erschossen hat. Als die Ermittlungen jedoch stocken, nehmen Charlotte Sänger - und später auch ihr anfangs zögernder - Kollege Fritz Dellwo einen Hinweis der 8-jährigen Ronja auf und decken ein skandalöses Geheimnis innerhalb der arbeitslosen Familie Winterberg auf, die in der unmittelbaren Nachbarschaft des Kommissars-Duos wohnen. Diese Nähe soll auch im Titel der Folge Unter uns Niederschlag finden, sagte die Autorin Bühlig: Das Elend der Gesellschaft sei quasi mitten unter uns.
Mit der Realität vermischt
Die Idee zu diesem Stoff habe der HR mit der Autorin und der Regisseurin entwickelt, erklärte HR-Fernsespielchefin Liane Jessen auf der Eröffnungsveranstaltung des 3. Deutschen Krimi-Festivals in Wiesbaden. Katrin Bühlig habe genau recherchiert, habe dafür auch Gerichtsprozesse besucht und die Thematik genau aufgearbeitet. Als die Idee zu diesem TATORT entstand, war von einem großen Fall in der Presse zu lesen, wo eine Frau aus Hamburg-Fuhlsbüttel ihre Kinder vorsätzlich verdursten ließ. Auch der "Fall Jessica" geriet später in die Schlagzeilen, existierte bei der Entwicklung von "Unter uns" laut Bühlig noch nicht. Bühlig: "Leider haben viele weitere schreckliche Fälle die Arbeit an diesem TATORT begleitet", so dass sich beim Schreiben die Folge mit realistischen Fällen vom Versagen einiger Eltern vermischt habe.
Der TATORT gerät später im Finale zu einer gesellschaftlichen Anklage, die jeden wachrütteln muss. Der vielschichtige TATORT erzählt mehr als nur die bloße Geiselnahme einer Mitarbeiterin aus dem Arbeitsamt. Vielmehr erzähle der Film die Entwicklung von fünf Frauen, die vom Schicksal hart geprüft werden und auf ihre ganz eigene Weise damit umgehen, so Regisseurin Margarethe von Trotta. Sie seien allesamt Opfer.
Endet alles in Gleichgültigkeit?
Jessen sagte, das Ende des Film sei in der Redaktion lange und ausgiebig diskutiert worden. Sie sei noch immer nicht glücklich mit diesem Ende, weil es keine Antworten liefere. Sie habe die Autorin immer wieder gefragt, warum Eltern solche Dinge zulassen könnten. Sie könne nicht verstehen, wie eine Mutter beispielsweise ein Kind verhungern lassen kann. "Wo beginnt die Mutterliebe?", fragte Jessen. Bühlig ergänzte, dass es hierfür auch keine wissenschaftliche Erklärung gebe, eine Antwort darauf stehe aus. Sie habe versucht, das Verhalten der Menschen auf eine andere Ebene zu bringen; in einer Szene sagt Fritz Dellwo zu seiner Kollegin Sänger, alles ende "schließlich in Gleichgültigkeit" und Desinteresse.
Ergreifender Film
Die Reaktionen aus dem Publikum des Caligari-Filmkinos in Wiesbaden waren eindeutig: ein sozialkritischer Film, der ergreifend die Schicksale aufzeigt. "Ich habe ein paar Tränen unterdrückt", sagte eine Besucherin. Trotta sagte, es sei gut, wenn die Menschen darüber noch Tränen vergiessen könnten und dieser Film zu einem besseren Bewusstsein beitrage.
Francois Werner
Quelle: http://www.tatort-fundus.de/web/muell/f ... orten.html
Personen:
Charlotte Sänger: Andrea Sawatzki
Fritz Dellwo: Jörg Schüttauf
Rudi Fromm: Peter Lerchbaumer
Wolfgang Kunert: Michael Brandner
Karin Kunert: Franziska Walser
Heidi Ganz: Lena Stolze
Bea Kubitz; Ulrike Krumbiegel
Ines Winterberg: Susanne-Marie Wrage
André Winterberg: Stefan Jürgens
Ronja Kubitz: Charlotte Lüder
Kinderärztin: Therese Affolter
Gerlinde Schmidt: Traute Hoess
Dr. Scheer: Thomas Balou Martin
Jan Gröner: Sascha Göpel
Gerichtsmedizinerin: Iris Böhm
Ina Springstub: Chrissy Schulz
und andere
Musik: Chris Heyne
Szenenbild: Börries Hahn-Hoffmann
Kamera: Axel Block
Buch: Katrin Bühlig
Regie: Margarethe von Trotta
(Erstsendung 14.10.2007)
http://programm.daserste.de/pages/progr ... 4BCC10AF0F

http://www.youtube.com/watch?v=mOW9bnMHZbg
http://www.youtube.com/watch?v=0N8UNjnmcJo
Warnung:Ein Tatort, der unter die Haut geht und niemanden kalt lässt, wer was für Kinder übrig hat!