
Obwohl die Änderungen nach Angaben des Verlags "geringfügig" und "Sorgfältig abgewogen" waren, wurden mit Hilfe so genannter Sensitivitätsleser - sie durchforsten die Bücher nach unerwünschten Begriffen, Sensibilitäten und Stereotypen - mehrere hundert Änderungen durchgeführt und Passagen hinzugefügt oder umgeschrieben. Dies, "um sicherzustellen, dass die Geschichten auch heute noch von allen gelesen werden können".
Die Liste der Änderungen ist aber lang und vielfältig. Rassistische, diskriminierende und beleidigende Texte wurden so angepasst, dass sich Kinder nicht verletzt oder beleidigt fühlen müssen. Die Bücher wurden so weit wie möglich geschlechtsneutral gestaltet, so dass Wolkenmännchen und kleine Männchen jetzt "Wolkenmenschen" und "kleine Menschen" heißen - ähnlich wie das moderne: "Menschen" menstruieren, (statt Frauen menstruieren). Auch erniedrigende Bezeichnungen werden gestrichen. So sind beispielsweise "dick" und "hässlich und brutal" nicht mehr erlaubt, sondern werden durch "enorm" und "brutal" ersetzt. Die Großhexe aus 'The Witches' fehlt nun keine zwei Finger mehr, da sonst eine Behinderung mit Bösartigkeit assoziiert werden könnte.
Nun frage ich mich, wer entscheidet, wann die Grenze der künstlerischen Freiheit überschritten wird, und ob überhaupt eine Grenze gezogen werden sollte, wenn es um die künstlerische Freiheit geht. Dieser Trend droht zu einer Form von kulturellem Vandalismus zu werden. Wir werden doch wohl nicht die Nachtwache übermalen oder Tristan und Isolde umschreiben? Die von den Aktivisten vorangetriebene 'Wachkultur' nimmt meiner Meinung nach immer mehr Züge eines Orwell'schen Zustands an, in dem die Freiheit der Themen und Wortwahl zunehmend eingeschränkt wird.

Die Befürworter einer inklusiveren Sprachverwendung behaupten, dass sie Kinder vor Beleidigung und Diskriminierung schützen wollen, die u. a. auf ethnischen und geschlechtsspezifischen Stereotypen beruhen. Nur wenige fragen wie Kinder selbst darüber denken und ob sie nicht - mit den notwendigen Vorinformationen zu einem Buch - ihre eigenen Einschätzungen über richtig und falsch, den Unterschied zwischen Fiktion und Nicht-Fiktion und Kontext treffen können. Ein Kind sollte meiner Meinung nach lernen, selbst kritisch darüber nachzudenken, was manche Texte bedeuten könnten, und sich ein eigenes Bild von den Figuren machen können. Wenn man anfängt, die ganze Geschichte zu durchbuchstabieren und mit Fußnoten, Anmerkungen und Kommentaren zu versehen, limitiert man, so fürchte ich, auch die Vorstellungskraft der Kinder.
Geht man generell nicht allzu vorsichtig um mit den so genannten zarte Kinderseelen? Der niederländische Verleger von Dahls Kinderbüchern ist zumindest in diesem Fall dieser Meinung und weigert sich vorerst, die Adaptionen in die Übersetzung aufzunehmen.
Was meint ihr? Ist es zulässig, dass Kunst und Literatur bearbeitet werden, um eventuelle Empfindlichkeiten und Unbehagen bei Kindern zu vermeiden? Oder könnte sich das auch negativ auf das Beurteilungsvermögen von Kindern auswirken?
Das sagen einige Kinder dazu:
RosaIch denke, wir sollten so wenig Leute wie möglich beleidigen. Dass es herausgenommen wurde, macht mir nichts aus. Es macht deswegen nicht weniger Spaß zu lesen.
SimonWenn es geändert wird, denke ich, dass er selbst dabei sein sollte. Aber jetzt können wir nichts mehr daran tun.