So etwas ist eine Grundsatzdebatte und gerade die Verfechter der Theorien, dass sowas pränatal vorbestimmt wäre, blenden gerne alle widersprechenden Befunde aus. (damit meine ich nichtmal Dich, sondern diejenigen, die für sowas ernsthaft ihren wissenschaftlichen Titel herhalten, obwohl sie die tatsächlichen Forschungsergebnisse kennen).
Siefert schreibt auch nicht irgendwas dahin, sondern er betrachtet "Talent" im zeitlichen sowie im kulturellen Kontext, analysiert Lebensläufe (wie den von Mozart, Charles Darwin, Michael Schumacher oder Boris Becker), gibt einen Überblick über verschiedene Studienergebnisse und Entstehungstheorien und stellt neuste Ergebnisse aus der Hirnforschung vor.
Gerade letzteres ist sehr interessant. Denn die dynamischen Veränderungen im Gehirn beim Erlernen von Talenten sind nachweisbar (dies kann nunmal auch keiner ausblenden, der diese Ursachentheorie nicht mag) - genauso wie diese Veränderungen bei Personen nachweisbar sind, denen man ein "Talent" zugesteht.
Mag sein, dass Du das für Deinen Einzelfall anders siehst. Ich bezweifel aber (sorry), dass es Dir gelingen kann, alle Faktoren dabei einzubeziehen um zu diesem Schluss zu kommen. Schließlich kann das Talent zum Zeichnen auch bereits früher erlernt worden sein - oder ähnliche Dinge, die dann wiederum das Zeichnen erleichterten. Und überhaupt: Das damit anfangen und üben ist schließlich der erste Schritt, so etwas so gut zu erlernen, dass man später dies als "Talent" ansehen kann.
Tropi hat geschrieben:Nach Werner Siefers Theorie aber müsste ich ja irgendwann auch dieses Talent erwerben, wenn ich nur eifrig weiter lerne, aber meine Talentlosigkeit in Sachen Musik wird mich ständig behindern, bzw. den Vorsprung des Talentierten vergrössern, weil er durch sein Talent die Noten besser kapiert, und wenn ich irgendwann die Noten begriffen habe, wird er schon ganze Musikstücke schreiben können.
Das ist zu einfach. Man müsste für zwei verschiedene Menschen von der ersten Sekunde des Lebens an exakt die selben Bedingungen schaffen, um tatsächlich nachweisen zu können, dass dieses Musik-Talent angeboren wäre und nicht erlernt werden kann.
Verstehst Du, was ich damit sagen Will? Es gibt zu viele postnatale Faktoren, um diesen Vergleich mir nichts Dir nichts mit zwei 30-Jährigen zu machen. So funktioniert das nicht!
Tropi hat geschrieben:Er hat dann zwar ein Können erreicht, aber das ist nicht gleich zu setzen mit Talent.
Vielleicht sollte man "Können" und "Talent" einfach mal nicht so sehr isoliert voneinander betrachten - so als wären es zwei verschiedene Dinge

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lg kim